Leichte Sprache – Transkript in Leichter Sprache

Lesezeit ca. 30 Minuten

Unser Podcast heißt: Die neue Norm.
Der Podcast wird von 3 Personen gemacht:
Eine Person mit Seh·behinderung.
Eine Person im Rollstuhl.
Und eine Person mit einer chronischen Erkrankung.
Oder: 3 Journalist·innen.
Jonas Karpa, Raul Krauthausen und Karina Sturm sprechen über Behinderung, Inklusion und Gesellschaft.
Folge 54: „Leichte Sprache“

Die Neue Norm 54

Jonas:
Achtung:
Der folgende Podcast kann Spuren von Leichter Sprache enthalten.

 

Raul:
Und Spuren von Nüssen!

 

Sprecher:
Unser Podcast heißt: Die neue Norm.
Der Podcast wird von 3 Personen gemacht:
Eine Person mit Seh·behinderung.
Eine Person im Rollstuhl.
Und eine Person mit einer chronischen Erkrankung.
Oder: 3 Journalist·innen.
Jonas Karpa, Raul Krauthausen und Karina Sturm sprechen über Behinderung, Inklusion und Gesellschaft.
Ein Podcast von Bayern 2.

 

Jonas:
Herzlich willkommen zu Die Neue Norm, dem Podcast.
Man kann den Pocast auch in der ARD Audiothek hören.
Die Audiothek ist ein Podcast-Angebot im Internet.

Heute sprechen wir über Leichte Sprache.
Leichte Sprache ist eine besondere Art zu sprechen und zu schreiben.
Sie soll für alle Menschen gut und verständlich sein.
Bei mir sind Karina Sturm und Raul Krauthausen.

 

Karina + Raul:
Hallo!

 

Jonas:
Mein Name ist Jonas Karpa.
Und wir haben uns heute Gäst*innen eingeladen.
Mit ihnen wollen wir über Leichte Sprache sprechen.
Und eine dieser Gäst*innen ist Anne Leichtfuß.
Sie ist Übersetzerin in Leichte Sprache.
Sie ist also Fach·frau, was das Ganze angeht.

Vor einiger Zeit haben wir einen unserer Podcasts live gemacht.
Mit einem Publikum.
Auf dem Puls-Festival.
Und Anne Leichtfuß hat den Podcast dort in Leichte Sprache übersetzt.

Hallo. 

 

Anne:
Hallo!

 

Jonas:
Und außerdem haben wir noch 2 weitere Personen bei uns hier in der Runde.
Es sind Natalie Dedreux und Paul Spitzeck.
Sie arbeiten mit Anne zusammen.
Sie prüfen Texte in Leichter Sprache.
Also, ob die wirklich verständlich sind.
Und beide haben das Down-Syndrom.

Hallo ihr Beiden.

 

Natalie und Paul:
Hallo!

 

Jonas:
Am Anfang wollen wir erst einmal klären:
Was ist denn Leichte Sprache?
Oder:
Stellt euch doch noch mal gerne vor am Anfang.

 

Anne:
Okay, dann fange ich mal an.
Ich bin Anne Leichtfuß.
Ich lebe und arbeite in Bonn.
Und ich bin Dolmetscherin und Übersetzerin für Leichte Sprache.
Das bedeutet:
Ich übersetze geschriebene Texte in Leichte Sprache.
Und gesprochene Sprache.

Natalie, dann würde ich an dich weitergeben.

 

Natalie:
Ja, genau.
Auch noch mal Hallo an alle.
Genau, ich bin Natalie Dedreux.
Ich bin Aktivistin, Journalistin und Bloggerin.
Ja, ich kämpfe auch wirklich stark für Inklusion und auch für den Einsatz von Menschen mit Down-Syndrom und Behinderung, genau.

 

Anne:
Paul, machst du weiter? 

 

Paul:
Ich heiße Paul Spitzeck.
Ich bin 30 Jahre alt.
Ich arbeite in Köln, ich wohne auch in Köln, und ich arbeite in einer Gastronomie.

 

Jonas:
Ja, schön, dass ihr dabei seid und mit uns über Leichte Sprache sprecht.
Was ist denn Leichte Sprache?
Was macht das aus?
Was steckt hinter diesem Begriff?

 

Anne:
Natalie, magst du anfangen?
Was bedeutet für dich Leichte Sprache?

 

Natalie:
Naja, also für mich bedeutet die Leichte Sprache irgendwie schon sehr, sehr viel und so, weil generell in der Tagesschau ist es halt so:
Da wird viel zu schnell gesprochen.
Da ist auch die Leichte Sprache wichtig.
Bei der Bahn auch – dieses Ganze hin und da informieren, das ist halt schon ein bisschen schwierig.
Und auch im Internet.

 

Anne:
Paul, was ist Leichte Sprache für dich?

 

Paul:
Leichte Sprache ist für mich, dass man alles gut lesen kann und auch gut sehen, mit Bildern.
Und dass man schwere Sprache auch versteht, weil mir das wichtig ist.

 

Anne:
Also man kann sagen:
Leichte Sprache ist eine vereinfachte Form der deutschen Sprache.
Alle sollen sie gut verstehen können.
Das bedeutet dann:

  • Die Sätze sind ganz kurz. 
  • Ich habe immer nur eine Information in einem Satz. 
  • Es gibt keine langen, komplizierten Sätze in den Texten.

Man kann die Schwierigkeit von Sprache messen.
Das kann man in einer Fremd·sprache machen.
Und auch bei Leichter Sprache.
Man gibt die Schwierigkeit der Texte mit Buchstaben und Zahlen an.
Bei Leichter Sprache ist das A2.

 

Jonas:
Leichte Sprache ist eine Form von Barriere·freiheit für Menschen mit Behinderung.
Aber auch für viele andere Menschen ist Leichte Sprache gut,
Stimmt das?

 

Anne:
Ja, das stimmt, ja.
Viele verschiedene Menschen brauchen Leichte und Einfache Sprache.
In Deutschland sind das etwa 17 Millionen Menschen.
Das haben Wissenschaftler*innen heraus·gefunden.

Ich würde sagen:
Die meisten dieser Menschen sind Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten.
Aber es sind auch Menschen, die Deutsch noch lernen.
Weil sie aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen sind.
Oder Menschen mit der Krankheit Demenz.
Menschen mit dieser Krankheit vergessen viel.
Auch sie müssen Dinge möglichst leicht verstehen können.

Das bedeutet also:
Menschen brauchen aus ganz verschiedenen Gründen Leichte Sprache.

Und viele Menschen brauchen nur selten Leichte Sprache.
Wenn jemand in komplizierter Fach·sprache spricht.
Oder wenn sich jemand mit einem Thema nicht auskennt.
 

 

Jonas:
Raul und Karina, ihr seid Jounalist*innen.
Das bedeutet:
Ihr schreibt Texte für Zeitungen und im Internet.
Darum müsst Ihr sehr viel lesen.
Viele Informationen zu vielen verschiedenen Texten.
Ist eine Zusammenfassung in Leichter Sprache für Euch auch einfacher?
Dann müsst Ihr nicht den ganzen Text lesen.

 

Karina:
Ich habe das schon mal gemacht.
Ich habe eine Internet·seite der deutschen Regierung gelesen.
Auf der Internet·seite standen viele Gesetzes·texte.
Das war schwer zu verstehen.
Darum habe ich die Texte in Leichter Sprache gelesen.
So konnte ich die Informationen schneller verstehen.
Also, ich fand das super hilf·reich.

 

Raul:
Ich bin da so ein bisschen hin- und her·gerissen.
Es gibt gute und schlechte Texte in Leichter Sprache.

Oft wird Leichte Sprache von Profis gemacht.
Dann lese ich die Texte gerne.
Weil man die Informationen schneller verstehen kann.

Aber es gibt auch schlechte Texte in Leichter Sprache.
Bei diesen Texten habe ich das Gefühl:
Die Leser*innen werden nicht ernst genommen.
Sie werden wie Kinder angesprochen.
Dann ist es für mich tatsächlich sehr unangenehm.

So ist es bei vielen Texten von Ämtern.
Da wird man oft nicht gut behandelt.
Wenn man etwas will oder braucht.
Aber das ändert sich dann in den Texten in Leichter Sprache.
Durch die Übersetzung merkt man oft erst:
Das war gar nicht unhöflich gemeint.
Menschen beim Amt schreiben einfach so.

 

Anne:
Ich will da auch noch mal ganz kurz unter·brechen.
Jonas, Du hast jetzt nur über Zusammen·fassungen in Leichter Sprache geredet.
Das bedeutet:
Es gibt einen langen Text in schwerer Sprache.
Und eine kurze Zusammenfassung in Leichter Sprache.
Das wird oft gemacht.
Aber eigentlich finde ich das nicht gut.
In dem Text in schwerer Sprache und in dem Text in Leichter Sprache sollten alle Informationen drin sein.

