Immer mehr Inhalte werden auf Social Media Kanälen bereitgestellt, geteilt und empfohlen. Die Initiative #barrierefreiPosten gibt Tipps, wie man mit Barrierefreiheit eine größere Zielgruppe im Internet erreicht. Wir haben mit zwei der Initiator*innen – Prof. Christiane Maaß und Heiko Kunert – über ihre Ziele gesprochen.
Die Neue Norm: Gibt es für euch das “perfekte Posting”?
Christiane Maaß: Die Frage ist, ob es überhaupt nötig ist und ob dies das Ziel sein kann. Mir ist wichtig, mit dieser Initiative den Druck rauszunehmen und den Leuten zu sagen „fangt an, folgende Möglichkeiten gibt es und traut euch!“.
Heiko Kunert: Anbieter*innen, die zur Barrierefreiheit allgemein verpflichtet sind, sollten auch jetzt schon bei Social Media so vorbildlich wie möglich agieren. Wir wollen aber auch zeigen, dass jede*r Schritte in die richtige Richtung machen kann und es eben kein Hexenwerk ist, ein Bild mit einem Alternativtext zu versehen. Es braucht einfach nur eine neue Routine, Verständnis und Wissen, um zu erkennen, wie es gehen kann.
Wenn man die ersten Schritte geht, dann macht man vielleicht noch nicht einen perfekten Post, aber einen Schritt in die richtige Richtung. Wir wollen auch zur Selbstreflexion anregen. Das man mal innehält und sich fragt, ob man zum Beispiel einen langen Satz schreiben muss oder ob nicht auch zwei knackig kurze Sätze reichen. Das kann eigentlich jede*r umsetzen. Wir wollen die Vielfalt der Möglichkeiten aufzeigen und das Bewusstsein schärfen für die vielen Bedarfe, die es gibt.
Christiane Maaß: Es gibt dazu einen ganzen Masterstudiengang “Barrierefreie Kommunikation”. Die Studierenden, die später in die Praxis gehen, arbeiten dann bei den professionellen Anbieter*innen, die zu Barrierefreiheit verpflichtet sind. Sie sollen möglichst perfekte Posts erstellen. Unsere Initiative richtet sich aber an die breite Mehrheit, so dass da jede*r mitmachen kann. Der perfekte Post ist nicht wichtig, eher dass man anfängt.
Heiko Kunert: Die Form der Kommunikation ist aber auch wichtig, denn gerade in den Sozialen Netzwerken wird immer viel angeklagt. Wir wollen nicht sagen was die “bösen, bösen Leute” falsch machen, sondern unsere Informationen auch etwas spaßig transportieren.
Prof. Dr. phil. habil. Christiane Maaß
Leiterin der Forschungsstelle Leichte Sprache und Dozentin im Master Barrierefreie Kommunikation an der Universität Hildesheim.
Heiko Kunert
Geschäftsführer des Blinden – und Sehbehindertenverein Hamburg e.V.
Wie kam es zur Gründung der Initiative #barrierefreiPosten?
Christiane Maaß: Der Bereich barrierefreie Kommunikation hat sich in den letzen Jahren enorm entwickelt. Wir stellen aber fest, dass es insbesondere im Bereich Social Media Unsicherheiten gibt und sich wenig getraut wird. Da haben wir Handlungsbedarf gesehen.
Heiko Kunert: Ich als blinder Nutzer und Mensch mit Behinderung, der schon lange auf Social Media unterwegs ist, stoße immer wieder auf Barrieren, wie nicht beschriebene Bilder. Ich weise schon seit vielen Jahren darauf hin, wie übrigens auch viele andere in ihrem jeweiligen Themenschwerpunkt. Was es aber bislang nicht gab, war eine Ressource, die das Thema und die Auseinandersetzung damit bündelt. Wir wollen unter #barrierefreiPosten die unterschiedlichen Aspekte von Barrierefreiheit sammeln. Es soll eine Art Prozess sein, da sich die Sozialen Medien kontinuierlich ändern und Dinge stetig diskutiert werden.
Ihr kommt aus verschiedenen Fachgebieten. Wie wichtig ist euch diese Vielfalt im Team?
