Andy Joost arbeitet als IT-Techniker bei AfB, Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen. Er war früher in einer Behindertenwerkstatt beschäftigt. Nach seiner Arbeit in den Rurtalwerkstätten hat er ein Praktikum bei AfB gemacht und wurde anschließend übernommen. Herr Joost stellt seine Arbeit vor und erzählt, warum er aus der Werkstatt in ein Inklusionsunternehmen gewechselt ist.
Was ist Ihre Aufgabe bei AfB?
Ich zerlege Festplatten. Dazu braucht man Kraft und gleichzeitig auch Fingerspitzengefühl. Man muss den richtigen Bit aufsetzen und darf die Schrauben nicht verdrehen. Die einzelnen Teile sammeln wir in verschiedenen Boxen: Die Alugusse, die Deckel, die Schrauben usw. Nur die Disks kommen in gesicherte Aluboxen, um sie anschließend zu schreddern. Wir achten darauf, dass wir die Metalle und Edelmetalle sauber trennen, damit sie besser recycelt werden können. Am liebsten arbeite ich mit dem stärkeren Schrauber. Am Tag zerlege ich etwa 130 bis 140 Festplatten.
Was haben Sie vor AfB gemacht?
Ich habe fünf Jahre in den Rurtalwerkstätten in der Wäscherei gearbeitet. Dort habe ich auch den Aushang gesehen, dass AfB Leute für die Festplattenzerlegung sucht und ein Praktikum anbietet. Ich wollte das ausprobieren. Das Technische hat mich interessiert. Ich habe dann vier Wochen Praktikum bei AfB gemacht, um zu probieren, ob es klappt. Für mich ist wichtig, dass es menschlich passt. Man arbeitet miteinander und lacht auch mal und hat Spaß. Das Praktikum war noch vor Corona. Die Festanstellung hat dann ein bisschen gedauert, aber seit August 2020 bin ich da.
Was empfehlen Sie anderen, die in ein Unternehmen wechseln wollen?
Einfach ausprobieren. Augen aufhalten und dann probieren, ob es passt. So kommt es nicht zu Enttäuschungen. Ich habe eine psychische Erkrankung, eine Belastungstraumastörung. Mir war die Chemie zwischen den Kollegen wichtig, also dass es gefühlsmäßig passt, dass man auch mal gemeinsam lachen und weinen kann. AfB hat mich überzeugt. Die Kollegen hier sind schwer in Ordnung. Wir sind ein gutes Team, es ist harmonisch.
Was hat sich für Sie verändert, seitdem Sie bei AfB arbeiten?
Ich muss meine Finanzen anders planen. Wenn man in einer Werkstatt arbeitet, übernimmt das Amt die Kosten für Miete und Strom usw. Man verdient ja nicht viel in der Werkstatt. Wenn man im Unternehmen arbeitet, dann bezahlt man die Miete selbst.
Während meiner Zeit in den Rurtalwerkstätten habe ich lange sparen müssen, um in den Urlaub gehen zu können. Ich war in Kroatien. Dafür habe ich fünf Jahre lang Geld zur Seite gelegt. Auch jetzt muss ich sparen und schauen: Was brauche ich privat? Wie viel Geld kosten die Lebensmittel? Wo kann ich sparen und Geld zur Seite legen? Aber es ist leichter. Wenn Corona vorbei ist, möchte ich nochmal Urlaub machen und verreisen.
Sicher ist es auch mal stressig. Wie motivieren Sie sich dann?
Ich bin generell ein motivierter Mensch. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Man braucht dann eine gewisse Disziplin. Man muss sich auch mal aufrappeln. Gewohnheit und Disziplin. Das gehört dazu.
Wenn Sie einen Wunsch freihätten, was würden Sie sich wünschen?
Ein Sportprogramm mit den Kollegen wäre schön. Ich war früher in Fußballmaßnahmen. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Man hatte keine feste Position, ich habe mal im Sturm gespielt und mal in der Verteidigung. Aber Fitness ist gut für die Psyche. Ich bewege mich wenig aber gerne. Leider gibt es in Düren nur wenig Inklusionssport. Und in der Kreisliga ist der Druck zu hoch. Ich habe es ausprobiert, aber mir geht es weniger um den Wettkampf und mehr um den Spaß miteinander. Anschließend noch ein Bier zusammen. Einmal pro Woche, oder so. Das wäre toll.
Was sind Inklusionsunternehmen?
Inklusionsunternehmen sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes und stellen sich dem Wettbewerb mit anderen Unternehmen. Zusätzlich erfüllen sie einen sozialen Auftrag und übernehmen damit gesellschaftliche Verantwortung: Sie verpflichten sich, mindestens 30%, höchstens 50% ihrer Arbeitsplätze mit Menschen zu besetzten, die nach § 215 SGB IX von ihrer Schwerbehinderung besonders betroffen sind. Inklusionsunternehmen werden aus Mitteln der Ausgleichsabgabe gefördert. Sie können finanzielle Leistungen unter anderem für Modernisierung und Ausstattung erhalten.
Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen e.V.
Dieser Artikel ist zuerst bei JOBinklusive erschienen.