Der Grund für eine kurze Zusammenfassung ist oft:
Kurze Texte kosten weniger Geld als lange Texte.
Ein kurzer Text in Leichter Sprache ist besser als gar kein Text in Leichter Sprache.
Aber eigentlich finde ich:
Alle Menschen sollten alle Informationen bekommen.

 

Raul:
Da habe ich eine Frage.
Eines meiner Bücher wird gerade in Einfache Sprache übersetzt.
Und das ist einfach sehr viel Text.
Ich habe manchmal das Gefühl:
Durch die Übersetzung wird der Text vier·mal länger.
Und dann frage ich mich:
Wollen Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten so lange Texte überhaupt lesen?
Oder fühlen sie sich davon überfordert?
Das würde ich gerne wissen.

 

Anne:
Paul, wie ist das bei dir:
Manche Texte in Leichter Sprache sind sehr lang.
Stresst dich das?

 

Paul:
Lange Wort Sprache ist lang, kann man aber auch gut verstehen. 

 

Anne:
Also das ist auch meine Erfahrung.
Du hast recht:
Oft werden Texte durch die Übersetzung in Leichte Sprache länger.
Das hat verschiedene Gründe.
Zum Beispiel:
Nach jedem Satz fängt eine neue Zeile an.
Und es gibt viele Absätze.
Also leere Zeilen zwischen den Text·teilen.
So werden die Texte länger.
Aber trotzdem kann man den Text schneller lesen als Texte in schwerer Sprache.
Weil man alles schneller versteht.
Das heißt also:
Der Text wird länger.
Und trotzdem kann man ihn schneller lesen als einen kurzen Text in schwerer Sprache.

Aber es ist stimmt:
Viele Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten haben Schwierigkeiten beim Lesen.
Sie lesen oft langsam.
Es strengt sie an.
Egal, wie lang ein Text ist.
Und manche Menschen können nicht lesen.
Darum wäre ein Hör·buch in Leichter Sprache die perfekte Lösung.
Das können dann viele Menschen besser aufnehmen und verstehen.

 

Jonas:
Raul, du hast eben gesagt:
Du freust dich, wenn Texte in Leichter Sprache gut gemacht sind.
Wenn sie die Leser*innen auf Augen·höhe angesprochen werden.
Und wenn alle wichtigen Informationen im Text sind.
Ihr 3 arbeitet zusammen in einem Team.
Gemeinsam macht Ihr Texte in Leichter Sprache.
Wie geht das?
Wie sieht eure Arbeit aus? 

 

Anne:
Natalie, Paul, ich würde zuerst anworten.
Weil mein Teil der Arbeit ja zuerst kommt.
Und würde dann an euch weiter·geben.
Dann könnt ihr erzählen, wie ihr prüft.
Ist das okay? 

 

Paul:
Ja.

 

Anne:
Gut.
Zuerst bekomme ich einen Auftrag.
Ich soll einen Text übersetzen.
Oder ein Video.

Oder manchmal ist es so:
Es gibt noch gar keinen fertigen Text.
Ich soll dann für einen Auftrag einen neuen Text in Leichter Sprache schreiben.
Zum Beispiel einen Text für eine Internet·seite.

Dann schreibe ich den Text.
Das mache ich erstmal alleine.
Und dann kommen Personen aus meiner Prüf·gruppe dazu.
Das sind im Moment 18 Personen.
Natalie und Paul sind 2 davon.

Vielleicht könnt ihr mal beschreiben, Natalie und Paul:
Wie prüft Ihr?
Wie sieht Eure Arbeit aus?
Natalie, magst du anfangen? 

 

Natalie:
Also, ich mache es so:
Wir bekommen bestimmte Texte vorgelesen.
Und dann gucken wir:
Ist das gut so?
Ist das verständlich?
Oder muss noch was erklärt werden?

 

Anne:
Paul möchtest du was ergänzen?

 

Paul:
Nein.

 

Raul:
Wie lange dauert so etwas?
Also wie lange arbeitet ihr an 4 Seiten Text?

 

Anne:
Ich würde jetzt natürlich sehr gerne eine praktische, nützliche Antwort geben.
Aber leider muss ich sagen:
Ich kann die Frage nicht beantworten.
Es dauert bei jedem Text unterschiedlich lange.

Ich habe eine Internet·seite mit Nachrichten über Stars.
Diese Texte sind oft sehr einfach.
Darum kann man sie schnell übersetzen und auch schnell prüfen.
Das kann man morgens beim ersten Kaffee machen.

Andere Texte brauchen mehr Zeit.
Weil das Thema kompliziert ist.
Oder weil der Text schwierige Gefühle auslöst.

Zum Beispiel:
Wir haben das Projekt „Ableismus tötet“ in Leichte Sprache übersetzt.
Da ging es um Gewalt gegen Menschen mit Behinderung.
Und da haben wir ganz anders angefangen.
Wir haben uns mit vielen Menschen zusammen·gesetzt.
Es waren 5 oder 6 Prüfer*innen dabei.
Und wir haben über das Thema Gewalt geredet.

So habe ich heraus·gefunden:
Welche Wörter zu diesem Thema kennen die Prüfer*innen?
Wie viele Einzelheiten brauche ich für ein gutes Beispiel?
Damit man das Thema gut verstehen kann.
Aber welche Einzelheiten sind zu viel?
Sodass die Beispiele beim Lesen keine schlechten Gefühle auslösen.

Das heißt:
Da ist ganz viel passiert.
Wir haben viele Gespräche geführt.
Und erst dann habe ich mit der Übersetzung angefangen.

Das heißt:
Die Antwort auf diese Frage ist bei jedem Text unterschiedlich.

 

Karina:
Dazu würde ich gerne auch noch etwas sagen.
Wir haben auch eine Podcast-Folge zum Thema Gewalt gemacht.
In dieser Folge war Kaja von Ninlil unser Gast.
Und ich habe sie gefragt:
Ist Leichte Sprache wichtig beim Thema Gewalt·schutz?
Hier kommt ihre Antwort.

 

Kaja:
Leichte Sprache spielt da eine sehr wichtige Rolle.
Man will vielleicht herausfinden:
Habe ich Gewalt erlebt?
Dann schaut man sich Bücher an.
Und viele Texte zu diesem Thema sind so kompliziert geschrieben.
Es gibt viele Fremd·wörter und englische Wörter.
Und dann weiß ich immer noch nicht:
War das Gewalt, was ich erlebt habe?

Eine Sache ist wichtig.
Alle müssen das verstehen können.
Und zwar:
Alle Menschen haben nach einem Gewalt·erlebnis ganz andere Gefühle.
Vielleicht muss ich weinen.
Vielleicht bin ich wütend.
Vielleicht fühle ich gar nichts.
Und alles das ist ok.
Es gibt in solchen Situationen keine richtigen oder falschen Gefühle.

Wir haben eine Beratungs·stelle.
Da sprechen wir mit Frauen über ihre Gewalt·erlebnisse.
Dabei gucken wir:
Wie finden wir mit den Frauen eine gemeinsame Sprache?
Das kann auch Leichte Sprache sein.

In anderen Situationen ist Sprache oft kompliziert.
Und Frauen mit Lern·schwierigkeiten sind daran gewöhnt.
Und dann wissen sie, was sie in so einer Situation machen.
Viele Frauen mit Lern·schwierigkeiten sagen dann:
Ja, ich habe alles verstanden.
Auch wenn es nicht stimmt.
Sie fragen nicht nach.
Weil sie nicht auf·fallen wollen.
Weil sie sich schämen.
Oder weil sie nicht wollen, dass jemand böse auf sie ist.
Es kann viele verschiedene Gründe haben.

Und in Leichter Sprache ist das anders.
Es ist ein Gespräch auf Augen·höhe.
Und alle können sich gegen·seitig gut verstehen.

Vielleicht will die Frau eine Anzeige bei der Polizei auf·geben.
Auch dann ist Leichte Sprache wichtig.
Es geht um den eigenen Körper.
Und um Sexualität.

Eine Sache hilft dabei, dass es weniger Gewalt gibt:
Dass man sich mit dem eigenen Körper gut auskennt.
Und mit der eigenen Sexualität.
Und darum muss es Informationen dazu in Leichter Sprache geben.
Punkt!

Denn sonst können sich die Personen dieses Wissen nicht holen.
Und noch etwas ist im Alltag von Frauen mit Lern·schwierigkeiten wichtig:
Unterstützung von Betreuer*innen.

Vielleicht denkt die Frauen mit Lern·schwierigkeiten:
Ich möchte gerne Informationen zum Thema Sexualität haben.
Aber sie weiß nicht, wo sie diese Informationen findet.
Dann braucht sie Unterstützung.
Die Betreuerin muss es auch wichtig finden.
Denn sonst bekommen Frauen mit Lern·schwierigkeiten wichtige Informationen nicht.

