In Episode 62 brechen wir mal wieder mit der “Norm”, denn sie besteht aus zwei Teilen: Raúl und Karina, live von der Leipziger Buchmesse und Jonas mit Karina, aus dem Studio! Wir sprechen über Literatur mit behinderten Protagonist*innen und typische Klischees über Behinderung in Medien. Ob den Autor*innen, der von uns gelesenen Büchern, die Darstellung behinderter Menschen geglückt ist, erfahrt ihr in dieser Folge unseres Bayern 2 Podcasts.
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Leider ist die Darstellung von Behinderung auch heute noch oft stereotyp. Oft werden behinderte Menschen auf ihre Behinderung reduziert und diese dann genutzt, um für nicht-behinderte Menschen zum einen als Inspiration zu dienen (Inspiration Porn bzw. Held*innengeschichten). Wir erwähnen im Podcast als Beispiel für Inspiration Porn den Film “Ziemlich beste Freunde”. Auf der anderen Seite werden behinderte Menschen in Filmen auch häufig zu endlos leidenden Opfern gemacht, so z. B. in der Kinderserie “Heidi”. Ein weiteres genutztes Narrativ ist die Erlösung, was in der Regel das Sterben der behinderten Person bedeutet. Ein klassisches Beispiel, das wir diskutieren, ist “Million Dollar Baby”, aber genauso “Ein ganzes halbes Jahr”.
Manche Autor*innen nutzen auch eine abwertende Sprache, die Menschen mit Behinderung als “minderwertig” oder eine Last darstellt. So z. B. das Zitat am Anfang der Podcastfolge, das aus dem Buch “Brüderchen” von Clara Dupont-Monod stammt.
Es gibt aber auch positive Beispiele, wie Raúl auf der Buchmesse sagt, z. B. die kürzlich erschienene Serie “Echo”, deren Hauptcharakter eine indigene, taube Frau mit Beinprothese ist, die von einer Schauspielerin gespielt wird, die eben auch all das ist.
Ob Filme Menschen mit Behinderung akkurat darstellen, kann man z. B. mit dem Tyrion-Lannister-Test, eine Art Bechdel-Test nur für Behinderung, überprüfen.

#9 Behinderung im Film
Wie oft tauchen eigentlich Menschen mit Behinderungen im Film auf? Im Schnitt nicht allzu häufig und wenn, dann in sehr klischeehaften Rollen. In dieser Folge unseres Bayern2-Podcasts zeigen wir, welche positiven Beispiele es gibt und wie man selbst überprüfen kann, ob die Rollen in einem Film vielfältig sind.

#0 Inspiration Porn
Den Auftakt unseres neuen Podcasts “Die Neue Norm” macht das Thema Inspiration Porn. Was das ist und ob es wirklich etwas mit Pornos zu tun hat, erklären wir hier.
In dieser Folge haben wir geschaut: Welche Bücher, vor allem Belletristik, nutzen denn nicht die gängigen Stereotypen und wo kommen behinderte Charaktere ganz selbstverständlich vor – Stichwort: Disability Mainstreaming. Folgende Bücher aus dem Bereich Belletristik sind uns dabei positiv aufgefallen:
- “Fourth Wing“, “Iron Flame” und “Onyx Storm” von Rebecca Yarros: eine derzeitige Trilogie, in der die Hauptdarstellerin mit dem Ehlers-Danlos-Syndrom lebt.
- “Nacht der Schildkröte“ von Greta Olivo: ein Coming-of-Age-Roman, in dem die Hauptdarstellerin eine progressive Augenerkrankung hat, die zur Erblindung führt.
- “Hey, Guten Morgen, wie geht es dir?“ von Martina Hefter – ein Roman in dem einer der Hauptprotagonisten mit Multipler Sklerose lebt und Pflege benötigt.

Als die Würde des Menschen antastbar wurde. Eine Buchrezension zu „Eugenische Phantasmen – Eine deutsche Geschichte“ von Dagmar Herzog
Die US-amerikanische Historikerin Dagmar Herzog geht in ihrem Buch „Eugenische Phantasmen“ der Frage nach, wie sich ausgehend vom 19. Jahrhundert bis zur Zeit der Wiedervereinigung das Bild von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Deutschland entwickelt und verändert hat. Ihre wissenschaftlichen Analysen ermöglichen einen neuen Blick auf strukturellen Ableismus im Kontext der NS-Behinderten- und Krankenmorde, sie verpasst jedoch die Gelegenheit, Menschen mit Behinderung selbst zu Wort kommen zu lassen. Eine Kritik von Andrea Schöne.

Olaolu Fajembola über ihr Buch „Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen“
Kinder werden nicht mit Vorurteilen geboren – aber wie können wir mit ihnen über Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten sprechen? Unsere Autorin Karina Sturm hat das neue Buch zu diesem Thema von Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar gelesen und mit Fajembola gesprochen.

„Angry Cripples“ – Wie laut darf oder muss Protest sein?
„Angry Cripples. Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus” versammelt 15 Stimmen aus der Behinderten-Community, die eines eint: die Wut darüber, wie die Gesellschaft mit ihnen umgeht. Carolin Schmidt hat das Buch gelesen und mit Luisa L’Audace, eine der Herausgeberinnen, darüber gesprochen.
Gleichzeitig haben wir natürlich auch einige Sachbücher zum Thema Behinderung gelesen und besonder spannend fanden wir:
- “Mit Kindern über Diskriminierung sprechen” von Olaolu Fajembola & Tebogo Nimindé-Dundadengar. Wir haben das Buch auch schon gereviewt.
- “Eugenische Phantasmen – Eine deutsche Geschichte“ von Dagmar Herzog. Hier als Review.
- “Angry Cripples“ von Luisa L‘Audace und Alina Buschmann. Zum Thema Angry Cripple haben wir auch schon eine Podcastfolge gemacht. Außerdem haben wir das Buch reviewt.
Außerdem haben Raúl und Karina selbst Bücher geschrieben. Raúls aktuelles Buch heißt
“Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.”. Karinas letztes Buch hat den Titel “Stoppt Ableismus”.

#47 Ableismus
Ableismus – was bedeutet das eigentlich? Was sind wiederkehrende Muster, wie macht sich Ableismus im Alltag bemerkbar und noch viel wichtiger: Wie lässt sich Ableismus stoppen? Darüber sprechen wir in dieser Episode unseres Bayern 2 Podcasts. Zu Gast ist Anne Gersdorff, die mit Karina Sturm das Buch „Stoppt Ableismus“ geschrieben hat.