Ist die Behinderung immer auch Teil des eigenen künstlerischen Werks? Werden behinderte Künstler*innen anders beurteilt, als nichtbehinderte Künstler*innen? Diese und andere Fragen klären wir in dieser Folge unseres Bayern2-Podcasts. Unser Gast heute: Dirk Sorge, Künstler und Berater bei Berlinklusion.
Alle Folgen des Podcasts zum Nachlesen:
Dirk Sorge ist sehbehindert und bildender Künstler. Seine Kunst ist in einigen Projekten auf jeden Fall mit seiner Behinderung verbunden. Zum einen postet er auf seinem Instagram-Profil immer wieder die von Instagram automatisch generierten Alternativtexte, wenn Nutzer*innen diese nicht händisch hinzufügen. Dabei kritisiert er diese Alt-Texte als nicht ausreichend und manchmal als ungewollt komisch.
Ebenfalls ließ er sich die drei Punkte der Blindenarmbinde während einer Live-Performance auf die Brust tätowieren.
Das Gespür für ehrlichen Lob
Raul hat in seiner Sendung „Krauthausen Face to Face“ viele behinderte Künstler*innen interviewt, sie alle hätten es gespürt, wenn ein Lob für ihr künstlerisches Schaffen nur aufgrund ihrer Behinderung ausgesprochen wurde.
Systematische Benachteiligung
In der Folge sprechen wir auch über die Voraussetzungen, die es braucht, als Künstler*in Fuß zu fassen und über die Zugänge zur Ausbildung. Ohne Abitur ist es meist nur möglich, über eine besondere künstlerische Eignung einen Studienplatz zu erhalten. Wie Künstler*innen aus dem Werkstattsystem gerecht für ihre Werke bezahlt werden sollen, ist ebenfalls noch unklar. Auch fehle es der Aussage Dirk Sorges nach an barrierefreien Proberäumen für Musiker*innen.
Über Probleme und Lösungsvorschläge für die Berliner Kulturlandschaft sprachen wir mit verschiedenen Akteur*innen in der Reihe “Behinderung im Spielplan”:
Behinderung im Spielplan – Zugänge in den Kulturbetrieb
„Kultur für alle!“ – bis heute beruft sich der Kulturbetrieb auf diesen Anspruch und behauptet oder fordert regelmäßig gleichberechtigten Zugang zur Kultur. Doch wenn man
Projekte für mehr Zugang
Doch es tut sich ganz langsam etwas, der Kulturbetrieb wird inklusiver. Der Hamburger Verein Eucrea hat das Projekt “Artplus” gegründet. In dem Projekt kooperiert der Verein mit Hochschulen und verschafft behinderten Menschen so den Zugang zur Hochschule.
Auch Berlinklusion, die Initiative, für die Dirk Sorge arbeitet, vergibt Residenzen für Künstler*innen mit Behinderung. Das Projekt trägt den Titel Unbound. Es gibt wenig Vorgaben, es ist ortsunabhängig, da Residenzen oft in nicht barrierefreien Räumen stattfinden. Es wird eine Ausstellung stattfinden, die am 10. Juni im Collaboratorium im Aufbau Haus am Moritzplatz in Berlin stattfindet.
Weitere Links:
- US-Künstlerin Shawanda Corbett
- Queering the Crip – eine Ausstellung im Berliner Schwulen Museum
- Die Ausstellung Crip Time im Frankfurter Museum für moderne Kunst (läuft leider nicht mehr)