Umso älter ich werde, umso mehr mache ich mir Gedanken über mein Leben. Corona hat dies noch verstärkt, was bestimmt auch bei ganz vielen Menschen der Fall war.
Darüber, wie ich es mir für die Zukunft wünschen würde, die mir im Moment große Angst bereitet. Darüber, dass ich mir in einer gut funktionierenden, vielfältigen Gemeinschaft einen Platz erträume, wo jeder so akzeptiert wird, wie sie / er ist, wo sich die Stärkeren um die Schwächeren kümmern, wo es keine Vorurteile gibt und wo jeder Mensch als Mensch gesehen wird und nicht nach seinen Beeinträchtigungen, seines Glaubens, seiner Orientierung und als Kostenfaktor beurteilt und klassifiziert wird. Ob es ein zu einfacher, naiver Wunsch ist?
In meinen ersten schweren psychischen Krisen hatte ich schon den Gedanken, und dass ist jetzt schon über ein Vierteljahrhundert her, dass die Einsamkeit vieles in unserem Leben erschwert, auch die Stigmatisierung von „Rand“-gruppen. Beides greift die Psyche sehr an und verändert uns Menschen im Laufe des Lebens stark, denke ich.
Einige Jahre in meinem Leben habe ich im Garten- und Landschaftbau einer Werkstatt in der Parkpflege gearbeitet. Nach der Gemeinschaft dort sehne ich mich oft noch, obwohl ich mittlerweile diesem System nicht so ganz unkritisch gegenüber bin. Doch für damals war es das richtige und wenn es auch schwer zu verstehen ist, war dies die schönste Zeit, die ich mit Menschen im Berufsalltag hatte. Diese Zeit hatmir auch die Achtung der Natur gegenüber sehr nahe gebracht.
Wir waren damals eine Gruppe von Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen und mir war meine Gruppe sehr wichtig. Es lag vieles nicht in unserer Hand und ich freue mich umso mehr, dass es heute Menschen gibt, die sich trauen, das System zu kritisieren. Die sich öffentlich einsetzen und daran arbeiten, Gehör zu finden. Mir fehlte leider oft der Mut dazu.
Auch habe ich in meinem Leben viele Wohnformen kennengelernt, für uns psychisch beeinträchtigte Menschen, aber auch für Menschen mit anderen Behinderungen. Und leider war jede „Gruppe“ für sich eingeteilt in eine Schublade. Auch war das Wort „selbstbestimmt“ da noch nicht so richtig geboren. Aber warum kann es nicht auch anders gehen?
Bei Recherchen bin ich auf Lebensformen gestoßen, die ich noch nicht kannte. Z.B über Studenten*innen, die in einer WG mit älteren Menschen zusammenleben, dafür keine Miete zahlen und stattdessen den Menschen Hilfestellung und Gesellschaft geben. Über autark lebende Gemeinschaften, über Gemeinschaften, die sich als kleine Dörfer zusammengetan haben, über Künstler WGs usw.
Ich frage mich, ob es noch andere Menschen gibt, die sich über ein inklusives Leben Gedanken machen. Auch mit nicht behinderten Menschen. Die sich vorstellen können, eine selbstbestimmte Gemeinschaft der anderen Art aufzubauen. Die auch Ideen haben, wie so etwas funktionieren könnte. Ob man sich über diesem Wege austauschen könnte, eine Arbeitsgemeinschaft gründen und mal eine Zukunftsvision erarbeitet, die Hand und Fuß hat. Und irgendwann realisierbar ist.
Deswegen frage ich Euch, ob Ihr schon mal ähnliche Überlegungen gemacht und ob Ihr Ideen und Vorstellungen zur Umsetzung solch eines Vorhabens habt. Vielleicht schreibt Ihr mir, wenn ich Euer Interesse geweckt habe, oder zeigt mir, das Pro und Kontra solch einer Idee auf, weil Ihr selbst in dieser oder ähnlicher Richtung Erfahrungen gemacht habt. Was fehlt Euch, in Eurer jetzigen Lebensform oder was findet Ihr positiv, schön?
Ich würde mich sehr über Eure Meinung freuen. Schreibt mir gerne eine E-Mail an [email protected].