Barrierefreiheit durch Präsenz voranbringen

Das Logo von die neue Norm auf grauem Grund. Rechts davon steht: Die Neue Kolumne. Unten steht: Von Leon Amelung.
Lesezeit ca. 2 Minuten

In der Nähe meines Wohnortes gibt es einen kleinen Basketballplatz, der sich auf einer abgesenkten Rasenfläche und neben einem Acker befindet. Ich kann ihn deshalb nur mit der Hilfe von meinen Freunden nutzen, weil der Basketballplatz mit dem Rollstuhl für mich ohne fremde Hilfe nicht zugänglich ist: Ich muss erst über eine Stufe fahren und dann bergab über den Rasen auf den Platz. Wenn der Basketball vom Korb abprallt, rollt er manchmal auf den Acker. Weil ich alleine nicht auf den Acker fahren kann, müssen meine Freunde den Ball zurückholen. 

Irgendwann fing das an, mich zu nerven. Ich war der Meinung: Das geht doch besser. Das kann man doch umbauen. Man muss doch nur überlegen, wie. Ich beschloss, etwas zu unternehmen. 

Als ich wieder nach Hause fuhr, recherchierte ich erstmal, welche Partei den Fraktionsvorsitz im Stadtrat hat. Ich schrieb eine Mail und schilderte die Situation. Der Ortsbürgermeister bot mir ein Treffen an. Wir verabredeten uns am Basketballplatz. Er wollte von mir wissen, welche Barrieren mich an dem Zugang und der Nutzung des Basketballplatzes hinderten. Nach meiner Schilderung beschloss er, mein Anliegen an seine Fraktion weiterzugeben und die Angelegenheit im Kommunalrat zu diskutieren. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihm mitzuteilen, dass ich außerdem ehrenamtlicher Botschafter für die Projekte Wheelmap.org und Wheelramp.de bei den Sozialheld*innen bin und gab ihm die Flyer, die ich immer griffbereit im Rucksack habe. Er bedankte sich, wir verabschiedeten uns und ich fuhr mit meinem Handbike nach Hause. 

Ein paar Tage später meldete sich ein Parteikollege des Bürgermeisters per Mail bei mir. Er schrieb mir, dass alle Sport- und Spielplätze des Stadtteils für eine “Bestands- und Zukunftsanalyse” in Steckbriefen erfasst werden sollen und die Plätze umgebaut oder restauriert würden. Das Ziel sei “die Verbesserung der Qualität und Erlebnisvielfalt der Plätze im Allgemeinen”, ebenso wie die Barrierefreiheit. Wenn die Stadtverwaltung sich den Basketballplatz angesehen und den Steckbrief erstellt hat, solle ich mit dem Kollegen des Ortsbürgermeisters die Angaben vor Ort noch einmal überprüfen. 

Durch dieses Erlebnis ist mir klar geworden, dass es sich lohnt, Kommunalpolitiker*innen und Verwaltungen für das Thema Barrierefreiheit zu sensibilisieren und sie darauf aufmerksam zu machen, wenn z.B. Sportplätze nicht barrierefrei sind. Auf der anderen Seite ist mir auch klar geworden, dass  Barrierefreiheit in Stadtverwaltungen noch nicht von Anfang an mitgedacht wird. Wenn man aber mit Kommunalpolitiker*innen und Verwaltungen über dieses Thema spricht, wird es präsent und es besteht die Chance, die Barrierefreiheit gezielt zu fördern. 

Meldet euch bei Politiker*innen und Verwaltungen und sagt Bescheid, wenn ihr öffentliche Einrichtungen oder Plätze nicht nutzen könnt. Wenn man selbst präsent ist und sich für diese Themen einsetzt, kann man erreichen, dass die Verwaltungen mehr auf Barrierefreiheit achten.

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