 

Jonas:
Das zeigt:
Leichte Sprache ist in allen Lebensbereichen wichtig.
Menschen mit Lern·schwierigkeiten brauchen Informationen in Leichter Sprache.
Wenn es um Gewalt geht.
Und auch in Briefen vom Amt.
Und vielleicht denkt jemand:
Nachrichten über Stars sind weniger wichtig.
Vielleicht braucht man die nicht unbedingt in Leichter Sprache.
Aber:
Jede Person muss selbst entscheiden können:
Was finde ich interessant und wichtig?
Über welches Thema will ich mich informieren?

 

Anne:
Ja, das stimmt.
In der UN-Behinderten·rechts·konvention steht ganz klar drin:
Alle Menschen haben ein Recht auf Leichte Sprache.
Wenn sie Leichte Sprache brauchen.
Sie haben ein Recht auf Informationen in Leichter Sprache über alle Themen in ihrem Leben.
Aber:
So ist es in Deutschland bis jetzt noch nicht.
Natalie hat eben gesagt:
Sie braucht Leichte Sprache beim Bahn·fahren.
Manchmal läuft bei der Bahn etwas nicht nach Plan.
Ein Zug kommt zu spät.
Oder er fährt von einem anderen Gleis ab.
Und die Infos dazu sind nicht barriere·frei.

Und erst seit 2024 gibt es die Tages·schau in Einfacher Sprache.

Aber viele Informationen in Leichter Sprache gibt es nicht.
Zum Beispiel Kinofilme.
Infos über Themen aus dem Bereich Freizeit.
Und Texte, die ich zum Spaß lese.

Manchmal können Informationen in Leichter Sprache lebens·wichtig sein.
Zum Beispiel Infos über Gesundheit.
Die meisten Ärzt*innen können Dinge nicht in Leichter Sprache erklären.
Dann gehe ich als Person mit anderen Lernmöglichkeiten vielleicht seltener zu Ärzt*innen.
Ich mache wichtige Untersuchungen nicht.
Gerade gab es eine wissenschaftliche Untersuchung dazu.
Wissenschaftler*innen haben erkannt:
Schwere Krankheiten werden bei Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten oft später erkannt.

Aber ich finde:
Es muss Informationen zu allen Lebensbereichen in Leichter Sprache geben.
Auch Star-Nachrichten.
Ich habe eine Internet·seite mit Star-Nachrichten in Leichter Sprache.
Das Thema habe ich mir nicht selber ausgesucht.
Sondern die Leser*innen haben sich das Thema gewünscht.
Ich kannte mich gar nicht damit aus.
Ich wusste nicht:
Wer gehört wie mit wem zusammen?
Aber jetzt mache ich das schon seit 10 Jahren.
Jetzt kenne ich mich gut aus.

 

Raul:
Kannst du noch mal kurz erklären:
Was ist der Unterschied zwischen Leichte Sprache und Einfache Sprache?

 

Anne:
Also es gibt so eine Hand·voll Unterschiede.

Der größte Unterschied ist die Zielgruppe.
Also die Frage:
Für wen sind die Informationen?

Leichte Sprache richtet sich vor allem an Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten. Es ist die einfachste Form der deutschen Sprache.
Ich habe es eben schon mal gesagt:
Man kann die Schwierigkeit von Sprache messen.
Leichte Sprache entspricht A2.
Das Ziel ist:
Alle Menschen sollen die Informationen verstehen können.
Auch wenn sie überhaupt nicht über ein Thema wissen.
Zum Bespiel:
Alle Menschen müssen wissen, wie sie einen Wahl·zettel aus·füllen können.

In der Leichten Sprache gibt es nur kurze Sätze.
Jeder Satz ist ungefähr fünf bis acht Wörter lang.
Und Fremd·wörter und Fach·begriffe werden erklärt.

Die Einfache Sprache richtet sich an Menschen, die Deutsch noch lernen.
Oder an Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben.
Diese Menschen nennt man funktionale Analphabet*innen.
Für viele dieser Menschen gilt:
Sie brauchen nur einige Zeit lang einfache Sprache.
Dann lernen sie mehr Deutsch und können schwere Sprache lesen und verstehen.

Einfache Sprache ist etwas schwieriger: etwa B2.
Die Sätze können etwas länger sein.

Aber jetzt kommen wir zu noch einem wichtigen Unterschied.
Und das macht alles noch verwirrender.

Ich arbeite in der Leichten Sprache immer mit Prüf·gruppen.
Natalie und Paul sind 2 Personen aus unsereer Prüf·gruppe.
Es sind immer mindestens 2 Personen dabei.
Und sie prüfen:
Können wir den Text wirklich gut verstehen?

Das heißt:
Wir gehen den Text gemeinsam durch.
Und sie gucken:
Gibt es in dem Abschnitt schwere Begriffe?
Habe ich die schweren Wörter gut erklärt?
Oder ich bitte dann Natalie:
Kannst du den Abschnitt nochmal in deinen eigenen Worten zusammen·fassen?
Sodass dann wirklich klar ist:
Die Information ist wirklich angekommen.

Und diese Prüfung gibt es bei der Einfachen Sprache nicht.
Darum entscheiden sich viele Auftraggeber*innen:
Wir übersetzen unsere Informationen lieber in Einfache Sprache.
Weil es weniger lange dauert.
Und weil es weniger Geld kostet.
Darum ist oft gar nicht so leicht zu unterscheiden:
Ist ein Text in Leichter Sprache oder in Einfacher Sprache geschrieben?

 

Raul:
Natalie, Paul, heißt das:
Ihr lest nur Texte in Leichter Sprache oder Einfacher Sprache?
Oder lest ihr auch Texte in schwerer Sprache?
Wenn es die Informationen nicht in Leichter Sprache gibt?

 

Anne:
Paul, ich fange mal mit dir an.
Stell dir vor:
Du willst eine Information lesen.
Und die Information gibt es in Leichter Sprache und in Schwerer Sprache.
Welche suchst du dir aus?

 

Paul:
Leichte Sprache und ab und zu mal schwere Sprache.
Und bei Leichter Sprache ist es mir auch wichtig:
Es muss auch Briefe in Leichter Sprache geben.
Zum Beispiel Briefe von der Polizei.
Dass man da auch mal weiß, was die wollen.

 

Anne:
Und jetzt stell dir vor:
Du willst eine Information unbedingt lesen und etwas wissen.
Aber es gibt die Information nicht in Leichter Sprache.
Was machst du dann?

 

Paul:
In der Tages·schau gibt es jetzt Einfache Sprache.
Ich habe mal 2 Beiträge geguckt.
Und ich habe das gut verstanden.

 

Anne:
Das heißt, du guckst:
Gibt es die Informationen irgendwo anders in Leichter Sprache?

 

Paul:
Ja. 

 

Anne:
Okay.

 

Paul:
Ich mache auch in meiner Arbeit mit Leichter Sprache.
Jemand macht ein Protokoll und dann gucke ich:
Kann man das gut lesen in Leichter Sprache?

 

Raul:
Aber bestimmt guckst du manchmal Fernsehen.
Da ist ja nicht alles in Leichter oder Einfacher Sprache.
Aber trotzdem guckst du ja Fernsehen.

 

Paul:
Ja, gucke oder lese.
Ich habe so eine App, wo man was vorlesen lassen kann.
Da kann man ein grünes Eck machen und dann vorlesen lassen.
Dann kann man wissen, was die sagen möchten. 

 

Anne:
Paul, hast du eine Lieblings·sendung im Fernsehen?

 

Paul:
Meine Lieblings·sendung…
Boah….viele.

 

Anne:
Dann such mal eine aus.

 

Paul:
Anwälte im Einsatz.

 

Anne:
Okay.
Und die Leute bei Anwälte im Einsatz reden nicht in Leichter Sprache.

 

Paul:
Ja.

 

Anne:
Und trotzdem ist es deine Lieblings·sendung.
Kannst du verstehen, was in der Sendung gesagt wird?

 

Paul:
Ja, ich kann das verstehen.

 

Anne:
Würdest du dir wünschen, dass es Anwälte im Einsatz auch in Leichter Sprache gibt?

 

Paul:
Das wäre super cool, wenn es auch in Leichter Sprache ist.

 

Anne:
Natalie, gibt es bei dir eine Fernseh·sendung, die du dir wünschen würdest?
Und wie sollte die sein?

 

Natalie:
Ja, die komplette Tages·schau.

 

Anne:
Okay, da gibt es ja jetzt zum Glück ein Angebot seit ungefähr einem Monat. 

 

Natalie:
Das kann auch sein. 

 

Anne:
Und ich weiß zufällig, du guckst total gerne Comedy-Sendungen.

