Auf dem rechten Auge taub

Lila Hintergrund, darauf das Logo „Die Neue Kolumne“ von Wille Felix Zante

Wahlplakate müssen plakativ, vereinfacht, eingängig sein. Aber wo verläuft die Linie zwischen Überzeichnung und Abwertung, zwischen Zuspitzung und Diskriminierung? Unser Kolumnist Wille Felix Zante kritisiert ein Wahlplakat des Bündnis Sahra Wagenknecht, das mit einer ableistischen Aussage auffällt.

Banden bilden mit Raúl Aguayo-Krauthausen: „Auch nicht-behinderte Menschen haben ein Recht darauf, mit behinderten Menschen zusammenzuleben.“

Der Aktivist Raul Krauthausen ist als Halbporträt vor schwarzem Grund zu sehen. Er sitzt im Rollstuhl, trägt eine Brille, einen Bart und eine Schiebermütze. Es fällt blau-rotes Licht auf ihn.

Er ist Deutschlands bekanntester Inklusions-Aktivist und Gründer der Sozialheld*innen. Mit Raúl Aguayo-Krauthausen starten wir die Interview-Reihe „Banden bilden mit…“, in der wir mit Aktivist*innen aus verschiedenen Communities sprechen. Uns interessiert, wo sich ihre Anliegen unterscheiden, was wir voneinander lernen und wie wir uns solidarisieren können. Mit Raúl sprechen wir über Beziehungsarbeit, systemische Inklusion und Dinge, auf die er stolz ist. Und er nominiert die Aktivist*in, mit der wir als Nächstes sprechen…

Als die Würde des Menschen antastbar wurde. Eine Buchrezension zu „Eugenische Phantasmen – Eine deutsche Geschichte“ von Dagmar Herzog

Das Buchcover „Eugenische Phantasmen – Eine deutsche Geschichte“ von Dagmar Herzog ist vor einer dunkelgrauen Tafel zu sehen, auf dem etwas Kreide verwischt ist.

Die US-amerikanische Historikerin Dagmar Herzog geht in ihrem Buch „Eugenische Phantasmen“ der Frage nach, wie sich ausgehend vom 19. Jahrhundert bis zur Zeit der Wiedervereinigung das Bild von Menschen mit Lernschwierigkeiten in Deutschland entwickelt und verändert hat. Ihre wissenschaftlichen Analysen ermöglichen einen neuen Blick auf strukturellen Ableismus im Kontext der NS-Behinderten- und Krankenmorde, sie verpasst jedoch die Gelegenheit, Menschen mit Behinderung selbst zu Wort kommen zu lassen. Eine Kritik von Andrea Schöne.

„Wir müssen die Gesellschaft dafür sensibilisieren, dass das Leben, das wir hier in Freiheit und Frieden führen, keine Selbstverständlichkeit ist.“ Ein Gespräch mit CDU-Abgeordneten Serap Güler

Serap Güler trägt einen hellbraunen Trenchcoat und eine schwarze Umhängetasche. Im HIntergrund ist eine Kleinstadt mit Apotheke und Marktplatz zu erkennen. Güler trägt ihre mittellangen, dunkelbraunen Haare offen.

Serap Güler ist seit 2021 für die CDU im Bundestag und setzt sich dort mit Verteidungs- und Sicherheitspolitik auseinandern, wobei in ihrer Brust, wie sie selbst sagt, zwei Herzen schlagen, denn als Frau mit Migrationsgeschichte bringt sie sich auch weiterhin in integrationspolitische Fragen ein. Mit Karina Sturm spricht sie über die Herausforderungen und Chancen als junge Politikerin, ihre politischen Ziele und warum sie sich so stark für ein „Gesellschaftsjahr“ einsetzt.

Mediale Sichtbarkeit von Behinderung oder auch: Mangelware vom Discounter

Logo „Die Neue Kolumne“ von Matilda Jelitto auf dunkellila Hintergrund.

