Diskriminierung beim Blutspenden

Das Logo von die neue Norm auf pinkem Grund. Rechts davon steht: Die Neue Kolumne. Unten steht: Von Leon Amelung.
Lesezeit ca. 2 Minuten

Eine Nachbarin von mir arbeitet ehrenamtlich beim Ortsverband des Deutschen Roten Kreuz (DRK) und fragte mich, ob ich zur Blutspende mitkommen möchte. In der Pausenhalle einer Schule fand die Blutspende statt. Ich musste zunächst einen Fragebogen ausfüllen. Darin ging es natürlich auch um meinen gesundheitlichen Zustand und chronische Erkrankungen. Nachdem ich den Fragebogen ausgefüllt hatte, wurde ich in ein Hinterzimmer zu einem älteren Arzt geführt. Er las sich meinen Fragebogen durch. Ohne mich anzusehen, fragte er mich: “Normale Schule besucht?” Irritiert schaute ich ihn an. “Ja”, antwortete ich zögerlich. Das fängt ja schonmal gut an. Welche Fragen würde er mir wohl noch im weiteren Verlauf des Gesprächs stellen? Dann schaute er mich an und fragte mich, ob ich einen Unfall hatte und deswegen auf den Rollstuhl angewiesen bin. Wahrscheinlich wollte er wissen, ob ich dauerhaft im Alltag einen Rollstuhl brauche. Ich antwortete ihm, dass ich aufgrund einer Behinderung im Rollstuhl sitze. “Oh, sagte er überrascht. Anscheinend hatte er sich den Fragebogen nicht bis zum Ende durchgelesen. “Dann darf ich Ihnen kein Blut abnehmen.” Tja nun, weil mir der Arzt sowieso unsympathisch war, machte mir das nichts aus. Ich fuhr schnell aus dem Hinterzimmer hinaus und fühlte mich unwohl. Was sollte diese Frage bezüglich meiner Schulbildung? In der Pausenhalle wurden mir belegte Brötchen und Getränke angeboten. Nachdem ich etwas gegessen und getrunken hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause.

 

Ein paar Wochen später bekam ich einen Brief, dass ich nun in irgendein Verzeichnis vom DRK für Blutspenden aufgenommen wurde. Das muss ein Irrtum sein, dachte ich. Der Arzt hatte mir ja ausdrücklich gesagt, dass ich kein Blut spenden dürfe. Ich rief die Telefonnummer an, die auf dem Brief stand. Eine Mitarbeiterin meldete sich. Ich erklärte ihr, dass es sich um ein Irrtum handele und ich kein Blut spenden dürfe, weil ich aufgrund einer chronischen Behinderung im Rollstuhl sitze. Nach dem Gespräch erfuhr ich den Grund: Tatsächlich darf ich aus Gründen des Versicherungsschutzes kein Blut spenden. Wenn die Blutspende nicht ordnungsgemäß durchgeführt und dadurch mein Arm verletzt würde, wäre ich nicht mehr mobil. Dann fragte mich die Mitarbeiterin, welche Behinderung ich habe. Nachdem ich ihr das mitgeteilt hatte, sagte sie: “Diese Angabe hat der Arzt auch gemacht. Er hat geschrieben, dass sie angeblich diese Behinderung haben. Das klingt so, als ob sie sich selbst nicht ganz sicher sind.” Ich fing an, mich aufzuregen. Ich wurde richtig wütend. Der Arzt hat mir also nicht geglaubt. Ich fühlte mich nicht ernst genommen. “Ich werde ja wohl am besten wissen, welche Behinderung ich habe. Außerdem hat der Arzt mich auch noch gefragt, ob ich eine normale Schule besucht habe. Ich konnte mit dieser Frage nichts anfangen. Ist das neuerdings wichtig, welche Schulbildung man hat, um Blut zu spenden?” Die Mitarbeiterin am Telefon verneinte dies und entschuldigte sich bei mir für die unangenehme Situation beim Arztgespräch. Sie wird meine Angaben aus dem Verzeichnis löschen.

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2 Antworten

  1. Wie krass! Es ist unglaublich, wie ignorant viele Menschen sind. 😮
    Übrigens darf ich angeblich auch kein Blut spenden, weil ich MS habe – was für mich auch nicht ganz nachvollziehbar ist. Das ist ja schließlich nichts Ansteckendes …. und glücklicherweise habe ich auch (noch) keine Behinderung dadurch.

  2. Etwas ähnliches habe ich auch erlebt , habe Jahrzehnte Blut gespendet , dann habe einen homosexuellen Freund mit genommen , Er sagte mir er dürfe nicht spenden wegen seiner Veranlagung . Konnte ich mir nicht vorstellen . Aber tatsächlich wurde er abgewiesen . Damit war Blutspenden für mich auch erledigt . Habe laut und deutlich gesagt das eine derartige Diskriminierung für mach der Grund ist nie ,mehr zu spenden . ,

    Das es für Behinderte die gleiche Diskriminierung gibt ist mir neu . Ich bin nicht behindert aber ich fühle mich persönlich angegriffen .

    Solche Diskriminierungen müssen immer wieder öffemdlich ge,acht werden und nichtbehinderte müssen einfach solidarisch sein !

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