#67 Haft
In Folge 67 unseres Bayern 2 Podcasts machen wir mal was anderes: Wir nehmen euch mit an einen Ort, über den selten in Bezug auf Inklusion und Barrierefreiheit gesprochen wird: das Gefängnis. Genauer gesagt, in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Hövelhof in Nordrhein-Westfalen, eine der wenigen Einrichtungen im deutschen Justizsystem, an dem Menschen mit Behinderungen mit Pflegebedarf inhaftiert werden können. Wir sprechen mit einem Inhaftierten, dem Pflegeleiter der JVA, Dirk Rautenberg, und der Anwältin Pamela Pabst darüber, was passiert, wenn jemand mit Behinderung im Strafvollzug landet. Gibt es barrierefreie Zellen, Pflege/Assistenz und Dolmetscher*innen? Und wie viel Teilhabe und Inklusion darf und soll es in einer JVA überhaupt geben?
Aktuelle Beiträge

Hans Asperger: Wie Medien und Medizin einen NS-Täter ehren
Unsere Autorin Sophie Lierschof ist mit der Geschichte nationalsozialistischer Krankenmorde aufgewachsen – ihre Großtante Irma Sperling wurde 1944 in der Wiener Kinderfachabteilung „Am Spiegelgrund“ ermordet. Einer der Ärzte, die Kinder dorthin schickten, war Hans Asperger. Bis heute trägt eine Diagnose seinen Namen. Für Lierschof ist das ein Skandal: Es zeigt, wie wenig Medizin und Medien ihrer historischen Verantwortung nachkommen – und wie Täter noch immer geehrt werden, während die Opfer im Schatten bleiben.

Hans Asperger: Warum ein Täter kein Lob bekommen darf (Einfache Sprache)
Sophie Lierschof hat einen Text geschrieben.
In diesem Text geht es um ihre Großtante.
Sie wurde ermordet.
Und es geht um Hans Asperger.
Hans Asperger war ein Arzt in Wien zur Zeit des National-sozialismus.
Er ist verantwortlich für die Tötung vieler Kinder.
Trotzdem wurde er nach dem Krieg als guter Arzt dargestellt.
Heute wird der Name „Asperger” noch für eine Autismus-Diagnose benutzt.
Das verletzt viele Menschen.
Medien, Kliniken und die Gesellschaft müssen diesen Namen kritisch betrachten und ihn aus Diagnosen entfernen.

Schichtwechsel in Berlin-Karlshorst: Begegnung statt Barrieren?
Ein Aktionstag, der Türen öffnen soll: Senatorin Cansel Kiziltepe besucht das inklusive Pferdesport- und Reittherapiezentrum Karlshorst und erlebt den Alltag von Werkstattbeschäftigten auf ihrem Außenarbeitsplatz. Unsere Redakteurin Carolin Schmidt hat sie begleitet. Zwischen Stallarbeit, Begegnungen und politischen Fragen zeigt sich: Inklusion braucht mehr als Symbolik und die derzeitigen Strukturen festigen immer noch die Trennung von Menschen mit und ohne Behinderung in der Arbeitswelt – aber jeder Schritt bringt Sichtbarkeit.

Armut ist ein Problem (Text in Einfacher Sprache)
Viele Menschen sind arm.
Menschen mit Behinderungen sind oft noch ärmer.
Sie bekommen wenig Geld für ihre Arbeit.
Sie können kaum für später sparen.
Darum reicht die Rente (Rente = Geld fürs Leben im Alter) oft nicht.
In Werkstätten verdienen sie fast nichts.
Auch andere Jobs bringen oft zu wenig Geld.
Sarah Schank von dem Projekt JOBinklusive sagt:
Das ist kein persönliches Problem.
Das Problem kommt vom System.
Sie fordert:
Die Politik muss etwas ändern.
Alle Menschen sollen gut leben können – egal ob sie arbeiten oder nicht.

Wenn Behinderung arm macht – und Armut behindert
Armut trifft viele – Menschen mit Behinderungen trifft es besonders hart. Schlechtere Löhne, keine Möglichkeiten, eine Altersvorsorge zu schaffen, prekäre Jobs und niedrige Renten machen Teilhabe fast unmöglich. Werkstätten sichern kaum ein Einkommen, Alternativen bleiben oft ebenfalls armutsgefährdet. Sarah Schank von JOBinklusive beschreibt, warum das kein individuelles Schicksal ist, sondern ein strukturelles Problem. Sie fordert politische Lösungen, die ein gutes Leben für alle ermöglichen – unabhängig von Leistungsfähigkeit oder Erwerbsstatus.

Frust, Scheitern, Inklusion. Warum wir unseren Kindern nicht zu früh die Türen schließen dürfen
Alle Eltern wollen ihre Kinder schützen – vor Enttäuschung, Ausgrenzung, Scheitern. Doch gerade dieser Schutz kann zur Falle werden: Wer behinderte Kinder vorschnell in Schonräume wie Förderschulen verweist, nimmt ihnen Chancen, Perspektiven und Selbstbestimmung. Inklusion bedeutet nicht, Frust zu vermeiden – sondern allen Kindern zuzutrauen, daran zu wachsen.
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