Wie sollen wir imaginieren, wer wir sein können und wollen, wenn wir keine Vorbilder haben? Die Influencerin und Autorin Matilda Jelitto beschreibt entlang zweier Serien, warum Repräsentation von Menschen mit Behinderung in den Medien kein Luxusgut ist, sondern essentiell, um am Alltag teilzuhaben, Zukunftspläne zu schmieden und das Recht auf Teilhabe in einer ableistischen Gesellschaft entschieden einzufordern.

„Mir war es wichtig, den Betroffenen des Jule-Stinkesocke-Catfishs eine Stimme zu geben“. 5 Fragen an Loreleï Holtmann

Eine junge, weiß positionierte Frau mit braunen, mittellangen, glatten Haaren, sitzt in einem Rollstuhl und ist im Halbprofil zu sehen. Sie trägt eine hellblau-weiß-geblümte Bluse und dunkelblaue Jeans. Im Hintergrund ist ein Innenraum mit Treppe verschwommen erkennbar.

Jule, angeblich eine querschnittsgelähmte junge Frau im Medizinstudium, hatte zeitweise eine Reichweite von mehr als 70.000 Follower*innen, wurde für ihre erfolgreichen Blogs und Tweets ausgezeichnet und war ein Vorbild für viele Menschen mit Behinderung. Einige standen im engen Austausch mit ihr über eigene Diagnosen, körperliche Beschwerden und intime Details. Doch Ende 2023 stellte sich heraus: Alles war eine Lüge. Die ZDF-Dokuserie „WTF is Jule?!“ arbeitet die Fake-Identität der Bloggerin „Jule Stinkesocke“ auf und erzählt von den tiefen Spuren, die die Täuschung hinterlassen hat. Wir haben mit Loreleï Holtmann, einer der Autor*innen der Serie, gesprochen.

„Der Staat hat eine Mitverantwortung am Oralismus!“

Christian Ebmyer gebärdet in einem Video. Er ist weiß positioniert, hat weißes Haar und trägt ein hellblaues Hemd

Die Arbeit mit der Stiftung Anerkennung und Hilfe ist vorüber, aber Christian Ebmeyer macht weiter: Nun setzt er sich für Gehörlose ein, die früher in der Schule psychisches und physisches Leid erfuhren. Mit dem Beauftragten für die Belange der Opfer von Oralismus und Sprachentzug beim Deutschen Gehörlosen Bund sprachen Simon Kollien und Melissa Wessel von der Deutschen Gehörlosenzeitung.

„Easy Beauty“ von Chloé Cooper Jones. Von der Schönheit, sich von sich selbst zu lösen

Das Buchcover „Easy Beauty. Blicke auf meine Behinderung“ der Autorin Chloé Cooper Jones ist vor einer leicht verschwommenen Weltkarte zu sehen, die Teile Europas und Nordafrikas anschneiden. Das Buchcover zeigt ein Foto von Jones und ihrem Sohn in Schwarzweiß vor einem hellbauen Hintergrund.

Die Philosophin und Autorin Chloé Cooper Jones schreibt in ihrem Memoir „Easy Beauty. Blicke auf meine Behinderung“ schonungslos über Identität, Behinderung und Vorstellungen von Schönheit und nimmt uns mit auf ihre Reisen, die nicht nur an entfernte Orte führen, sondern eine Suche nach einer neuen Art des Sehens und Gesehenwerdens ist. Unsere Redakteurin Carolin Schmidt hat es für uns gelesen.

„Man sieht nichts, man ist komplett am Arsch!“ – „Licht aus!“ bei Amazon Prime

Promis in der Show „Licht aus!“ halten sich an den Händen, das Bild ist mit einer Dunkelkamera aufgenommen.

Immer wieder gibt es Formate, die sehenden Menschen das Thema „Blindheit“ näher bringen sollen. Unsere Autorin Marie Lampe sieht das kritisch, da sie häufig Mitleid oder Othering befördern. Für uns hat sie die neue Realityshow „Licht aus!“ von Amazon Prime besprochen, bei der acht Promis fünf Tage lang völliger Dunkelheit ausgesetzt sind.