 

Natalie:
Das auch, genau. 

 

Anne:
Würdest du dir wünschen, dass es eine Comedy-Sendung in Leichter Sprache gibt?
Oder sagst du:
Die sind so, wie sie sind, cool?

 

Natalie:
Ja, ich finde sie eigentlich schon ehrlich gesagt cool.
Aber es wäre schon cool, wenn die ein bisschen langsamer sprechen.
Politiker*innen müssten das doch irgendwie auch.

 

Raul:
Ja, das verstehe ich.

 

Karina:
Ich habe auch noch eine Frage an euch.
Ich habe mal ganz kurz für ein Projekt mit einem Journalisten mit Lern·schwierigkeiten zusammen·gearbeitet.
Ich habe dann einen Artikel über Pränatal·diagnostik in Einfacher Sprache geschrieben.
[Pränatal·diagnostik sind Untersuchungen vor der Geburt.]
Ich fand das sehr schwer.

Zum Beispiel:
Ich wollte in dem Bericht gerne das Wort Embryo benutzen.
Aber der Journalist mit Lern·schwierigkeiten konnte das Wort nicht gut verstehen.
Er fand:
Das Wort soll übersetzt werden.

Das heißt:
Wir fanden 2 verschiedene gut.
Wir mussten dann eine Lösung finden.
Was macht man in so einem Fall?

 

Anne:
Also, wir hatten genau diese Frage auch schon.
Natalie, Paul und ich arbeiten alle drei für Touchdown 21.
Das ist ein Forschungs·institut.
Da forschen Menschen mit und ohne Down-Syndrom zusammen.
Wir beschäftigen uns mit dem Thema Down-Syndrom.
Wir arbeiten mit Forscher*innen zusammen.
Und wir machen Aufklärungs·arbeit.
Und genau das Thema hatten wir dort natürlich auch. 

Wir haben uns mit den vor·geburtlichen Blut·tests beschäftigt.
Und hatten genau den Punkt:
Wir wollten einige Wörter nicht benutzen.
Zum Beispiel:

  • Baby
  • ungeborenes Kind
  • werdende Mutter

Denn vielleicht entscheidet sich eine Frau für einen Schwangerschaft·sabbruch.
Dann wird sie nicht Mutter.

Und genau das haben wir dann miteinander besprochen.
Wie können wir ein Wörter finden, das man gut verstehen kann?
Und die aber trotzdem für ein schwieriges Thema die richtigen Wörter sind?

Manchmal haben wir dieses Thema auch bei Texten für Internet·seiten.
Wir haben mal eine Internet·seite für einen Verein von trans* Menschen übersetzt.
Da muss man auch genau die richtigen Worte finden.
Das geht.
Aber es ist Arbeit.
Man muss beide Gruppen an einen Tisch holen:
Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten.
Und trans* Menschen.
Dann muss man reden.
Und dann muss man gucken:
Welche Wörter sind die richtigen?
Und wie kann man sie gut erklären?

Paul, du wolltest auch was dazu sagen.

 

Paul:
Ja, ich muss jetzt auch gleich auch gehen.
Weil ich muss noch arbeiten.
Ich wollte nur ein paar Sätze noch sagen:
Ich brauche Leichte Sprache auch in der Zeitung und im Kranken·haus.
Dass man nicht so schwere Sprache und… Kranken·haus·sprache benutzt.
Ich muss jetzt Auf Wieder·sehen sagen. 

 

Anne:
Alles klar.
Paul, vielen Dank, dass du dabei warst.
Ich wünsche dir noch einen schönen Arbeits·tag. 

 

Jonas:
Danke dir, Paul.

 

Paul:
Danke.

 

Raul:
Bis bald.

 

Jonas:
Jetzt haben wir über schwere Wörter geredet.
Und wie man sie gut erklären kann.
Passiert es manchmal, dass du sagst:
Okay, dieses Wort kann ich nicht weiter erklären?
Oder ich will es nicht erklären?
Weil der Text dann zu lang wird?

Zum Beispiel:
Ich sage am Anfang immer diesen Satz:
„Die neue Norm ist ein Podcast, in dem 3 Journalist*innen mit Behinderung über Barriere·freiheit und Inklusion sprechen“.

Diesen Satz kann man in Leichte Sprache übersetzen.
Aber dann muss man viele Wörter erklären:

  • Podcast
  • Journalist*in
  • Inklusion

Dann kann man erklären:
Ein Podcast ist eine Audio·datei.
Aber dann muss man wieder das Wort Audio·datei erllären.
Und so geht es dann immer weiter.
Dann hört es ja irgend·wann überhaupt nicht mehr auf.

Wo ist die Grenze erreicht?
Wann sagt man:
Okay, dieses Wort ist jetzt klar und eindeutig.
Und müssen wir jetzt nicht doch noch weiter in Leichter Sprache übersetzen?

 

Anne:
Also da kommen jetzt verschiedene Punkte zusammen.
Zum einen ist es so:
Ich würde Podcast natürlich nicht mit Audio·datei erklären.
Man kann eine leichtere Erklärung finden.

Sonst hast du recht.
Natürlich hat man dann die nächste Baustelle aufgemacht und braucht die nächste Wort·erklärung.
Podcast würde ich tatsächlich erklären.
Andere Wörter nicht.

Natalie, kennst du das Wort Inklusion?-
Brauchst du eine Wort·erklärung für den Begriff Inklusion?

 

Natalie:
Inklusion kenne ich schon.

 

Anne:
Super. 

 

Natalie:
Das ist einfach.

 

Anne:
Genau, deswegen sind wir hier.
Du hast recht.
So funktioniert das ja auch in unserer Arbeit.
Dann frage ich nicht Natalie alleine.
Sondern ich stelle das Prüf·team aus verschiedenen Prüfer*innen zusammen.
Sodass ich möglichst viele verschiedene Menschen im Team habe.
Menschen, die aus verschiedenen Gründen Dinge nicht verstehen.
Und dann gucke ich oder frage sie:
Kennst du dieses Wort?
Oder kennst du diese Person?
Und dann weiß ich:
Ich muss den Begriff erklären.
Oder ich muss Ihn nicht erklären. 

Und ich gucke bei jedem Fremd·wort:
Ist dieses Wort wichtig?
Muss es im Text drin·bleiben?
Dann erkläre ich das Fremd·wort.

An vielen Stellen entscheide ich dann:
Ich kann das Fremd·wort auch durch ein einfacheres Wort aus·tauschen.

Also zum Beispiel:
Ich muss nicht das Wort Illustration benutzen.
Ich kann das Wort Zeichnung benutzen.
Das Wort bedeutet das·selbe.
Aber man kann es leichter verstehen.
So ist das Problem schnell gelöst.

Du hast auch nach dem Thema gefragt.
Das werde ich oft gefragt:
Gibt es ein Thema, das man nicht in Leichter Sprache erklären kann?
Weil es zu kompliziert ist?

Bis jetzt ist meine Antwort nein.
Und wir haben krassen Scheiß in Leichte Sprache übersetzt.
Zum Beispiel:
In einem Text ging es um die Untersuchung alter Knochen.
Die Person hat vor 2.500 Jahren gelebt.
Wissenschaftler*innen haben untersucht:
Hatte die Person damals das Down-Syndrom oder nicht?
Auch das kann man in Leichter Sprache beschreiben.
Denn:
Leichte Sprache verändert immer nur die Form.
Und nicht den Inhalt.

 

Raul:
Aber das bedeutet ja:
Du selbst musst den Text verstanden haben.
Sonst kannst Du ihn nicht übersetzen.
Auch wenn es um schwierige Themen geht.
Zum Beispiel um Physik.

 

Anne:
Ja. Das stimmt.

Einmal habe ich schon zum Thema Physik gedolmetscht.
Es ging zum Beeispiel um Raketen·starts.
Das war richtig krass.
Denn ich bin nicht gut in Natur·wissenschaften.
Das war eine große Heraus·forderung!
Ich musste alles verstehen.
Sonst kann ich nicht gut dolmetschen oder übersetzen.

Und ich musste mich sehr gut vorbereiten.
Ich habe mich also viel mit den Wissenschaftler*innen ausgetauscht.
So konnten wir klären:
Kann man eine Information leicht verstehen?
Und ist trotzdem alles noch wissenschaftlich richtig?

Das ist viel Arbeit.
Aber es geht.

 

Raul:

Ich finde:
So sollte man es immer machen.
Bei jedem Text.

 

Anne:

Ja, du hast recht.

 

Raul:

Nicht nur, wenn es um Leichte oder Einfache Sprache geht.
Dass man immer noch mal prüft, ob alles verstanden wurde.

 

Anne:

Ja.
Darum ging es ja auch in dem Ton·beispiel eben.
Das Beispiel, das Karina eben eingespielt hat.
Und das ist nicht immer leicht heraus·zu·finden.

