Wir hören immer wieder, dass Unternehmen gern Menschen mit Behinderungen einstellen würden, sich aber niemand auf ihre Stellenanzeigen bewirbt. Das kann unter anderem daran liegen, dass Menschen mit Behinderungen sich durch die Stellenausschreibung nicht angesprochen fühlen. Wie es gelingen kann, sie für eine Stelle zu begeistern und zur Bewerbung zu ermutigen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wenn Sie Menschen mit Behinderungen für Ihr Team gewinnen wollen, sollte ihre Stellenanzeige folgende Botschaft durch und durch transportieren: “Sie haben Fähigkeiten und Perspektiven, die wir brauchen. Wir wollen inklusiver werden und wissen, dass wir auf dem Gebiet noch einiges zu tun haben. Daher wollen wir von Ihnen wissen: Was brauchen Sie, um sich bei uns stressfrei bewerben zu können? Was können wir tun, damit sie bei uns erfolgreich und zufrieden arbeiten können?”. Wenn Sie mit dieser Haltung eine Stellenausschreibung verfassen, haben Sie schon den wichtigsten Tipp befolgt. Weitere Tipps haben wir hier für Sie zusammengestellt.
1. Definieren Sie das Anforderungsprofil der Stelle genau
Was braucht eine Person wirklich für den Job? Oft wird in Stellenausschreibungen floskelartig eine Vielzahl von Fähigkeiten aufgelistet, die für den konkreten Job nicht wichtig sind, die aber eine ganze Reihe von Bewerber*innen ausschließen oder abschrecken. Muss der/die Bewerber*in für diese Stelle wirklich kommunikativ, ein Teamplayer, krisenfest, mit Führerschein, belastbar usw. sein?
2. Geben Sie Information über Barrierefreiheit an
Wenn eine Stellenbeschreibung Information enthält über Barrierefreiheit, angemessene Vorkehrungen und Flexibilität, ist das ein Signal an Bewerber*innen mit Behinderungen, dass das Unternehmen sie ernst nimmt. Das schafft Vertrauen, dass sie danach auch als Mitarbeitende geschätzt werden.
3. Geben Sie Kontaktdaten an
Namen, Telefonnummer und E-Mail-Adresse von einer Person im Unternehmen angeben, der oder die Fragen zu Barrierefreiheit und Inklusion umfassend und einfühlsam beantworten kann. Dabei sollte die Kommunikation über mindestens zwei Sinne möglich sein, um unterschiedliche Barrieren auszuschließen.
4. Bieten Sie verschiedene Bewerbungswege an
Übermittlung der Bewerbung auf unterschiedliche Weisen ermöglichen: z.B. per E-Mail, Post, Fax und über die (barrierefreie) Website des Unternehmens. Moderne Wege per Video oder Telefon ermöglichen eine Bewerbung für z. B. Menschen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche.
5. Verwenden Sie Alternativen und Ergänzungen zu Standardformulierung
Standardformulierungen wie „Bei gleicher Eignung werden Menschen mit Schwerbehinderung bevorzugt berücksichtigt“ werden oft als reine Floskel wahrgenommen. Vielmehr sollte es um authentische Botschaften gehen:
- Du bringst nicht alles mit? Keine Sorge, wir suchen nach Mitarbeitenden, die uns vor allem mit ihrer Persönlichkeit überzeugen und motiviert sind mit ihrem Team Vollgas zu geben!
- Unter [email protected] können Sie sich an die Schwerbehindertenvertretung wenden, die Sie gerne im weiteren Bewerbungsprozess unterstützt.
- Wir möchten die Vielfalt unseres Unternehmens weiter ausbauen und Menschen mit Behinderung entsprechend beruflich fördern.
- Wir bieten flexible Arbeitszeiten von 6 bis 20 Uhr und die Möglichkeit des mobilen Arbeitens. Jeder Arbeitsplatz in unserem Unternehmen kann für einen Menschen mit Behinderung je nach Art seiner Beeinträchtigung geeignet sein.
- Wir bieten einen schönen, barrierefreien Arbeitsplatz in unserem neuen Büro in Berlin-Mitte.
- Wir haben uns vorgenommen, unsere Diversität zu stärken, und wollen schon bald auch eine*n Kolleg*in mit Behinderung in unserem Team begrüßen.
6. Und dann?
Mit der Ausschreibung allein ist es meist nicht getan. Wichtige weitere Fragen sind deshalb:
- Veröffentlichen Sie die Stellenausschreibungen auf barrierefreien Jobportalen?
- Gibt es im Auswahlprozess Ausschlusskriterien, die Menschen mit Behinderungen benachteiligen?
- Ist der Interviewprozess barrierefrei?
Für den weiteren Bewerbungsprozess muss dabei stets im Vordergrund stehen: Wie kann diese Person die Arbeit machen? Braucht sie ein Hilfsmittel, angemessene Vorkehrungen oder die Möglichkeit einen Aspekt des Jobs auf eine andere Art und Weise zu machen?
Dieser Artikel ist zuerst bei JOBinklusive erschienen.