Von Krankenhäusern und blinden Patient*innen

Das Logo von die neue Norm auf rosa Grund. Rechts davon steht: Die Neue Kolumne. Unten steht: Von Lydia Zoubek.
Lesezeit ca. 2 Minuten

Ich muss mal wieder in die Augenklinik. Nachdem ich negativ auf das Corona Virus getestet wurde, darf ich endlich vom Warteplatz auf dem Klinikflur in mein Zimmer umziehen. Die Pflegekraft, die mir dieses zeigen wird, scheint nur wenig mit blinden Menschen zu tun zu haben. Jedenfalls besteht sie darauf, mich unterzuhaken und vor sich herzuschieben. Ich versuche, ihr ruhig und sachlich zu erklären, dass ich gern ihren Arm anfassen und hinter ihr laufen möchte. Das lehnt sie strikt ab. Denn so könne sie mich nicht halten, wenn mir schwindlig würde. Sie will einfach nicht verstehen, dass ich sie nur zur Orientierung am Arm fassen und schon aus Prinzip nicht von ihr geschoben werden möchte. Also klappe ich meinen Blindenlangstock auf, und erkläre ihr, dass sie einfach nur vorlaufen solle. Ich würde ihr dann folgen. Aber auch das passt ihr nicht. Irgendwann einigen wir uns darauf, dass ich ihr die Hand auf die Schulter legen darf. Sie ist kleiner als ich. Daher geht das. Allerdings hält sie ihre Arme so, dass sie mich im Falle eines Sturzes auffangen könnte.

Diese und ähnliche Verhaltensweisen erlebe ich immer wieder in Krankenhäusern. Doch gerade in Augenkliniken sollten die Mitarbeitenden doch auf Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit eingestellt sein. Bis vor ein paar Jahren habe ich an diesen Mythos noch geglaubt. Die Realität sieht anders aus. Ich musste oft mit dem Pflegepersonal darüber diskutieren, weil irgendwer sie falsch geschult hatte, weil eine Pflegekraft mich ausschließlich mit dem Rollstuhl transportieren wollte, oder weil ich wie viele andere Mitpatient*innen meine Medikamente eigenständig nehmen möchte. Mein Lowlight des letzten Jahres war, dass ich mit einem Krankentransport zum Anästhesiegespräch gefahren wurde. Dabei hätte ich nur eine sehende Begleitung gebraucht, die mir den Weg zeigt. Zum Glück ist das nicht überall so. 

Ich wünsche mir, dass man uns Menschen mit Behinderung ernst nimmt, wenn wir Wünsche darüber äußern, wie wir behandelt werden möchten. Das würde Vieles vereinfachen. 

Tipps, die ich gerne Pflegekräften und anderen Mitarbeitenden im Krankenhaus, die mit blinden Patienten zu tun haben, mitgeben möchte, sind:

  • Bitte sprecht mit dem oder der Patient*in, und nicht mit der Begleitung. Es sei denn, der Patient wünscht es ausdrücklich selbst. 
  • Macht auf euch aufmerksam, wenn ihr das Zimmer betretet. Mit Namen vorstellen wäre super. 
  • Bitte stellt Gegenstände wie Tassen, Medikamente usw. nicht unangekündigt auf den Nachttisch oder Zimmertisch. Sagt, was ihr wohin stellt. Das erleichtert die Auffindbarkeit.
  • Fragt nach, ob Unterstützung gewollt ist, bevor ihr etwa das Brot schmiert.
  • Verändert bitte niemals den Platz des Blindenstocks oder der Sehhilfen, ohne das abzusprechen. 


Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber es sind ein paar Basics, die den Aufenthalt im Krankenhaus für blinde Patient*innen enorm erleichtern können. 

Doch es war auch nicht alles negativ: Eine Krankenschwester band an den Handlauf neben meiner Zimmertür eine Schleife, die sie aus einem roten Stück Stoff gefertigt hatte. Damit war es für mich ohne fremde Hilfe möglich, mein eigenes Zimmer wiederzufinden. 

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2 Antworten

  1. Das ist im Krankenhaus oft normal, wenn man nach einer schwierigen Untersuchungen aufs Zimmer muß. Das wird mit anderen Patienten auch gemacht. Da geht es umSturzgefahr. um sonst Nichts. Das ist halt so im Krankenhaus. Die tragen halt die Verantwortung. Wenn Dir was passiert sind Sie die Deppen.

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