Die Initiative uLPeDi vernetzt und schafft Öffentlichkeit.
Im Fokus: Werkstätten für behinderte Menschen
Dirk Hähnel reichte es. Die Umstände, unter denen er in einer Werkstatt für behinderte Menschen arbeitete, waren für ihn nicht mehr tragbar. Als größtes Problem empfand er die geringe und unfaire Bezahlung. Aber auch andere Aspekte störten ihn: „Mein Vorgesetzter hat mit mir geredet wie mit einem Kind. Da habe ich ihm gesagt, dass das so nicht geht“. Vor sieben Jahren verließ er die Werkstatt und lebt seitdem von seiner Erwerbsminderungsrente.
Gründung von uLPeDi
Im Mai 2015 telefoniert er mit Petra Loose, einer langjährigen Freundin. Sie ist noch in einer Werkstatt tätig. Auch sie ist mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden. Beide sind sich einig: Dieses System der Werkstätten ist veraltet, darf nicht fortbestehen und muss geändert werden. Fazit des Telefonats: „Wir müssen was machen“. Zusammen gründen sie die Initiative uLPeDi (unser Leben Petra und Dirk).
Das Duo versteht sich als Anlaufstelle für Menschen, die Probleme mit Werkstätten haben. uLPeDi leitet ihre Anliegen dann bei Bedarf auch anonym weiter, unter anderem an Politiker*innen. Das Ziel: Öffentlichkeit herstellen für die problematischen Umstände unter denen Menschen mit Behinderung in Werkstätten beschäftigt sind. Die Idee wird zunächst über Facebook aufgebaut.
Bedarf ist vorhanden
Aktuell hat die Facebookgruppe: „ulpedi Probleme mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung“ 570 Mitglieder, Tendenz steigend. Die Idee der Vernetzung und Weiterleitung der Probleme an die Politik geht auf, so ist unter anderem die Politikerin Katrin Langensiepen Teil der Gruppe. Sie sitzt im Europäischen Parlament. Auch der YouTuber Lukas Krähmer, der den Kanal SakulTalks zum Thema Behinderung betreibt, ist ein Mitglied. In der Gruppe werden täglich neue Beiträge gepostet. Seitdem die Verbreitung des Coronavirus das bestimmende Thema wurde, tauschten sich hier viele Beschäftigte darüber aus, wie die jeweiligen Werkstätten mit der Situation umgingen. uLPeDi forderte eine schnelle deutschlandweite Schließung der Werkstätten.
Eine weitere Facebookgruppe „uLPeDi 2 – Probleme mit Förderschulen, Arbeitsamt und Jobcenter“ bietet Raum für einen Austausch über diese Themen. Hähnel sagt die Probleme mit den Werkstätten kann man nicht von dem System der Förderschulen trennen, „das gehört zusammen“.
Abseits von Facebook organisierte uLPeDi in Zusammenarbeit mit einem Ortsverband der Linken eine Veranstaltung zum Thema Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Darüber hinaus besuchten Hähnel und Loose auch andere Veranstaltungen und trafen dort Politiker*innen. Loose ist in eine Partei eingetreten, Hähnel mittlerweile auch – aber in eine andere.
Blick in die Zukunft
Für die Zukunft plant das Duo eine Vereinsgründung. Sie versprechen sich davon mehr Möglichkeiten helfen zu können und sich deutschlandweit breiter aufzustellen. Außerdem soll die Reichweite außerhalb von Facebook ausgebaut werden. Dafür befinden sich eine Website (www.ulpedi.de) und ein eigener YouTube Kanal im Aufbau.
Dieser Artikel ist zuerst bei JOBinklusive erschienen.