Geld regiert die Welt – diese Redewendung kennen wir wohl alle und so traurig es ist, so wahr ist es zugleich. Dass Menschen mit Behinderung für alles mehr kämpfen müssen und sich inmitten unendlich vieler Anträge, Formulare und Beschlüsse zurecht finden müssen, ist längst kein Geheimnis mehr. Für alles gibt es mindestens einen Antrag und eine lange Zeit, die man auf die Genehmigung warten muss. Doch was ich »gerade« erlebe, toppt wohl nur noch der Versuch meiner Krankenkasse, meine höhere Pflegestufe zu verweigern – nur das hat bisher länger angedauert.
Worum es geht? Ein Auto!
Inklusion ist ein Menschenrecht, Teilhabe ebenso und für Menschen mit Behinderung ist die Teilhabe an der Gesellschaft deutlich erschwert und bedarf zum Teil an Hilfsmitteln. Für mich bedeutet dies konkret: Ich möchte einen Führerschein machen, um anschließend in meinem eigenen Auto die Fahrerin zu sein. Ich möchte selbstständig zur Universität fahren können, Freunde treffen und endlich die Projekte beginnen, die aufgrund eines fehlendes Autos pausieren müssen. Teilhabe – das bedeutet für mich mein Leben so zu leben, wie andere in meinem Alter auch. Teilhabe heißt, ein Teil von etwas Größerem zu sein und zwar von der Gesellschaft.
Das klingt doch eigentlich ganz einleuchtend, nicht wahr? Ja, prinzipiell schon. Wäre da nicht das liebe Geld!
Menschen mit Behinderungen können sich oft nicht einfach ein Auto kaufen und es ohne weiteres fahren, sondern sie benötigen ein auf sie angepasstes, umgebautes Auto. Mit zunehmenden Einschränkungen steigen die Kosten eines solchen Umbaus. Gesetze, wie das Bundesteilhabegesetz, sollen eigentlich die Eingliederung von Menschen mit Behinderung fördern, doch Kritiker:innen bemängeln zu Recht den entstehenden Sparzwang, den auch ich erlebe.
Ein Wort, das ich bis zu diesem bürokratischen Chaos noch nicht kannte, nun aber kennen und hassen gelernt habe: Wirtschaftlichkeit. Beim Amt für Eingliederungshilfe und den entsprechenden Gutachter:innen geht es lediglich darum, inwiefern die Inklusion eines Menschen wirtschaftlich ist. Die Person, um die es hier einzig und allein geht, wird nicht großartig befragt in Bezug auf Wünsche, Hoffnungen und Träume. Nein, wirtschaftlich muss es sein! Dieses Wort bringt genau das auf den Punkt, was in der Denkweise in Bezug auf das Thema Inklusion noch verkehrt ist: Menschen mit Behinderungen sind demnach eine (finanzielle) Last und ihr Dasein ist für die Gesellschaft (zu) kostspielig, daher müssen die Kosten gesenkt werden. Wirtschaftlich, das heißt zum Beispiel, dass – rein finanziell – abgewogen wird, ob ein Mensch mit Behinderung lieber einen Fahrdienst bekommt oder ein eigenes Auto. Es wird nicht gefragt, warum ein Mensch mit Behinderung dieses Auto vielleicht möchte, was er oder sie sich davon erhofft und inwieweit das seiner oder ihrer Inklusion hilft. Nur das Wirtschaftlichkeitsargument kann einem da helfen, insbesondere wenn man keiner Tätigkeit nachgeht und das Auto nicht braucht, um zur Arbeitsstelle zu kommen.
Denn nur wer auch arbeitet, also etwas zur Gesellschaft beiträgt, der hat auch Anspruch darauf, etwas zurückzubekommen. Nur diejenigen, die arbeiten, dürfen also auch ein Teil der Gesellschaft sein? Nur diejenigen, deren Last auf die Gesellschaft möglichst gering gehalten wird?
Was also ist die Lösung? “Die Lösung” gibt es nicht, denn die Wurzeln dieses Problems sind viel tiefgreifender, als dass eine Lösung genügen würde. Begegnung – die würde ich mir wünschen. Auf Menschen mit Behinderungen zugehen, sie fragen, wie sie sich ihre Inklusion vorstellen, was besser gemacht werden kann und was sie brauchen.
Begegnung statt Ablehnung, Menschen statt Zahlen.