Wenn wir an den Begriff „Behinderung“ denken, haben wir oft ein bestimmtes Bild im Kopf: Wir denken vielleicht an einen Rollstuhl, an einen Langstock oder andere Mobilitätshilfen. Dabei können Behinderungen viele verschiedene Formen annehmen, und viele davon sieht man von außen nicht.
Viele Menschen, die nicht in dieses klassische Bild von Behinderung passen, stellen sich die Frage, ob sie denn als behindert zählen – ob sie dazugehören. Auch weil Behinderung in unserer Gesellschaft noch sehr stigmatisiert ist, kann es für viele Menschen sehr lang dauern, sich mit dem Begriff zu identifizieren.
Manche Personen sind zum Beispiel durch chronische Krankheiten oder Schmerzen sehr beeinträchtigt. Der Zusammenhang zwischen chronischer Krankheit und Behinderung ist komplex, denn nicht jede Person, die von einer chronischen Krankheit betroffen ist, ist auch automatisch behindert und umgekehrt. Viele Betroffene fühlen sich lange Zeit so, als wäre es falsch, sich selbst als behindert zu bezeichnen, da die Symptome bei chronischen Krankheiten oft schwanken und auch mal gute Tage dabei sind. Man bekommt dann fast ein schlechtes Gewissen und hat das Gefühl, man übertreibe. Man fragt sich: „Bin ich denn behindert genug?“ Dabei können chronische Krankheiten gerade aufgrund ihrer dynamischen Natur sehr beeinträchtigend sein. Während man an manchen Tagen vielleicht relativ gut seinen Alltag bewältigen kann, ist es an anderen Tagen kaum möglich, aus dem Bett zu kommen. Oft ist der Verlauf von chronischen Krankheiten unberechenbar.
Darf ich mich als chronisch kranke Person zum Kreis der behinderten Personen zählen?
Hier kann der Begriff der dynamischen Behinderung helfen: Brianne Bennes hat diesen Begriff 2019 so erklärt: „Meine Behinderung ist nicht statisch, sondern dynamisch, da meine Fähigkeiten und Bedürfnisse jeden Tag unterschiedlich sind.”
Wenn man an chronischen Schmerzen leidet oder eine chronische Krankheit hat, bei der die Symptome schwanken und die individuellen Bedürfnisse von Tag zu Tag unterschiedlich sind, kann das eine ganz schöne Herausforderung sein. Da man einem die Behinderung oftmals jedoch nicht ansieht, kann es für Betroffene sehr schwierig sein, um Hilfe zu bitten – und diese Hilfe auch zu erhalten. Um Hilfe zu bitten kann auch deshalb schwieriger sein, weil es Tage gibt, an denen man diese vielleicht gar nicht braucht. Viele haben dadurch das Gefühl, diese Hilfe stünde ihnen nicht zu.
Mit der Identifizierung als „behindert“ kann es Betroffenen leichter fallen, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen und sich darüber klar zu werden, dass man ein Recht darauf hat, Hilfe zu bekommen, wenn man sie braucht. Und bei chronischen Krankheiten können diese Hilfestellungen ganz anders aussehen als bei anderen Formen von Behinderung, beispielsweise in Form von flexiblen Arbeitszeiten oder Ruhezeiten.
Natürlich ist die Entscheidung darüber, wie man sich identifizieren möchte, nur individuell zu treffen. Verwende den Begriff, der sich für dich richtig anfühlt.
Behinderungen sind komplex und unterschiedlich, denn selbst zwei Personen mit derselben Diagnose erzählen nicht die gleiche Geschichte. Niemand sollte das Gefühl haben, nicht dazugehören zu „dürfen“.
Egal, wie sich deine Beeinträchtigung äußert: Deine Erfahrungen sind valide und niemand hat das Recht, sie dir abzusprechen.
Eine Antwort
Leider gehöre ich nicht dazu alles mögliche scheiterte abgelehnte bewerbung ect. Also alles nur Lügen