„Gehörlosigkeit in Filmen soll normalisiert werden.“ Die Schauspielerin Mila Davis-Kent im Gespräch.

Die Schauspielerin Mila Davis-Kent trägt ein pinkes Kleid mit großen Rüschen an den Schultern, hat ihre Hände über ihren Knien aufeinandergelegt und lächelt in die Kamera.
Die Schauspielerin Mila Davis-Kent bei der Premiere von Creed III. Foto: Warner Bros. Ent.
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Gerade mal zehn Jahre alt und schon eine große Rolle in einem Blockbuster: Die Schwarze, taube Schauspielerin Mila Davis Kent spielt Amara, die Tochter der Hauptfigur Adonis, in Creed III. Ein Interview mit der Newcomerin von Nele Hellwig und Melissa Wessel von der Deutschen Gehörlosenzeitung

Jung und selbstbewusst: Den Eindruck bekommt man, wenn man Mila Davis Kent auf Instagram (@mila.davis.kent) folgt. Die Zehnjährige beschreibt sich als „Schauspielerin durch Zufall“, strotzt aber voller Selbstbewusstsein und fühlt sich sichtlich wohl vor der Kamera. Im Interview verrät die US-Amerikanerin, wie es zu ihrem Erfolg kam.

Deutsche Gehörlosenzeitung: Wolltest du schon immer Schauspielerin werden?

Mila Davis Kent: Nein, ich habe nicht an die Schauspielerei gedacht, bis meine Eltern auf das offene Casting (für „Creed III“, Anm. d. Red.) hingewiesen wurden. Das hat mein verborgenes Talent geweckt, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es habe.

„Creed III“ war allerdings nicht deine erste Rolle. Du hast 2018 in einer Folge der Krankenhausserie „Atlanta Medical“ mitgespielt. War diese Rolle anders und wenn ja, wie?

Ja, die Rolle ist ganz anders. In „Creed III“ bin ich ein Schwarzes taubes Mädchen, das Amerikanische Gebärdensprache (ASL) benutzt. Es gibt keine Probleme mit der Kommunikation oder dass die Gehörlosigkeit wie üblich im Mittelpunkt steht. Das einzige Problem ist, dass ich in der Schule kämpfen muss. Ich bin ganz normal – der Traum eines jeden tauben Kindes in einer hörenden Familie. In „Atlanta Medical“ gab es ein Kommunikationsproblem, weil meine Rolle nicht wusste, was vor sich geht, und weil sie frustriert war, wenn Leute keine ASL nutzten. Das ist unsere Realität.

Mila Davis-Kent sitzt zwischen ihren beiden Film-Eltern und spreizt die Hände. Die beiden Erwachsenen richten ihren Blick auf das Kind.
Mila Davis-Kent (Mitte) als Amara mit ihren beiden Film-Eltern. Foto: 2023 Warner Bros. Ent.

Wie war es, mit Michael B. Jordan zu arbeiten? In vielen Interviews wirkte er sehr offen und neugierig gegenüber der Gebärdensprache und der Gehörlosengemeinschaft. Kannst du das bestätigen?

Es war großartig, mit ihm zu arbeiten. Er war sehr offen, wollte mehr über die Gehörlosenkultur lernen und wissen, was wir uns für den Umgang mit hörenden Menschen wünschen. Vor allem in Bezug auf taube Kinder und die Bedeutung von ASL für die Kommunikation mit hörenden Eltern. Er war bereit, etwas ASL zu lernen und auf die Leinwand zu bringen. Er hat ASL und meine Gehörlosigkeit normalisiert. Ich hatte am Set oder außerhalb nicht ein einziges Mal das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Das ist etwas, was ich immer an ihm schätzen werde.

Das Ende des Films scheint vielversprechend für Amara zu sein. Glaubst du, dass es eine Fortsetzung mit ihr geben wird?

„Creed III“ ist sehr gut beim Publikum angekommen, was mich sehr stolz macht. Wir können nur auf eine Fortsetzung hoffen! Ich hoffe, dass ich weiterhin die Schwarze Gehörlosengemeinschaft vertreten kann.

Gehörlosigkeit soll als eine Möglichkeit gesehen werden, mehr Vielfalt in die Branche zu bringen.

Wie war das Feedback aus der Community?

Die gesamte Gehörlosengemeinschaft hat mich sehr unterstützt und positiv aufgenommen, und die Schwarze taube Community lebt mich ständig hoch. Ich weiß ihre Unterstützung sehr zu schätzen. Einige Hörende haben mir gesagt, dass sie inspiriert sind, ASL zu lernen. Andere, die gehörlos sind, aber lautsprachlich orientiert lebten, wurden von mir angeregt und wollen nun ihre Gehörlosigkeit akzeptieren und ASL lernen. Die Reaktionen waren sehr positiv und das spornt mich an, die Gemeinschaft weiterhin zu vertreten.

Können wir mit weiteren Filmen mit dir in einer Rolle rechnen?

Mein Ziel ist es, meine Chance in „Creed III“ zu nutzen und den Erfolg zu genießen. Wenn das bedeutet, dass ich in weiteren Filmen zu sehen sein werde, freue ich mich sehr!

Was muss sich in der Filmindustrie ändern, damit taube Menschen sowohl vor als auch hinter der Kamera Erfolg haben können?

Gehörlosigkeit soll nicht als ein schwer zu überwindendes Hindernis betrachtet werden. Es soll als eine Möglichkeit gesehen werden, mehr Vielfalt in die Branche zu bringen. Die Gehörlosigkeit und ASL sollen in Filmen normalisiert, zu einem Teil davon gemacht werden.

Was möchtest du jungen tauben Personen, insbesondere jungen tauben BIPoC, sagen?

Habt keine Angst, es zu versuchen. Ihr werdet eure verborgenen Talente nie kennenlernen, wenn ihr es nicht versucht. Wenn ihr es versucht, bekommt ihr vielleicht eine Chance und entdeckt euer Talent.

Danke für das Interview!

Dieser Artikel ist zuerst in der Deutschen Gehörlosenzeitung (Ausgabe 04/2023) erschienen.

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