Blind und Videospiele?

Das Logo von die neue Norm auf gelbem Grund. Rechts davon steht: Die Neue Kolumne. Unten steht: Von Nadine Rokstein.
Lesezeit ca. 4 Minuten

Blind sein und Zocken schließen sich nicht aus, auch wenn dies viele glauben mögen. Es gibt verschiedene Wege: Sei es die eigene individuelle Lösung, die man mit Freund*innen finden kann (Live-Audiodeskription) oder das ein oder andere barrierefreie Spiel, das man auf dem Smartphone oder PC nutzt. Vergleichbar mit Videospielen für Konsolen ist das aber nicht. Vor allem, weil hier die Auswahl deutlich eingeschränkt ist. Wer für Videospiele keinen ausreichenden Restsehwert hat, wird es in diesem Bereich ohne barrierefreie Funktionen oder Unterstützung sehr schwer haben. Behinderte Menschen werden in diesem Bereich seltener mitgedacht. Dies wird durch fehlende Barrierefreiheit oder auch fehlende Möglichkeiten, seinen Charakter nach seiner eigenen Lebensrealität zu gestalten, deutlich. Bei der Switch etwa ist bereits die Zoomfunktion implementiert, die jedoch während des Spielens kaum realistisch umsetzbar ist. 

Barrieren gibt es viele und das in einer Zeit, in der Videospiele zum Alltag vieler Menschen gehören: Laut „Statista“ spielen rund 50% der Deutschen (80% der 16 – 29-Jährigen) Computer- und Videospiele. 

Aber es gibt auch gute Beispiele: Von „Naughty Dog“ erschien am 2. September “Last of Us 1“ als Remake. Das Spiel soll eine verbesserte Grafik besitzen und viele Funktionen zur Barrierefreiheit. Sony Interactive Entertainment gab bekannt, dass es drei Voreinstellungen gibt (Motorik, Sehen & Hören) und über 60 verschiedene Funktionen wie Audiodeskription, haptisches Feedback und weitere Anpassungen.

Zum besseren Verständnis habe ich einige der Funktionen aufgelistet.

Sehen:

  • Screenreader
  • Audiodeskription (Filmsequenzen)
  • Einstellungen im Kampf
  • Rätsel überspringen
  • Unsichtbarkeit ein/aus
  • Navigations- und Überquerungshilfe
  • Verbesserter Lauschmodus
  • Automatisches Zielen
  • Überquerungs- und Kampfhinweise
  • Kontrastreiche Anzeigen
  • Skalierung der Benutzeroberfläche

Hören:

  • Untertitel
  • Haptisches Feedback
  • Vibrationshinweise (Kampf; Gitarre)
  • Aufforderung zum häufigen Ausweichen
  • Mittteilungen für Funde

Motorik:

  • Kamerahilfe
  • Navigations- und Überquerungshilfen
  • Automatische Wechsel von Waffen, Zielen und Aufheben
  • Vorsprung-Schutz
  • Unendlicher Atem
  • Rätsel überspringen
  • Statt Tasten wiederholt drücken gedrückt halten

Zurzeit ist das Spiel nur für die PS5 erhältlich, die aufgrund hoher Nachfrage lange schwer erhältlich war. Jedoch hat Naughty Dog nun endlich einen Termin zur Veröffentlichung des Spiels für den PC bekannt gegeben: 28.03.2023. Zurzeit lässt sich das Spiel bereits vorbestellen. Sony gab bekannt, dass mehr Spiele für den PC herausgebracht werden sollen. Im Rahmen der Inklusion bleibt es fraglich, wieso barrierefreie Spiele nicht für Konsolen und PC gleichzeitig erscheinen können.

Dabei ist dies nicht der erste und einzige Schritt Richtung Teilhabe. Bereits „Last of Us 2“ verfügte über diverse Einstellungen zur Barrierefreiheit.

Barrierefreiheit in Spielen bietet eine neue Perspektive auf Teilhabe und Inklusion. Hier dürfen wir hoffentlich noch mehr erwarten. Wir brauchen zukünftig mehr barrierefreie und auch repräsentative Videospiele.

PS5 vs. PC: Was bietet mehr Barrierefreiheit?

Ich selbst bin blinde Gamerin und nutze den PC wie auch die PS5 für Videospiele.

Die PS5 bietet einige Einstellungen zur Barrierefreiheit:

  • Text vergrößern
  • Invertieren
  • Kontraste erhöhen und Bewegung reduzieren
  • Screenreader
  • Unterteil-Funktion
  • Chat-Transkription
  • Vibrieren des Controllers
  • Tastenbelegung ändern

Da ich auf den Screenreader angewiesen bin, hat die PS5 für mich die optimalen Einstellungen, um sie selbstständig nutzen zu können. Einzig und allein musste sie mir eingerichtet werden. Sobald der Screenreader eingeschaltet war, war ich frei in der Orientierung.

In einem Gespräch mit Game Informer sagte der Chefentwickler von „God of War“, Cory Barlog, dass es letztendlich die Entscheidung von Sony sei, ob ein PS5 Spiel auch für den PC erscheinen wird.

Letztendlich fällt es mir schwer zu beurteilen, ob der PC oder die PS5 barrierefreier ist. Für mich sind beide gut bedienbar. Beide sind für mich barrierefrei bedienbar. Im Endeffekt kommt es also eher darauf an, welche Spiele man spielen möchte und welche hiervon mit ihren jeweiligen Einstellungen oder Funktionen für einen individuell barrierefrei sind. Ob man lieber an der Tastatur unterwegs ist oder an einem Controller, kann auch ein Faktor sein. 

Für den PC und die PS5 stehen nicht immer dieselben Spiele zur Verfügung. Ebenfalls stehen für den PC und die PS5 unterschiedliche Spiele mit unterschiedlichen Barrierefreiheitsoptionen zur Verfügung. Untertitel gehören bei vielen Spielen mittlerweile fast zum „Standard“. Navigationshilfen, Screenreader und Audiodeskription hingegen sind seltener zu finden. Und genau das ist der springende Punkt: Der PC oder die PS5 können so barrierefrei sein, wie sie wollen, wenn die Spiele es letztendlich nicht sind. Auch beim PC müssen die Spiele über Funktionen zur Barrierefreiheit verfügen oder mit den vorhandenen Programmen bedienbar sein.

Daher sehe ich es als Pflicht, wenn man bei der Konsole bereits an Barrierefreiheit denkt, diese auch in die Spiele einzufügen und ebenfalls die Spiele für den PC anzubieten. Da es nur wenige barrierefreie Spiele gibt, sollte man nicht in der Zwickmühle stecken, sich Konsolen zusätzlich zu holen, nur um die barrierefreien Spiele nutzen zu können. Ebenfalls sind die alten Spiele der PS nicht für die aktuelle Version geeignet. Dies kann auch wieder ein ausschlaggebender Punkt sein, der sich möglicherweise auch auf nachfolgende Versionen der PS stützt.

Melanie Eilert spricht auf ihrem Blog als behinderte Gamerin über Barrierefreiheit in Spielen. Dabei betont sie die Wichtigkeit von Einstellungen zur Barrierefreiheit im Bereich Motorik – beispielsweise bei „The Last of Us 1“ als Remake. Diese fallen mir bei Games ebenfalls seltener auf. 

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