FOMO – Fear Of Missing Out oder: die Angst, etwas zu verpassen. Gerade zu Zeiten von Corona kennen vielleicht viele Menschen dieses Gefühl; für behinderte Personen ist diese Empfindung nicht neu.
Alle Folgen des Podcasts zum Nachhören:
Zuhause bleiben, niemanden treffen – diese Corona-konformen Empfehlungen erreichen uns jeden Tag durch die Nachrichten. Für viele behinderte Menschen ist das auch ohne eine weltweite Pandemie Normalität. Orte, die andere Menschen in ihrer Freizeit besuchen, sind für behinderte Personen nicht barrierefrei.
Videokonferenzen barriereärmer?
Die Chance in der Krise könnte sein, dass die Betreiber*innen die Barrierefreiheit von Videokonferenzsystemen ausbauen. Automatisch erstellte Untertitel sind zwar vermehrt möglich, doch es sind weitere Verbesserungen nötig.
In zwischenmenschlicher Interaktion spielt Mimik eine große Rolle, die blinde Bloggerin Elin Williams schreibt in einem Eintrag von vielen kleinen Situationen, in denen ihr diese Komponente fehlt und wie sie gelernt hat, mit der Angst, etwas zu verpassen, umzugehen.
Back in January one of my disabled pals made the difficult choice to quit her degree because her university wouldn't allow her to study from home. Then, two months later she watched the accommodations made so easily for thousands of others when lockdown happened.
— Rachel Charlton-Dailey (@RachelCDailey) November 30, 2020
Löffel und Besteck am Abendbrottisch
Die Entscheidung darüber, was man als behinderter Mensch verpasst, wird oft durch die Außenwelt gefällt, in dem der Ort nicht barrierefrei ist. Doch auch die eigenen Kräfte spielen dabei eine Rolle. Dieser Aspekt wird in der Löffeltheorie beschrieben. Jeder Mensch hat eine bestimmte Anzahl an Löffeln, also Energie für den Tag zur Verfügung. Menschen mit Behinderung müssen dabei viel mehr Löffel für den Aufwand alltäglicher Dinge verwenden und haben so weniger Löffel für andere Aktivitäten zur Verfügung. Und dann kommen noch die Gabeln, die man zur Verfügung hat, um sich zu wehren, oder die Messer, um sich zu verteidigen, aufgedröselt in der Besteck-Theorie.
Taube Menschen kennen das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, auch von dem eigenen Abendbrottisch in der Familie, wenn Eltern oder Geschwister keine Gebärdensprache sprechen können. Dafür gibt es natürlich auch einen Namen, das “Dinner-Table-Syndrome“.
Wie überwinden wir FOMO?
Die Bloggerin “Wheelchairrapunzel” gibt handfeste Tipps, u.a. gutes Essen und gut zu sich selbst zu sein. Wir empfehlen außerdem das im Podcast angesprochene Gespräch zwischen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Raul Krauthausen, in dem es neben vielen wichtigen Dingen, wie die Impfpriorisierung von behinderten Menschen und Barrierefreiheit auch um Karottensaft geht:
Im Podcast erwähnte Links:
1. “Zoom-Fatigue” – über die Anstrengung durch ständige Videokonferenzen und die Barrieren für taube Menschen auf Quartz.com (englisch).
2. Über Barrierefreiheits-Features in Videokonferenzsystemen – Text auf ravepubs.com (englisch).
3. FOMO als blinde Person – Text von der Bloggerin Elin Williams (englisch).
4. Die Löffel-Theorie, die Besteck-Theorie (englisch) und das Dinner Table Syndrome (englisch).
5. Die Aktivitäts-Falle, nachzulesen bei Disability Rights UK (englisch).
6. Und zu guter Letzt: 5 Tipps gegen FOMO von Wheelchairrapunzel (englisch).
Habt ihr weitere? Dann lasst sie uns als Kommentar da. Viel Spaß beim Hören des Podcasts!