Menschen mit Behinderung sind häufiger von Armut betroffen. In dieser Episode unseres Bayern 2 Podcasts sprechen wir über die Ursachen und Lösungen für diesen Missstand.
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Was bedeutet Armut? Sowohl die Bundeszentrale für politische Bildung, als auch das Statistische Bundesamt versuchen dieses sehr komplexe Thema klar zu definieren.
Inwieweit Menschen mit Behinderung explizit vom Thema Armut betroffen sind, hat der Paritätische Teilhabebericht 2021 analysiert. Dabei wurde geschaut, wie sich Einkommensarmut unter behinderten Menschen in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt hat und die Armutsquoten für Menschen mit und ohne amtlich anerkannte Behinderung bzw. Erwerbsminderung ab einem Alter von 18 Jahren für den Zeitraum von 2000 bis 2018 gemessen. Wichtige Erkenntnisse dabei:
- 2000 waren noch 12,1 Prozent der behinderten Menschen arm; 2018 schon 19,6 Prozent. Bei den Menschen ohne Behinderung waren es 2000 10,6 Prozent und 2018 13,2 Prozent.
- Bis 2006 gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen in Bezug auf die Armutsquote. Danach dramatisch.
- Seit 2006 ist die Armutsquote unter den erwachsenen Menschen ohne Behinderung mit leichten Schwankungen stabil zwischen 13 und 14,6 Prozent; für behinderte Menschen steigt die Quote seit 2012 kontinuierlich und erreicht am Ende des Beobachtungszeitraums (Einkommensjahr 2018) einen Höchstwert von 19,6 Prozent.
- Aktuell ist fast jeder fünfte volljährige Mensch mit Behinderung bzw. Erwerbsminderung von Einkommensarmut betroffen.
- Der Anteil von Einkommensarmut ist am höchsten unter den jungen Menschen mit Behinderungen. Um die 30 Prozent bei den 26 bis 49-jährigen.
- Dabei sind aber noch gar nicht die Menschen inkludiert, die chronische Krankheiten und Alltagseinschränkungen haben und keine amtlich anerkannte Behinderung.
Dabei die das Thema Armut und Behinderung kein neues. In der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) steht:
„Die Vertragsstaaten dieses Übereinkommens, unter besonderem Hinweis darauf, dass die Mehrzahl der Menschen mit Behinderungen in einem Zustand der Armut lebt, und diesbezüglich in der Erkenntnis, dass die nachteiligen Auswirkungen der Armut auf Menschen mit Behinderungen dringend angegangen werden müssen.“
Artikel 28:
„Recht auf einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten.
b) Menschen mit Behinderungen, insbesondere Frauen und Mädchen sowie älteren Menschen mit Behinderungen, den Zugang zu Programmen für sozialen Schutz und Programmen zur Armutsbekämpfung zu sichern;
c) in Armut lebenden Menschen mit Behinderungen und ihren Familien den Zugang zu staatlicher Hilfe bei behinderungsbedingten Aufwendungen, einschließlich ausreichender Schulung, Beratung, finanzieller Unterstützung sowie Kurzzeitbetreuung, zu sichern;“
Im Parallelbericht zur Staatenprüfung der UN-BRK 2023 wird auf das Thema Armut nochmals besonders hingewiesen:
“Die Regelungen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) tragen nicht dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen Rücklagen für das Alter bilden und damit Altersarmut reduzieren können: Zwar gibt es mittlerweile eine großzügigere Vermögensanrechnung, aber die Einkommensanrechnung in der Eingliederungshilfe ist nach wie vor so streng, dass es trotz Arbeit kaum möglich ist, Vermögen – und damit Rücklagen – aufzubauen, wenn dauerhaft hoher Unterstützungsbedarf besteht.”
- „Jeder fünfte in Deutschland ist Arm“ – ein Beitrag aus der taz.
- Podcast „Eltern ohne Filter“ über Alleinerziehende mit wenig Geld.
Eine Antwort
Ich mache mir auch Sorgen. Ich bin Jahrgang 64. Ich arbeite, damit ich meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Miete 1.000 €. Ich verdiene ca. 1200 d netto plus Halberwerbsminderungsrente. Als Schwerbehinderter ist man am A… Kein Betrieb gibt Dir die Möglichkeit mit 59 einen fulltime Job zu geben, damit man als Rentner gut leben kann. Es scheint, dass ich keine gute Rente als Schwerbehinderter haben soll.