Heiko: Wenn man eine Ressource für die verschiedenen Aspekte von Social Media sein möchte, dann kommt man gar nicht drumherum auch ein vielfältiges Team zu haben…
Christiane Maaß: … und das ist natürlich schön und hilfreich, ergibt sich aber auch dadurch, dass man mit den verschiedenen Akteur*innen im Feld zusammenarbeitet. Wir haben die Text-Nutzer*innen, die kreativen Text-Schaffer*innen und die Übersetzer*innen. Und alle bewegen sich im selben Bereich und kennen sich dadurch.
Ihr sagt “einfach anfangen” sei wichtig. Was ist denn das einfachste, was ich bei einem Posting mitdenken kann?
Christiane Maaß: Man kann ein Posting so formulieren, dass es nicht gleich Leichte Sprache ist, aber dass man grundlegende Regeln mitdenkt, von denen wir einfach wissen, dass sie die Sprache leichter machen. Zum Beispiel nicht zu viele Aussagen in einen Satz stecken, Fachwörter erklären und nicht fünf Nebensätze benutzen.
Heiko Kunert: Die Netzwerke Facebook, Twitter und Instagram bieten die Möglichkeit, hochgeladene Fotos mit einem Alternativtext, einer Bildbeschreibung zu versehen, die dann von Screenreadern ausgelesen werden kann. So kann ich dann den Bezug bekommen zwischen Posting und Bild und verstehe dadurch, was das Bild aussagen möchte.
Man sollte sich fragen, was das Wichtigste ist, was dieses Bild transportieren möchte. Auch hier gilt: Es ist wichtig, erstmal damit anzufangen. Ich brauche keine detaillierte Bildbeschreibung. Manchmal reicht das Wesentliche. Ich habe auch von sehenden Kolleg*innen gehört, dass es für sie am Anfang natürlich einen zusätzlicher Aufwand war und sie sich selbst etwas dazu erziehen mussten. Aber inzwischen hilft ihnen das auch, weil sie sich damit auseinandersetzen, welches Bild sie auswählen.
Hilft Barrierefreiheit also auf verschiedenen Ebenen?
Heiko Kunert: Ja. Leichte Sprache ist ja nicht nur für Menschen mit Lernschwierigkeiten wichtig, sondern auch für jene, die keine Muttersprachler*innen sind. Barrierefreiheit geht somit über das Thema Behinderung hinaus.
Christiane Maaß: Was man auch noch leicht machen kann, sind Untertitel. Wenn man ein Video produziert, ist es nicht schwer, dort noch Untertitel einzufügen, damit taube Menschen, mitlesen können. Aber es ist auch sinnvoll für Nutzer*innen, die zum Beispiel bei ihrem Gerät den Ton nicht eingeschaltet haben oder in einer lauten Umgebung sind. Bei Hashtags ist ein Tipp, bei langen Wortketten den jeweiligen Anfangsbuchstaben des Wortes groß zu schreiben. Das hilft ungemein beim Lesen. Diese Tipps hören sich jetzt vielleicht etwas viel an, sind aber gar nicht bei jeder Medienart nötig.
Ihr habt Alternativtexte angesprochen. Gibt es Regeln dafür?
Heiko Kunert: Für uns haben wir noch keine Regeln aufgestellt. Ich glaube tatsächlich, dass das wichtigste ist, den Kontext klar zu machen. Wenn ich ein Bild vom Aktivisten Raul Krauthausen poste, dann sollte klar sein, ob es einfach nur ein Portraitfoto ist oder ob er auf dem Bild eine kämpferische Rede hält. Ich persönlich mag es auch immer, wenn zumindest ein Halbsatz über das Signifikante der Person gesagt wird. Wie alt ist sie, was für eine Frisur und welche Kleidung trägt sie?
Natürlich gibt es auch Stimmen, die dieses Reduzieren auf Äußerlichkeiten schwierig finden. Was ist, wenn ich eine Person als Frau beschreibe, sie sich aber als Mann fühlt? Es gibt nicht eine knackige Aussage, sondern es ist wichtig, das dort steht, was das Bild transportieren möchte und das überhaupt etwas geschrieben wurde. Wenn zum Beispiel in einem Artikel über Angela Merkels neuen Kleidungsstil berichtet wird, dann sollte die Bildbeschreibung bei einem Foto von ihr auch darauf eingehen.