Wir alle verstehen manchmal Sachen nicht.
Und dann müssen wir gucken:
Was mache ich dann?
Lächele ich höflich?
Sage ich „Ja, ja.“
Wechsele ich das Thema?
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten.

Und so ist es auch bei meinen Kolleg*innen im Prüf·team.
Beim Prüfen sagen sie aber:
Ich habe das nicht verstanden.
Da geht es auch um Vertrauen.
Darum ist es gut, dass wir uns schon so lange kennen.
Und schon so lange zusammen·arbeiten.

Natalie, du hast mit 17 Jahren beim Ohrenkuss angefangen.

 

Natalie:

Genau, ja.

 

Anne:

Das heißt:
Wir kennen uns schon gut und lange.
Wir vertrauen uns.
Darum ist es nicht peinlich, etwas nicht zu verstehen.
Man kann einfach sagen:
Nee, das hast du nicht gut erklärt.
Das habe ich nicht verstanden. 

 

Raul:

Natalie, du hast eben gesagt:
Bestimmte Wörter muss man gar nicht mehr erklären.
Zum Beispiel, das Wort Inklusion.
Bedeutet das:
Du wirst immer besser im Verstehen von Texten?
Und bist du dann irgendwann zu gut, um Prüfer*in zu sein?

Anne:

Natalie, wie ist das?
Du lernst beim Prüfen immer wieder neue Wörter kennen.
Hast du das Gefühl, du bist irgendwann zu gut, um Texte zu prüfen?
Weil du alles sowieso schon verstehst?

 

Natalie:

Ja, eigentlich schon.
Aber es muss erst mal bei mir ankommen.
Ich muss nach·haken:
Was heißt das?

 

Anne:

Also es ist tatsächlich so, dass ich einzelne Prüfer*innen habe, die schon sehr, sehr lange in der Prüf·gruppe sind.
Und dann ist es so, dass sie viele Wörter schon kennen. 

Darum wechsele ich immer ab.
Es kommt auf das Thema an.
Zum Beispiel:
Es gibt einen neuen Text über Gärten.
Dann gucke ich:
Wer hat beim letzten Mal zu diesem Thema geprüft?
Und dann frage ich eine andere Person an.

Und ich merke immer wieder in der Arbeit mit den Prüfer*innen:
Klar sie lernen total viele neue Worte und Fach·begriffe.
Und sie benutzen die dann auch selbst gerne.
Aber andere Dinge verändern sich nicht.
Auch nicht mit viel Übung.
Zum Beispiel:
Die Sätze müssen immer kurz und einfach sein.
Oder ich muss die Informationen in der richtigen Reihen·folge geben.

Darum musste ich noch nie zu einer Person sagen:
Tut mir leid.
Du bist jetzt leider zu clever geworden.
Und du kannst jetzt keine Texte mehr prüfen.

 

Jonas:

Es wurde jetzt schon einige Male gesagt:
Ab jetzt gibt es die tages·schau auch in Einfacher Sprache.
Wie cool ist das?

 

Anne:

Sau·cool!

 

Natalie:

Ja sehr geil!

 

Jonas:

Ich persönlich finde gut:
Es sind die·selben Nachrichten·sprecher*innen wie immer bei der tages·schau.
Also es sind keine Extra·personen.
Es ist das gleiche Studio.
Es sind die gleichen Bilder.
Alles sieht genauso aus.
Und dann ist es aber in Einfacher Sprache.
Es kommt nicht aus irgendeinem Hinter·hof.
Wo jemand es wackelig mit dem Handy filmt.
Vielleicht irgend·welche Praktikant*innen.

 

Anne:

Oder wir… (lacht)

 

Jonas:

Es ist von Profis gemacht.
Aber es ist einfach. 

Die Macher*innen sagen:
Das ist Einfache Sprache.

 

Anne:

Also, das ist verwirrend:
Die Sprache in den Nachrichten ist sehr leicht zu verstehen.
Das ist eher Leichte Sprache. 

Aber sie arbeiten nicht mit einem Team von Prüfer*innen.
Darum sagen sie:
Es ist Einfache Sprache.
Denn Einfache Sprache muss nicht geprüft werden.
Also kann man eigentlich sagen:
Es ist Leichte Sprache, die nicht geprüft wurde.

Ich finde es toll, dass es die Sendung jetzt gibt.
Darüber bin ich froh.
Denn es hat lange gedauert.
Aber:
2 Sachen finde ich schwierig:

1. Die Sendung wird ohne Prüf·gruppe gemacht.
Jonas, Du hast es eben gesagt.
Man kann sehen:
Die Sendung wird von Profis gemacht.
Und Prüfer*innen können genauso coole Profis sein.

Leichte Sprache entsteht immer in inklusiven Teams.
So ist es eine barriere·freie Sendung.
Aber keine inklusive Sendung.
Das finde ich schade.

Und 2.:
Viele verschiedene Menschen gucken die tages·schau in Einfacher Sprache.
Ich würde aber denken:
Die meisten von ihnen sind Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten.
Aber der Sender ARD hat die neue tagesschau in einer Pressemitteilung vorgestellt.
Darin schreiben sie auch:
Für wen ist die Sendung.
Und da werden Menschen mit Behinderung nicht genannt.
Und das ist natürlich Blödsinn!

 

Raul:

Das ist natürlich interessant.
Ich habe gelesen:
Es geht bei der Sendung um Behinderungen und Inklusion.
Aber dass sie selber das gar nicht sagen…

 

Anne:

Sie sagen:
Es ist für Menschen mit Schwierigkeiten beim Lesen.
Und für Menschen, die Deutsch lernen.
Also…

 

Raúl:

Aber warum?
Haben sie Angst davor, das Wort Behinderung zu sagen?

 

Anne:

So sieht es aus, ja.

 

Raul:

Krass.

 

Anne:

Natalie vielleicht kannst du etwas dazu sagen.
Du hast auf Social Media ja auch darüber geschrieben, wie du die Tagesschau in einfacher Sprache findest.
Und du hast dir Folgen angeguckt.
Kannst du was dazu erzählen?

 

Natalie:

Ja, ich habe mir schon so ein paar Folgen davon angeguckt.
Also ich finde das eigentlich super so.
Und auch schon gut, dass das mehrfach erklärt wird. 

 

Anne:

Okay also, dass Sachen erklärt werden, findest du gut.
Was hat dir noch gefallen?

 

Natalie:

Was halt noch aufgefallen ist:
Die sprechen natürlich langsamer.
Und das ist auch richtig so.

 

Anne:

Gibt es auch was, was du blöd findest an der neuen Sendung?

 

Natalie:

Die tages·schau ist halt natürlich generell jetzt schwieriger.

 

Anne:

Es gibt die tages·schau immer noch so, wie sie vorher war.
Und die ist schwieriger?

 

Natalie:

Ja.

 

Anne:

Ok.
Habe ich dich richtig verstanden?
Bedeutet das:
Du fändest es besser, wenn es für alle die tages·schau in Leichter Sprache gäbe?

 

Natalie:

Ja, eine Sendung für alle.
Und auch für die, die kein Deutsch sprechen, natürlich.

 

Anne:

Ok, alles klar.



Karina:

Ich bin Journalistin.
Das bedeutet:
Ich schreibe Texte für Zeitungen und im Internet.
Und die meisten Journalist*innen schreiben gerne komplizierte Texte.

 

Jonas:

Das machst du auch gerne…

 

Karina:

(Lacht)
Und gerade im Journalismus gibt es Vorurteile zu Leichter Sprache.
Glaube ich.
Und Vorurteile über Menschen, die Leichte Sprache brauchen.
Oder?
Wie geht ihr da damit um?

 

Anne:

Natalie, ist die das schon mal begegnet?
Dass jemand Vorurteile hatte gegen·über Leichter Sprache?

 

Natalie:

Ja, natürlich.
In diesen Instagram·posts….
Ja von der AFD.
Das ist auch irgendwie Scheiße, muss ich sagen.

 

Anne:

Also ja, na klar:
Es gibt immer wieder Vor·urteile. 

Manchmal kriegt man mehr von Leichter Sprache mit.
Zum Beispiel jetzt.
Weil es die neue tages·schau gibt.
Dann schreiben auch mehr Journalist*innen über Leichte Sprache.
Und zuerst gucken sie immer:
Was haben andere Journalist*innen über Leichte Sprache gesagt?
Und dann schreiben sie die·selben Vor·urteile immer wieder von·einander ab.
Zum Beispiel:
Leichte Sprache ist „dummes Deutsch“.

 

Natalie:

Unser Deutsch ist nicht dumm!

 

Anne:

Natürlich nicht!

