In Deutschland lebten 2021 ca. 7,8 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung. Dies entspricht 9,4 Prozent der Bevölkerung. Also hat in Deutschland statistisch gesehen (fast) jeder Zehnte eine Behinderung. Nur 3 Prozent der Menschen mit Behinderung haben eine angeborene Behinderung. 97,7 Prozent haben die Behinderung im Alter, wegen eines Unfalls oder einer Krankheit erworben.
Schaut man sich nun an, wie viel Prozent der Wohnungen und Häuser in Deutschland barrierefrei sind, stößt man u.a. auf folgende Textstelle aus einer Statistik: “Nur 2 % aller Wohnungen und Einfamilienhäuser in Deutschland sind annähernd barrierefrei.” Lediglich jedes zehnte Gebäude lässt sich stufenlos betreten und selbst bei den Neubauten der letzten drei Jahre wurde nur bei jedem Fünften weitgehend auf Barrieren verzichtet. Dies geht aus den vom Statistischen Bundesamt im Oktober bzw. Dezember 2019 veröffentlichten Daten des Mikrozensus-Zusatzprogramms „Wohnen“ hervor. Immerhin gab es 2018 bereits 884.00 barriereduzierte (!) Wohnungen. Die Recherche ergab einen Fehlbedarf von 386.000 Wohnungen für Rollstuhlfahrer*innen.”
Fakt ist, dass in Deutschland ein großer Mangel an barrierefreiem Wohnraum herrscht. Ich fordere die Bundesregierung auf, den Bedarf ausreichend zu decken. Es gibt keine Barrierefreiheit, die Menschen ohne Behinderung schadet und auch Menschen ohne Behinderung können eine Behinderung im Laufe des Lebens erwerben. Spätestens dann wird der barrierefreie Wohnungsumbau oder die Suche nach einer barrierefreien Wohnung zum Thema. Deswegen ist eine ausreichende Verfügbarkeit von barrierefreiem Wohnraum für alle Bürger*innen der Bundesrepublik Deutschland wichtig. Auch für die älter werdende Bevölkerung bietet barrierefreier Wohnraum Vorteile.
Ein Argument gegen mehr barrierefreie Neubauten ist, dass Bauunternehmer*innen Mehrkosten beim barrierefreien Wohnungsbau fürchten. Der Sozialverband Vdk hat in einer Studie dargelegt, dass die Mehrkosten bei barrierefreien Neubauten nur bei ca. 1 Prozent liegen. Allerdings sind die Mietkosten von barrierefreien Wohnungen trotzdem teurer, weil mehr Wohnfläche benötigt wird.
Die Diakonie Deutschland schreibt in einem Artikel aus dem Jahr 2021 zum Thema barrierefreies Wohnen, dass die Mehrkosten für eine barrierefreie Wohnung in der Grundsicherung nicht berücksichtigt werden. Auch hier gibt es deutlichen Nachbesserungsbedarf.
Die Mehrbedarfe von Menschen mit Behinderung beim Wohnungsbau, der Finanzierung einer Wohnung und eines Wohnungsumbaus und die Sicherstellung von genügend barrierefreiem Wohnraum sind Themen, die von der Politik und vom Bundestag geregelt werden sollen und müssen. Die Mindestanzahl an barrierefreien Wohnungen bei Neubauten sollte drastisch erhöht werden. Der finanzielle Mehrbedarf muss für barrierefreien Wohnraum bei Bezug von Sozialleistungen oder Grundsicherung berücksichtigt und das Informationsangebot für barrierefreies Bauen erweitert werden.
Eine Antwort
Ja, so ist es. Und das Absurde ist, daß dann noch ein Herr Walberg von derTH Lübeck in der Zeitschrift Wohnglück meint, es müßten nicht alle Gebäude barrierefrei gebaut werden. Auf meine sachliche Email hat er nicht reagiert.