Christiane Maaß: Natürlich Kann man es auch wissenschaftlich angehen: Wir haben 2019 ein Handbuch “Barrierefreie Kommunikation” herausgebracht, darin gibt es einen Aufsatz über Alternativtexte und Bildbeschreibung. Man sollte aber einfach sein Texter*innen-Hirn einschalten und sich fragen, was das Bild aussagt.
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Eben fiel auch der Begriff “Leichte Sprache”. Was ist der Unterschied zur “Einfachen Sprache”?
Christiane Maaß: Leichte Sprache ist die maximal verständlichkeitsoptimierte Variante des Deutschen.
Heiko Kunert: Das war jetzt aber nicht so leicht verständlich. (lacht)
Christiane Maaß: Das war jetzt auch wissenschaftlich herangegangen. Leichte Sprache beinhaltet kurze, einfache Sätze, keine Nebensätze. Es gibt keine Personalpronomen in der dritten Person, wie bei “der Mann…, er…”. Hier könnte der Bezug verloren gehen. Leichte Sprache ist nicht unbedingt leicht zu verfassen und diese Texte fallen natürlich auch sehr auf.
Wenn man eine höhere Verständlichkeit möchte, dann wechselt man in das Feld der „Einfachen Sprache“. Man nimmt sich den Ausgangstext vor und kürzt die Sätze, jedoch nicht maximal kurz. Man erklärt Wörter, aber nicht jedes dritte. Es ist eine Art Mittelweg.
Wäre Einfache Sprache auch eine Art Kompromiss, wenn ich einen Text für gehörlose Menschen anbiete, die vielleicht nicht unbedingt deutsche Schriftsprache verstehen, ich aber kein Gebärdensprachvideo habe?
Christiane Maaß: Das ist eine ganz heikle Frage. Die Leichte Sprache und die Gebärdensprache dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen. Die Gebärdensprache ist die präferierte, die gewünschte Sprache, mit der gehörlose Menschen kommunizieren möchten. Zur vollen Barrierefreiheit gehört das Gebärdensprachvideo dazu. Nichtsdestotrotz kann die Leichte Sprache in diesen Kontexten eine Leseschwäche von gehörlosen Menschen auffangen. Formulare von Behörden sind zum Beispiel nur schwer mit einem Video zu erklären. Es gibt Textsorten, bei denen die Leichte Sprache manchmal besser passt. Der Anspruch der Barrierefreiheit ist aber natürlich auch die Gebärdensprache und das soll auch so bleiben.
Ist es wichtig diese Barrierefreiheit einzusetzen, wenn meine Zielgruppe eigentlich gar nicht darauf angewiesen ist?
Christiane Maaß: Ja unbedingt. Das Ganze hat auch teilweise einen symbolischen Wert. Viele blinde Menschen sind zum Beispiel gar keine Braille-Schrift-Leser*innen. Wenn man aber die Braille-Punkte auf seiner Visitenkarte hat, dann schafft man das Bewusstsein und zeigt, dass man diesbezüglich mitdenkt.
Heiko Kunert: Im ersten Schritt empfehlen wir es, weil Menschen auf diese Barrierefreiheit angewiesen sind und dann darüber teilhaben können. Zum anderen muss sich das ja auch erst einmal herumsprechen und da hilft es, wenn Barrierefreiheit in Kontexten auftaucht, wo man es vielleicht erstmal gar nicht gewohnt ist. Es rein symbolisch zu sehen halte ich auch für schwierig, denn wenn ich etwas öffentlich poste, dann können es alle sehen und es ist vielleicht auch jemand dabei, der diese Hilfsmittel benötigt. Ich habe eine Verantwortung, wenn ich etwas öffentlich poste. Ich persönlich merke, dass es bei den Leuten oder Unternehmen, die ich zum Beispiel wegen fehlender Alternativtexte anschreibe, erst dann “Klick” macht. Es geht dann nicht nur darum, dass die Meisten diese Funktion nicht kennen, sondern sich auch nicht vorstellen können, dass und wie blinde Menschen im Internet unterwegs sind. Da gibt es eine ganz große Informationslücke, bei der wir mit #barrierefreiPosten ein kleiner Baustein sein wollen, um diese zu schließen.