Und das liest man nicht nur in den Instagram Kommentaren.
Sondern alle großen deutschen Zeitungen haben schon ähnliche Texte gemacht.
„Dummes Deutsch“ war eine Überschrift aus der FAZ.
[FAZ ist die Abkürzung für Frankfurter Allgemeine Zeitung.]

Und ganz häufig wissen die Journalist*innen zu wenig über Leichte Sprache.
Sie wissen oft nicht:
Wie genau entsteht Leichte Sprache?
Und wer braucht alles Leichte Sprache?

Manchmal schreiben Journalist*innen:
Wir brauchen keine Leichte Sprache.
Oder:
Leichte Sprache ist nicht gut,
Aber das sagen nie Menschen, die selbst Leichte Sprache brauchen.

Warum ist das bei Leichter Sprache so?
Warum werden Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten nicht als Fach·leute anerkannt? 

Blinde Menschen werden auch zum Thema Barriere·freiheit befragt.
Niemand würde eine sehende Person fragen:
Wie funktioniert eine Braille·zeile?
[Mit einer Braille·zeile können blinde Menschen am Computer lesen und schreiben.]
Das wäre völliger Blödsinn.


Oder es gibt Audio·deskription.
Das bedeutet:
Jemand beschreibt für blinde Menschen:
Was sieht man gerade auf der Bühne?
Zum Beispiel:
Wie sieht das Bühnen·bild aus?

Und bei Audio·deskription ist klar:
Gute Audio·deskription geht nur zusammen in einem inklusiven Team.
Warum ist das bei Leichter Sprache nicht so?

Oft wird auch gesagt:
Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten interessieren sich sowieso nicht für ein bestimmtes Thema.
Oder man denkt:
Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten sind nicht klug genug für ein Thema.
Weil sie eine andere Form brauchen.
Damit sie Informationen gut auf·nehmen können.


Aber zu vielen Themen gibt es kaum Informationen in Leichter Sprache.
Dann können Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten gar nicht heraus·finden:
Interessiere ich mich für ein Thema oder nicht?

Da mischen sich ganz viele Vor·urteile in den Köpfen.

 

Jonas:

Vielleicht hat es auch damit zu tun:
Vielleicht sagen die Menschen nicht laut genug, dass sie Leichte Sprache brauchen?
Und darum gibt es auch kein größeres Angebot?

Aber ich habe auch das Gefühl:
Hier wird nach Kritik·punkten gesucht.

Im deutschen Fernsehen gibt es ja einfache Informations·sendungen.
Es sind Sendungen für Kinder.
De Sendung mit der Maus.
Sesam·straße.
Oder die ZDF Logo Nachrichten für Kinder. 

Bis jetzt dachte ich:
Das ist ein gutes Beispiel.
Hier werden Dinge einfach erklärt.

Aber Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten werden oft wie Kinder behandelt.
Darum denke ich:
Das wird der ganzen Sache einfach nicht gerecht.

 

Anne:

Ja, das ist so.
Also ich finde auch:
Die Logo-Kinder·nachrichten sind gut verständlich.
Und viele meiner Kolleg*innen haben die Sendung geguckt.
Bis die tages·schau in Einfacher Sprache kam.

Und eine Vertreterin vom Sender ZDF wurde letztens auf einer Bühne gefragt:
Gibt es beim ZDF ein Angebot in Leichter Sprache?
Und die Frau hat geantwortet:
Nein, aber wir haben ja die Logo-Kinder·nachrichten so. 

Ja, man kann die Logo-Kinder·nachrichten gut verstehen.
Aber in der Sendung geht es um Themen für Kinder.
Darum passt das oft nicht für erwachsene Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten.
Sie wünschen sich leicht verständliche Sendugen für Erwachsene.

 

Raul:

Ich will ja auch mit sie angesprochen werden.

 

Anne:

Natalie, wie ist das bei dir, mit dem Duzen und Siezen?

 

Natalie:

Die Leute, die mich hier kennen, die können mich gern duzen.



Anne:

Und alle anderen?

 

Natalie:

Die mich natürlich nicht kennen, da wäre das Sie schon ein bisschen besser.

 

Anne:

Also, Natalie und ich reisen super viel zu Vorträgen oder Veranstaltungen.
Und eigentlich ist es auf unseren Reisen immer so:
Wir kommen zur Hotel·rezeption.
Ich werde mit sie angesprochen werden.
Und Natalie mit du.
Und eigentlich wird auch immer nur mit mir geredet.

 

Raul:

Ich habe noch eine Frage dazu.
Du sagst:
Viele Journalist*innen schreiben über Leichte Sprache als dumme Sprache.
Und sie wissen eigentlich zu wenig darüber.

Ich sehe da noch eine Schwierigkeit:
Die Texte in Leichter Sprache sind oft schwer zu finden.
Sie sind auf Internet·seiten oft versteckt.
Oder man muss erst eine Datei herunter·laden.
Das macht ja alles noch schwieriger.
 

 

Anne:

Ja auf jeden Fall.

Natalie, Paul und ich arbeiten für die Zeitschrift Ohrenkuss.
Für die Zeitschrift schreiben nur Menschen mit Down-Syndrom.

In der Corona-Zeit mussten wir alle zusammen ganz viel lernen.
Wie kann ich am Computer arbeiten?
Wie funktioniert eine Video·konferenz?
Sonst hätten wir nicht mit der Arbeit weiter·machen können.

Natalie hast du vor 2020 schon mal eine Video·konferenz gemacht am Computer?

 

Natalie:

Ich glaube noch nicht.

 

Anne:

Ich glaube ich auch nur ein einziges Mal.
Die meisten Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten kennen sich nicht gut mit Computern aus.
Es gibt keine Workshops in Leichter Sprache zu dem Thema.
Und zu wenig Info-Material.
Zum Beispiel:
Wie nutze ich ein iPad?
Wie funktioniert Instagram?
Alles das gibt es nicht in Leichter Sprache. 

Das heißt:
Als Mensch mit anderen Lern·möglichkeiten muss mir dafür Assistenz suchen.

Manche Dinge funktionieren auf fast allen Internet·seiten gleich.
Und die meisten Menschen wissen das.
Wie funktioniert ein Download?
Was passiert, wenn ich auf das Logo klicke? 

Menschen mit nderen Lern·möglichkeitenn wissen das oft nicht.
Das heißt:
Vielleicht muss ich die Leichte Sprache auf der Internet·seite erst suchen.
Vielleicht muss ich dafür drei·mal klicken.
Oder ganz unten am Ende der Internet·seite gucken.
Das macht es schwieriger.

Raul:

Was könnte da die Lösung sein?

 

Anne:

Also auch da ist Zusammen·arbeit die Lösung.
Jemand sagt:
Ich möchte meine Internet·seite in Leichte Sprache übersetzen lassen.
Und genau dann fängt das inklusive Arbeiten an.
Wir schauen uns dann mit mehreren Prüfer*innen die Internet·seite an.
Wir gucken:
Welche Informationen sind wichtig?
Um welche Themen geht es?
Funktioniert der Aufbau der Internet·seite?
Wo ist das Menü? 

Ein Problem gibt es auf vielen Intenet·seiten:
Alle Informationen in Leichter Sprache sind auf einer Unter·seite.
Und dann öffnet man das Menü.
Und klickt eine andere Unter·seite an.
Dann kommt man automatisch wieder zu den Inhalten in schwerer Sprache.

Also man muss ich immer auch anklicken:
Worauf muss ich klicken?
Und wie komme ich von einem Inhalt zum anderen?

Man muss die Leichte Sprache von Anfang an mitdenken.
Genauso wie andere Formen von Barriere·freiheit.

Jonas:

Unser großer Wunsch ist:
Alle Inhalte sollen barriere·frei sein.
Alle sollen alles verstehen können.
Dafür braucht man Leichte Sprache.
Und Deutsche Gebärden·sprache.

Wir wollen Leichte Sprache fördern.
Aber Leichte Sprache kostet Geld.
Das merken wir immer bei Veranstaltungen.

Übersetzungen kosten Geld.
Und manchmal ist das Geld dann eine Barriere.

Was kann man da machen?
Was kann jede einzelne Person machen?
Damit Inhalte zugänglich gemacht werden können?

 

Anne:

Also ich würde vielleicht mal mit einem ganz großen ersten Schritt anfangen:
Wir brauchen neue Gesetze zum Thema Leichte Sprache in Deutschland.

Viele Regeln zum Thema Leichte Sprache stehen nur in der UN-Behinderten·rechts·konvention.
Deutschland hat die UN-Behinderten·rechts·konvention unter·schrieben.
Das bedeutet dann:
Deutschland muss eigene deutsche Gesetze zum Thema Leichte Sprache machen.
Und da ist noch wenig passiert.

Bisher müssen nur wenige Internet·seiten in Leichte Sprache übersetzt werden.
Zum Beispiel Internet·seiten der Bundes·regierung.
Oder die Internet·seite einer Stadt.

