#62 Literatur und Behinderung – Live von der Leipziger Buchmesse

Raul und Karina sitzen auf der Leipziger Buchmesse auf einer Bühne und sprechen in Mikrophone.
Die Neue Norm war live auf der Leipziger Buchmesse. Foto: Leipziger Messe GmbH / Niclas Schmidt
Lesezeit ca. 2 Minuten

In Episode 62 brechen wir mal wieder mit der “Norm”, denn sie besteht aus zwei Teilen: Raúl und Karina, live von der Leipziger Buchmesse und Jonas mit Karina, aus dem Studio! Wir sprechen über Literatur mit behinderten Protagonist*innen und typische Klischees über Behinderung in Medien. Ob den Autor*innen, der von uns gelesenen Büchern, die Darstellung behinderter Menschen geglückt ist, erfahrt ihr in dieser Folge unseres Bayern 2 Podcasts.

Das Transkript zur Podcastfolge “Literatur und Behinderung”

Alle Folgen des Podcasts zum Nachhören:

Alle Folgen des Podcasts zum Nachlesen:

Leider ist die Darstellung von Behinderung auch heute noch oft stereotyp. Oft werden behinderte Menschen auf ihre Behinderung reduziert und diese dann genutzt, um für nicht-behinderte Menschen zum einen als Inspiration zu dienen (Inspiration Porn bzw. Held*innengeschichten). Wir erwähnen im Podcast als Beispiel für Inspiration Porn den Film “Ziemlich beste Freunde”. Auf der anderen Seite werden behinderte Menschen in Filmen auch häufig zu endlos leidenden Opfern gemacht, so z. B. in der Kinderserie “Heidi”. Ein weiteres genutztes Narrativ ist die Erlösung, was in der Regel das Sterben der behinderten Person bedeutet. Ein klassisches Beispiel, das wir diskutieren, ist “Million Dollar Baby”, aber genauso “Ein ganzes halbes Jahr”. 

Manche Autor*innen nutzen auch eine abwertende Sprache, die Menschen mit Behinderung als “minderwertig” oder eine Last darstellt. So z. B. das Zitat am Anfang der Podcastfolge, das aus dem Buch “Brüderchen” von Clara Dupont-Monod stammt. 

Es gibt aber auch positive Beispiele, wie Raúl auf der Buchmesse sagt, z. B. die kürzlich erschienene Serie “Echo”, deren Hauptcharakter eine indigene, taube Frau mit Beinprothese ist, die von einer Schauspielerin gespielt wird, die eben auch all das ist. 

Ob Filme Menschen mit Behinderung akkurat darstellen, kann man z. B. mit dem Tyrion-Lannister-Test, eine Art Bechdel-Test nur für Behinderung, überprüfen.  

Judyta Smykowski sitzt im Rollstohl an einem kleinen Tisch. Ihr gegenüber sitzen die beiden Schauspieler*innen Tom Schilling und Luisa Wöllisch. Hinter ihnen sind Plakate des Kinofilms "Die Goldfische" aufgehangen. Vor ihnen steht eine Kamera, die das Gespräch filmt.

#9 Behinderung im Film

Wie oft tauchen eigentlich Menschen mit Behinderungen im Film auf? Im Schnitt nicht allzu häufig und wenn, dann in sehr klischeehaften Rollen. In dieser Folge unseres Bayern2-Podcasts zeigen wir, welche positiven Beispiele es gibt und wie man selbst überprüfen kann, ob die Rollen in einem Film vielfältig sind.

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drei Menschen sitze um mikrofone herum

#0 Inspiration Porn

Den Auftakt unseres neuen Podcasts “Die Neue Norm” macht das Thema Inspiration Porn. Was das ist und ob es wirklich etwas mit Pornos zu tun hat, erklären wir hier.

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In dieser Folge haben wir geschaut: Welche Bücher, vor allem Belletristik, nutzen denn nicht die gängigen Stereotypen und wo kommen behinderte Charaktere ganz selbstverständlich vor – Stichwort: Disability Mainstreaming. Folgende Bücher aus dem Bereich Belletristik sind uns dabei positiv aufgefallen:

 

Das Buchcover „Eugenische Phantasmen – Eine deutsche Geschichte“ von Dagmar Herzog ist vor einer dunkelgrauen Tafel zu sehen, auf dem etwas Kreide verwischt ist.

Als die Würde des Menschen antastbar wurde. Eine Buchrezension zu „Eugenische Phantasmen – Eine deutsche Geschichte“ von Dagmar Herzog

Die US-amerikanische Historikerin Dagmar Herzog geht in ihrem Buch „Eugenische Phantasmen“ der Frage nach, wie sich ausgehend vom 19. Jahrhundert bis zur Zeit der Wiedervereinigung das Bild von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Deutschland entwickelt und verändert hat. Ihre wissenschaftlichen Analysen ermöglichen einen neuen Blick auf strukturellen Ableismus im Kontext der NS-Behinderten- und Krankenmorde, sie verpasst jedoch die Gelegenheit, Menschen mit Behinderung selbst zu Wort kommen zu lassen. Eine Kritik von Andrea Schöne.

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Das Buchcover ist vor einer weißen, brüchigen Backsteinwand zu sehen. Auf dem Cover ist ein Lautsprecher zu sehen, der den Titel "Angry Cripples. Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus" aussendet.

„Angry Cripples“ – Wie laut darf oder muss Protest sein?

„Angry Cripples. Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus” versammelt 15 Stimmen aus der Behinderten-Community, die eines eint: die Wut darüber, wie die Gesellschaft mit ihnen umgeht. Carolin Schmidt hat das Buch gelesen und mit Luisa L’Audace, eine der Herausgeberinnen, darüber gesprochen.

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Gleichzeitig haben wir natürlich auch einige Sachbücher zum Thema Behinderung gelesen und besonder spannend fanden wir: 

Außerdem haben Raúl und Karina selbst Bücher geschrieben. Raúls aktuelles Buch heißt

Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.”. Karinas letztes Buch hat den Titel “Stoppt Ableismus”. 

Karina Sturm und Anne Gersdorff sitzen hinter einem Tisch und schauen in die Kamera. Auf dem Tisch aufgestellt sind zwei Exemplare ihres Buches "Stoppt Ableismus".

#47 Ableismus

Ableismus – was bedeutet das eigentlich? Was sind wiederkehrende Muster, wie macht sich Ableismus im Alltag bemerkbar und noch viel wichtiger: Wie lässt sich Ableismus stoppen? Darüber sprechen wir in dieser Episode unseres Bayern 2 Podcasts. Zu Gast ist Anne Gersdorff, die mit Karina Sturm das Buch „Stoppt Ableismus“ geschrieben hat.

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