Viele sehende Menschen kommen mit Alternativtexten wenig in Berührung…
Heiko Kunert: Ja. Bei Twitter muss man zum Beispiel leider erst in seinen Einstellungen das Feld für Alternativtext aktivieren. Das ist großer Mist, weil so überhaupt nicht die Chance besteht, im Alltag über diese Funktion zu stolpern. Es wäre auch toll, wenn sehende Menschen schnell herausfinden könnten, ob ein Bild einen Alternativtext hat oder nicht, wenn sie zum Beispiel etwas retweeten möchten.
Viel diskutiert ist die optimale Lösung des Genderns. Welche Tipps gibt es da für Leichte/Einfache Sprache oder für Screenreader?
Christiane Maaß: Zunächst einmal gibt es in der Leichten Sprache kein Gender-Sternchen. Ich hatte ja schon gesagt, dass wir in der Leichten Sprache keine Personalpronomen haben, weil die Aufmerksamkeitsspanne und das Verständnis über einen längeren Satz nicht gegeben sind. Es würde also nicht heißen “das Mädchen…, es…”, sondern “Das Mädchen…. Das Mädchen…. Das Mädchen….” Und wenn man sich jetzt vorstellt, man hätte einen Text über Kraftfahrzeugmechatronikerinnen und Kraftfahrzeugmechatroniker und wiederholt das in jedem Satz, würde das nicht funktionieren. Ich kann natürlich einen Text anfangen mit “liebe Leserinnen, liebe Leser”, aber danach würde ich das Gendern vermeiden.
Bei Einfacher Sprache sieht es da wieder anders aus, aber auch da würde ich auf alle schriftgebundenen Konventionen verzichten. Heißt also, die abgekürzten Formen in die Doppelform („Leserin und Leser“) bringen und dann wiederum aus dem Bauch heraus einschätzen, wo es wichtig ist und wo vielleicht dadurch der Satz zu umständlich werden würde.
Es ist natürlich gefährlich, Errungenschaften wie die geschlechtergerechte Sprache für die Verständlichkeit aufzugeben. Das ist ein Dilemma und man muss mit Augenmaß an die Sache ran. Bei Leichter Sprache gibt es dafür aber keinen Spielraum.
Heiko Kunert: Bei den Screenreadernutzer*innen… (schmunzelt) gibt es nicht die eine feststehende Meinung. Einige sagen, dass sie sich daran gewöhnt haben, dass ihre Sprachausgabe “Nutzer-Stern-Innen” sagt und sie wissen auch, was damit gemeint ist. Ähnlich wie sich auch sehende Menschen daran gewöhnt haben. Es gibt aber auch viele, die nicht so häufig am Computer sind und die sich dann schon fragen “Stern? Hä, was soll das denn jetzt bedeuten?“. Sie sind dann so irritiert, dass sie sagen, es sei für sie in diesem Fall auch eine Barriere.
Der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten Verband (DBSV) empfiehlt, dort wo es möglich ist, eben die Wörter auszuschreiben oder Formulierungen zu wählen wie “Nutzende”, statt “Nutzer*innen“. Aber auch in der Community ist diese Diskussion im Fluss. Wir als #barrierefreiPosten können da nur die Fragen aufwerfen, mögliche Lösungen darstellen und transparent machen, dass es eben nicht die optimale Lösung für alle Zielgruppen gibt.
🚀🚀🚀@Twitter verkündet heute: Ab sofort können wir GIFs beschreiben 🙌
— barrierefreiPosten (@BarrierefreiP) February 1, 2020
Wir müssen dazu https://t.co/J5dUyA4XSR im Browser öffnen. Auf dem iPhone klappt es aktuell bei uns noch nicht. Wie sieht’s bei Euch aus?
Auf @TwitterA11y gibts News zu Accessibility auf Twitter.
!B pic.twitter.com/yst0fR4Rw6
Seit kurzem können auch GIFs, also animierte Bilder, mit Alternativtext versehen werden. Das könnte auch zu einer breiteren Nutzung führen. Bei Autist*innen könnten sie aber zu einer Reizüberflutung führen. Ist das ein weiteres Dilemma der Barrierefeiheit?