Und wie ist das bei Euch?
Wie oft besucht Ihr solche Internet·seiten?
Im Vergleich ui allen anderen Internet·seiten?

Ich glaube, dann kann man sich gut vorstellen:
Bis jetzt ist das Angebot in Leichter Sprache sehr klein.

 

Jonas:

Du weißt nicht, was ich für Hobbys habe.

 

Anne:

Ja, okay, okay, du hast recht. 

Also wir bräuchten erst mal neue Gesetze zum Thema Leichte Sprache.
Ein Gesetz, dass es mehr Leichte Sprache geben muss.

Es gibt Länder·prüfungen.
Dabei wird geprüft:
Wie klappt es mit der Inklusion in Deutschland?
Macht Deutschland Fortschritte bei der Inklusion?

Und das Ergebnis war bisher immer:
Es gibt zu wenig Leichte Sprache.
Das Angebot ist viel zu klein.
Und zu vielen Themen gibt es gar keine Informationen in Leichter Sprache.
Das wurde schon zwei·mal fest·gestellt.
Und es passiert überhaupt nichts. 

Eigentlich hatte die Regierung beschlossen:
Es soll ein Bundes·kompetenz·zentrum, Leichte Sprache gegründet werden.
Das stand im letzten Koalitions·vertrag.
Aber:
Es ist nicht passiert. 

An ganz vielen Stellen brauchen wir erst mal ein Gesetz.
Als Grund·lage.
Denn freiwillig machen zu wenige Menschen mehr Leichte Sprache.
So ist es ja in anderen Bereichen auch.

Also damit könnte man mal anfangen:
Gute Gesetze zum Thema Leichte Sprache.

Dann muss es dringend eine Ausbildung fürs Dolmetschen in Leichte Sprache geben.
Denn auch da gibt es bisher nämlich überhaupt kein Angebot.
Und dann werden es auch nicht mehr Dolmetscher*innen.
Im Moment bieten das etwa 10 Personen in ganz Deutschand an.
Das reicht natürlich nicht aus!

Und dann braucht es Geld.
Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten brauchen auch im Alltag Leichte Sprache.
Wenn sie zu Ärzt*iinnen gehen.
In einem Gespräch mit der Chefin.
Oder beim Amt.
Und diese Dolmetschung wird im Moment nicht bezahlt.

Das heißt:
Ich habe Glück, wenn ich eine Assistenz habe.
Zum Beispiel ein Familien·mitglied.
Das kann nicht die Lösung sein!

Aber ich habe einen Tipp für Veranstaltungen:
In Köln und Bonn gibt es Geld von der Stadt für Dolmetscher*innen bei Veranstaltungen.
Im letzten Jahr war am Jahres·ende noch etwas übrig von diesem Geld.
Weil nur wenige Menschen davon wissen.
Da kann man ziemlich einfach ein bisschen Geld bekommen.

Und dann gibt es ganz unterschiedlichste Stiftungen und Förder·programme.
Auch da kann man Geld für Barriere·freiheit bekommen.
Zum Beispiel für eine barriere·freie Internet·seite.
Aber auch für Dolmetscher*innen bei Live-Veranstaltungen.
Da kann man ziemlich einfach Gelder beantragen. 

 

Karina: 

Wie kann ich Texte sofort verändern?
Sodass man sie besser verstehen kann.
Hast du da einen Tipp?

 

Anne: 

Ich glaube, das muss man einfach üben.
Die Regeln für Leichte Sprache sind nicht kompliziert.
Ich würde sagen:
Es sind 30 oder 40 verschiedene Regeln.
Die kann man sich mal angucken.
Das schafft man an einem Nachmittag.

Und ich glaube:
Man sollte Texte in Leichter Sprache lesen.
Das hilft.
Man lernt verschiedene Arten zu schreiben kennen.
Denn auch in der Leichten Sprache hat jede*r einen eigenen Stil.

So bekommt man ein Gefühl dafür.
Man sieht zum Beispiel:
So kann man Informationen gut in kürzere Sätze aufteilen.

Und einen Tipp noch als Beispiel:
Ich liebe sehr lange. komplizierte Sätze.
Ich finde sie richtig toll.
Aber man kann sie super·schwer verstehen.
Also gucke ich:
Wie kann ich die Sätze kürzer machen?
Ohne Komma und Neben·satz.
Das kann man ziemlich schnell lernen.
Wenn man Texte in Leichter Sprache liest.

 

Raul: 

Ich habe Werbung studiert.
Da habe ich auch gelernt:
Nur Hauptsätze benutzen.
Einfach.
Wirklich ganz einfach Dinge erklären.
Und zwar für alle.
Und dann kommen so Sätze raus wie: „Ich liebe es.“

Und ich habe da erst gelernt und verstanden:
Wirklich einfache Sprache kann geil sein!
Es gehen keine Informationen verloren.
Und das kann richtig Spaß machen. 

 

Anne: 

Ja, das stimmt.
Mir macht das total Spaß. 

Manchmal kriege ich einen richtig, richtig schwierigen Text zum Übersetzen.
Manche Sätze muss ich drei·mal lesen.
Bis ich sie verstehe.
Und dann überlege ich:
Wie kann man das·selbe auch leichter sagen?
Das ist eine Herausforderung.
Es ist oft knifflig.
Aber ich liebe es.
Es macht total Spaß.
Es ist super abwechslungs¯reich.
Wir lernen durch unsere Arbeit wahnsinnig viele neue Themen kennen. 

Also ja:
Ich kann gut verstehen, was du daran magst.

 

Raul: 

Inwieweit ist denn die künstliche Intelligenz eine Hilfe?

 

Anne: 

Natalie hast du schon mal mit einem Computer·programm Texte in Leichte Sprache übersetzt?

 

Natalie: 

Ich weiß gar nicht, wie man so was macht. 

 

Anne: 

Okay, das können wir mal zusammen ausprobieren.
Es ist lustig. 

Also im Moment hilft das leider noch nicht weiter.
Es gibt mehrere KI für Leichte oder Einfache Sprache.
Also Computer·programme, die Texte übersetzen.
Und auch mit dem Programm ChatGPT kann man Texte vereinfachen.
Aber:
Bis jetzt sind die Ergebnisse noch nicht gut.
Das macht bis jetzt noch niemanden zufrieden.

Es gibt zum Beispiel auf der Internet·seite einer Kranken·kasse ein Angebot.
Da werden Erklärungen zu Krankheiten von einem Computer in Leichte Sprache übersetzt.
Und danach kann man leider gar nichts mehr davon verstehen.

 

Raul:
Aber es ist vielleicht besser als gar nichts?

 

Anne: 

Nein.
In dem Fall nicht.
Die Übersetzung ist wirklich schlecht.
Die Informationen in den Texten sind dadurch einfach falsch.
Und ich weiß nicht, was schlimmer ist:
Keine Informationen.
Oder keine Informationen.
Beides ist keine gute Lösung.

Es gibt also schon von Computern übersetzte Leichte Sprache.
Aber das Ergebnis ist noch nicht gut.
Menschen müssen die Texte nach·bearbeiten.
Und ich finde:
Im Moment ist das mehr Arbeit.
Dann schreibe ich den Text lieber von Anfang an neu.

Trotzdem glaube ich:
In Übersetzungen durch Künstliche Intelligenz liegt eine große Chance.
Es gibt so viele verschiedene Themen und Informationen.
Und niemand wird alle diese Informationen in Leichte Sprache übersetzen.
Zum Beispiel:
Einer meiner Kollegen interessiert sich sehr für Züge.
Er liest gerne Lok·typen·bücher.
Also sehr dicke Bücher über verschiedene Zügee.
Und niemand wird sagen:
Prima, wir übersetzen dieses Lok·typen·buch mal in Leichte Sprache.
Das wird nicht passieren.

Drum wäre es toll, wenn ein Computer·programm das könnte.
Dann könnte mein Kollege es sich selbst übersetzen.
Und das wäre toll.

Alle meine Kolleg*innen brauchen im Alltag Informationen in Leichter Sprache.
Und dann könnten sie die einfach über eine App bekommen.
Dann könnten sie viele Dinge viel selbständiger erledigen.

Das wäre toll!
Aber da sind wir noch nicht.
Und ich weiß auch nicht so richtig, ob wir dahin kommen. 

Denn:
Solche Apps und Computer·programme werden von sehr großen Firrmen entwickelt.
Sie wollen damit viel Geld verdienen.
Und die meisten Menschen mit anderen Lern·möglichkeiten verdienen nicht viel Geld.
Ich glaube, darum sagt niemand so schnell:
Cool, dafür geben wir mal richtig Kohle aus!

 

Jonas: 

Wir haben mal eine Podcast-Folge über Künstliche Intelligenz gemacht.
Und dann haben wir den Text zum Podcast von Künstlicher Intelligenz übersetzen lassen.
Aber:
Das war nichts.
Es funktioniert einfach nicht.

 

Anne: 

Also es kommt natürlich auch so ein bisschen darauf an:
Wie stellt man dem Computer·programm die Fragen?
Man kann sagen:
„ChatGPT, übersetze diesen Text in Leichte Sprache.“
Das funktioniert nicht.
Aber es geht schon etwas besser, wenn ich zum Beispiel sage:
„Vereinfache diesen Text.“
Man kann sich so ein bisschen ran·tasten.
Aber im Moment machen mich die Ergebnisse noch nicht zufrieden.

 

Jonas: 

Bald wird es eine DIN-Norm für Leichte Sprache.
Man kann sagen:
Die Regeln für Leichte Sprache werden noch mal genauer aufgeschrieben.
Es wird noch mal geschaut:
Was ist besonders wichtig?
Damit ein Text in Leichter Sprache ein guter Text ist.

Wie wichtig ist das?

 

Anne: 

Also ich finde das total gut.
Ich finde, man muss leichter kontrollieren können:
Ist dieser Text in Leichter Sprache gut oder schlecht?
Denn viele Menschen kennen sich mit Leichter Sprache nicht aus.
Und sie können es nicht selbst unterscheiden.

Denn Raul hat es eben schon gesagt.
Es gibt wahnsinnig viele schlechte Texte in Leichter Sprache.
Und ganz häufig ist es so:
Die Auftrag·geber*innen können oft nicht erkennen, ob eine Übersetzung gut ist.
Die haben oft noch nicht viel Erfahrung mit Leichter Sprache.
Und sie erkennen den Unterschied nicht zwischen einem guten Text in Leichter Sprache und einem schlechten.
Die wissen nicht:
Haben Prüfer*innen an dem Text mit·gearbeitet?
Und sie wissen nicht:
Wurden die Prüfer*innen fair bezahlt?
Alles das kann ich als Auftrag·geber*in nicht von außen sofort erkennen.
Darum finde ich eine stärkere Kontrolle gut.

Ich habe gedolmetscht, als diese neue DIN spec erarbeitet wurde.
Und ich finde:
Es einen guten Anfang.
Und man muss jetzt gucken:
Funktioniert diese DIN spec auch im Alltag?
Das kann ich noch nicht so richtig absehen.

 

Jonas:

Letztens haben wir unseren Podcast live aufgenommen.
Beim Puls-Festival.
Und du, Anne, hast den Podcast in Leichte Sprache gedolmetscht.
Davon waren wir ja sehr beeindruckt.
Du hast dafür deine eigene Technik mitgebracht.
Ein Mikrofon und Kopfhörer.
Für die Zuschauer*innen, die beim Festival waren.
Und die Leichte Sprache brauchen. 

Wie hat sich für Dich das angefühlt?
Ich habe ja in dem Moment auf der Bühne gesessen und geredet.
Darum habe nicht mich selbst in Leichter Sprache gehört.
Aber ich war sehr beeindruckt. 

Hat das gut funktioniert?

 

Anne:

Ja, total gut. 

Ihr redet in eurem Podcast viel über Behinderung, Inklusion und Gesellschaft.
Zu diesen Themen dolmetsche ich oft.
Darum kenne ich mich damit gut aus.
Und ich weiß:
Welche Wörter muss ich in Leichter Sprache erklären?

Sonst bereite ich mir immer Wort·erklärungen vor.
Das heißt:
Ich mache mir eine Liste mit Fremd·wörtern oder Fach·begriffen in einem Vortrag.
Diese Wörter muss ich ja beim Dolmetschen ziemlich schnell erklären können.
Darum bereite ich sie vor.
Und dann prüft mein Team die Wort·erklärungen.

Die sagen dann:
Jawohl, die Wort·erklärung kann ich gut verstehen.
Oder:
Nein, das musst du noch mal anders erklären.
Oder:
Hier brauche ich ein Beispiel.
Was auch immer.
Und dann bin ich vorbereitet aufs Dolmetschen. 

Und ja, an dem Ort hat das sehr gut funktioniert.
Auch wenn die Hälfte meiner Zuhörer*innen irgendwann eingeschlafen ist…

 

Raul:

2 Dinge fallen mir gerade dazu noch ein.
Wir haben uns bei dem Festival gesehen.
Total schön war:
Es waren auch Menschen da, die die Leichte Sprache genutzt haben.
Das weiß man ja vorher nicht.
Erreicht man damit auch jemanden?
Aber so konnten wir im Austausch mit den Nutzer*innen sein.
Und das macht ja unsere Arbeit am Ende des Tages besser.
Hoffe ich.
Man versteht mehr:
Wer hat welchen Bedarf.

Und Anne, du hast gesagt:
Du hast eine Internet·seite mit Star·nachrichten in Leichter Sprache.
Aber du hast den Namen der Internet·seite gar nicht genannt. 

 

Anne: 

Das stimmt. 

 

Raul: 

Und vielleicht können wir am Ende der Sendung noch 2 oder 3 Tipps sammeln.
Welche Internet·seiten findet ihr gut?
Dann können sich die Hörer*innen die Seiten ansehen.
Und sie erfahren noch mehr über Leichte Sprache.

 

Anne:

Gerne ja.

 

Raul: 

Also dein Projekt heißt einfach Stars Punkt de…

 

Anne:

Einfachstars.info

 

Raul:

Habt ihr noch andere eigene Projekte?
Oder Sachen, die Ihr empfehlen könnt? 

 

Anne: 

Natalie hast du eine Empfehlung?
Tipps was man lesen sollte in leichter Sprache?
Welche Angebote findest du cool?

 

Natalie: 

Ja, genau,
Nachrichten leicht.

 

Anne:
Das ist ein Angebot von Deutschland·funk.
Die machen einmal die Woche so die 5 oder 6 Top-Nachrichten der Woche.
Und man kann sie sich sich auch vorlesen lassen.
Die finde ich auch gut.

 

Raul:
Gibt es sogar im Radio. Freitags immer. 

 

Anne: 

Ja, das finde ich ein bisschen schade.
Die Nachrichten auf der Internetseite können alle meine Kolleg*innen super·gut verstehen.
Im Radio und bei Instagram sind die Nachrichten aber schwerer zu verstehen.
Darum können meine Kolleg*innen die Radio·nachrichten nicht nutzen.



Raul:

Ach, krass, dann ist die Sprache ja tatsächlich schwieriger zu verstehen. 

 

Anne: 

Ich bin totaler Fan von Holger Fröhlich.
Der ist fantastisch in Leichter Sprache!
Es ist wie eine eigene Kunst·form.
Er macht Leichte Sprache bei Brand eins.
Dafür sucht er immer Texte in Allltags·sprache aus.
Die übersetzt er dann in Leichte Sprache.
Und beim Lesen merkt man:
Das ist ja total absurd!

Das ist ganz große Kunst.
Richtig cool, finde ich total gut.

 

Raul:

Das müssen wir unbedingt verlinken.

 

Jonas: 

Wir schreiben eure Tipps noch mal in den Text unter unserem Podcast.
Auf www.dieneueNorm.de

Unser Ziel ist:
Diese Podcast-Ausgabe soll es auch in Leichter Sprache geben.
Und wir fragen uns noch:
Wie können alle die Folge gut nutzen und verstehen?

Zu jeder unserer Folgen kann man den Text lesen.
Für Menschen mit einer Hörehinderung.
Und dieses Mal gibt es den Text auch in Leichter Sprache.
Aber wir fragen uns:
Ist das zu viel Text?
Ist das wirklich die beste Lösung?

Anne: 

Ich denke auch schon die ganze Zeit über Rauls Witz vom Anfang nach:
„… kann Spuren von Leichter Sprache enthalten – oder von Nüssen“
(Lachen)
Kann ich den Witz in Leichte Sprache übersetzen?
Aber wahrscheinlich macht es den Witz kaputt, wenn man ihn erklärt.
Dann lasse ich es lieber.

 

Jonas: 

Oder wir müssen einfach jetzt noch klären:
Hast du Nüsse dabei, Raul?  

 

Raul: 

Tatsächlich nicht.
Ich hab mich auch gefragt, wo die Nüsse sind. 

 

Jonas: 

Das klären wir im Anschluss. 

 

Anne: 

Alles klar.

 

Jonas:
Vielen Dank, dass Ihr da wart.

 

Anne:

Sehr gerne. 

 

Jonas:

Und danke, dass ihr uns das Thema Leichte Sprache etwas näher·gebracht habt.
Und wir freuen uns, wenn ihr auch nächste Mal wieder mit dabei seid .
Bis dahin, tschüß.

 

Anne, Raul, Karina, Natalie:

Tschüß!

Das waren starke Zeilen? Dann gerne teilen!

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