Christiane Maaß: Ja genau. Die barrierefreie Kommunikation ist voller Dilemmata, weil die Bedürfnisse der einzelnen Gruppierungen so unterschiedlich sind. Wir sprachen ja eben von dem “idealen Post”, den wird es deshalb nicht geben können und wir haben stattdessen Fokussetzungen. Auf GIFs, die zum Beispiel irgendwelche Blitzlichteffekte haben, sollte man aber in der Tat verzichten, um nicht epileptische Anfälle zu triggern.
Heiko Kunert: Man muss aber auch immer wieder betonen, wo wir gerade mit dem Internet und den Sozialen Medien stehen und woher wir kommen. Ich habe nicht gezählt, aber ungefähr 98 Prozent aller Bilder im Internet sind für mich nicht zugänglich und Texte in Leichter Sprache gibt es auch kaum. Bevor wir uns also Gedanken machen über den “perfekten Post”, sollte man immer sehen, wie wenig bislang passiert. Es gibt relativ klare Richtlinien für barrierefreie Webseiten, zu denen öffentliche Stellen und Behörden verpflichtet sind. Aber das spiegelt sich nicht in den Sozialen Medien wieder, wohin immer mehr ausgelagert wird.
Wie wichtig ist es dann auch zu schauen, welches Medium ich wie barrierefrei machen kann?
Christiane Maaß: Was bislang noch ganz wenig in der Diskussion vorkommt, ist die Auffindbarkeit. Man muss sich fragen, in welchem Medium sich die Community aufhält. Insbesondere dort sollte man dann die barrierefreien Angebote einspielen. Gleichzeitig laufen viele Informationen auf Social-Media-Kanälen zusammen. Es ist also eine Mischung aus angemessenen Produkten und gleichzeitiger Bespielung der großen Straßen Facebook, Twitter und Instagram.
Ist es ein Vorteil, dass die meisten Plattformen vom US-amerikanischen Markt stammen?
Heiko Kunert: Natürlich stößt man auch immer an die Grenzen des jeweiligen Anbieters und die meisten haben mit der Barrierefreiheit auch erst angefangen, als die Nutzerzahlen gestiegen sind. Nichtsdestotrotz hat man das Gefühl, dass gerade auf dem amerikanischen Markt mehr dafür getan wird.
Facebook hat schon vor ungefähr zehn Jahren mit Blindenorganisationen zusammengearbeitet, um zu schauen, wie man, zumindest für diese Community, barrierefreier werden kann. Wenn man LinkedIn und das deutsche Pendant Xing vergleicht, dann war LinkedIn von Anfang an gut aufgestellt und Xing ist heute noch schlecht in Sachen Barrierefreiheit. Es ist natürlich kein Selbstläufer, aber das Bewusstsein ist aufgrund gesetzlicher Vorgaben in den USA ein anderes.
Ihr stellt ja nicht nur auf euren Kanälen Tipps zusammen. Beratet ihr auch Unternehmen?
Heiko Kunert: Wir planen in Zukunft Vorträge und Workshops, denn es ist das eine, seine Tipps einfach nur ins Internet zu stellen und das andere, eben auch Multiplikatoren zu finden.
Christiane Maaß: Der Fokus bleibt aber der/ die “normale Nutzer*in”, der seine Posts auf Social Media veröffentlicht. In dem Masterstudiengang “Barrierefreie Kommunikation”, den ich an der Uni Hildesheim leite, betreiben wir Forschung und schießen mit den großen Kanonen. Bei #barrierefreiPosten wollen wir zeigen, dass jede*r etwas machen kann.
2 Antworten
Heiko Kunert beschreibt trans* Personen falsch in einer Antwort: „Natürlich gibt es auch Stimmen, die dieses Reduzieren auf Äußerlichkeiten schwierig finden. Was ist, wenn ich eine Person als Frau beschreibe, sie sich aber als Mann fühlt? Es gibt nicht eine knackige Aussage, sondern es ist wichtig, das dort steht, was das Bild transportieren möchte und das überhaupt etwas geschrieben wurde.“
Hier werden trans* Personen falsch beschrieben. Trans* Personen „fühlen“ sich nicht „als Mann“ oder als ein anderes Geschlecht, sie SIND es und sie WISSEN darum. Die Reduktion auf „fühlen“ kann transfeindlich gelesen werden, auch wenn es vllt nicht beabsichtigt ist.
Schade, dass nicht auch weitere Formen geschlechterinklusiver Sprache diskutiert werden wie Gender Gap und Doppelpunkt.