Die Neue Norm: „Drei Journalist*innen, zwei Rollstühle und eine Sehbehinderung: Die Journalist*innen Judyta Smykowski, Jonas Karpa und Raul Krauthausen sprechen über Behinderung, Inklusion und Gesellschaft.
Folge 21: “Die kleinen Dinge des Alltags – herzerwärmend und hilfreich”
Judyta:
Siri spiele uns deinen Lieblings-Podcast.
SIRI:
Mein Lieblings-Podcast ist Die Neue Norm vom Bayerischen Rundfunk. Ich spiele ihn gerne für dich.
Jonas:
Herzlich willkommen, zu Die Neue Norm, dem Podcast. In dieser Folge möchten wir uns mal etwas erfreuen an Sachen – an popkulturellen Sachen. Wir haben ein paar Gegenstände mitgebracht, wo wir gemerkt haben in den letzten Jahren, dass sie uns entweder geholfen haben oder inspiriert haben oder auch sehr sehr glücklich gemacht haben, dass es sie gibt. Und darüber möchten wir heute sprechen. Und zwar mit Judyta Smykowski und Anne Gersdorff. Mein Name ist Jonas Karpa. Raúl hat heute leider keine Zeit. Aber, Anne, ich glaube, du bist eine würdige Vertretung von Raúl in diesem Podcast und wir freuen uns sehr, dass du so ganz spontan eingesprungen bist bei diesem Thema.
Anne Gersdorff:
Ich freue mich, heute hier zu sein. Und gebe mein Bestes.
Jonas:
Ihr könnt uns auch gerne ein Feedback geben an [email protected] oder [email protected].
Judyta:
Genau, gleich mit Benotung.
Jonas:
Genau, wie ihr zufrieden gewesen sei.
Judyta:
Fünf von fünf Sternen.
Jonas:
Aber bevor wir beginnen, möchte ich auch noch mal dir, Judyta, ganz herzlich zur Hochzeit gratulieren.
Judyta:
Dankeschön!
Jonas:
Wir hatten ja unsere letzte Folge „Hochzeit und Behinderung“ und hatten ja ein bisschen über auch deine Vorbereitungszeit gesprochen. Und ich kann mich daran erinnern, dass du gesagt hast, dass du kein Vorabgespräch mit deinem Standesbeamten gemacht hattest und nicht sicher warst, wie er auf dich, auf euch, und auf dich im speziellen als Frau mit Behinderung reagiert. Und so ein bisschen Sorge hattest. Wie war’s dann?
Judyta:
Ja, eigentlich so ein bisschen verrückt diese Vorstellung, dass Standesbeamt*innen einfach Sachen erzählen, obwohl sie einen nicht kennen. Und bei mir ist das ein bisschen in die Hose gegangen, muss ich sagen. Denn der Standesbeamte hat sich so ein bisschen als Journalist versucht und uns einfach nur Fragen gestellt.
Jonas:
Ach was.
Judyta:
Er hat uns Fragen gestellt zu unserer Beziehung, zu uns, was meinen denn die Verwandten? Hat alle abgefragt, was sie so sagen, was sie so glauben, was unsere Stärken und unsere Schwächen sind und unser Geheimnis der Beziehung.
Jonas:
Aber das gibt man ja nicht preis, das Geheimnis der Beziehung.
Judyta:
Es kam dann zu einem Gespräch, und ich hatte es mir eigentlich anders vorgestellt, so, dass der Standesbeamte eher so erzählt, was er so über die Liebe sagt oder denkt oder ein paar Zitate aneinanderklatscht. Und das kam so nicht vor, sondern ich hatte einen sehr aktiven Part in meiner eigenen Trauung. Das habe ich so nicht erwartet.
Jonas:
Also du hättest dir eher gewünscht, mit Kalendersprüchen und so was beschmissen zu werden.
Judyta:
Das wäre entspannt gewesen.
Jonas:
Aber er hat es sehr wörtlich genommen in dem Sinne, dass man vorher andere Leute noch einmal fragt nach dem Motto „Sind denn alle einverstanden, dass die beiden…
Judyta:
Waren sie dann aber.
Jonas:
Waren sie auch.
Judyta:
Ja, und Herr Smykowski und ich sind jetzt glücklich.
Jonas:
Ja, Familie Smykowski. Gut, aber wir möchten über Sachen reden, die uns auch glücklich gemacht haben. Und zwar über Gegenstände, also jetzt nicht nur Hilfsmittel, wir haben ein bisschen drüber nachgedacht… okay, wir hatten ja schon eine Podcast-Folge „Hilfsmittel“. Aber was gibt es sonst noch, wo wir uns einfach sehr glücklich gefühlt haben, dass es so etwas gibt? Und was sind so auch elementare Sachen, die uns vielleicht helfen, beziehungsweise auch inspirieren? Du bist schwer bepackt Judyta. Du hast ein Buch mitgebracht.
Judyta:
Ich weiß nicht, ob man das hört. Es ist ein sehr schmales Buch, es ist ein Kinderbuch. Ich habe es auf Instagram entdeckt. Instagram ist auch so ein Tipp für alle Menschen, gerade für behinderte Menschen, wenn sie so sagen: „Ah, ich fühle mich so ein bisschen alleine mit meiner Diagnose, beziehungsweise mit meiner Geschichte“. Sucht doch einfach die Leute im Internet. Das ist ein ganz großer Tipp. Es gibt sie, die genau das Gleiche erleben wie ihr. Und durch Instagram bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden von einer Engländerin, das heißt „My Mummy Wears Wheels“ – also zu Deutsch: „Meine Mutter trägt oder ist auf Rädern unterwegs“ – frei übersetzt. Und es hat mich irgendwie total berührt, weil es so eine Selbstverständlichkeit hat dieser Titel: „Meine Mama trägt oder hat einfach Räder. Hat sie dabei“ und auf dem Cover ist schon eine Frau im Rollstuhl zu sehen und ihre kleine Tochter. Und das Ganze ist autobiografisch von der Autorin Patricia Lanzon. Sie ist Behindertenrechtsaktivistin und Pädagogin, und sie schreibt hier und es wird ganz toll illustriert über ihre Geschichte, dass sie irgendwann eine Erkrankung bekommen hat. Und da war ihre Tochter zwei, drei Jahre alt und was jetzt auch anders ist, seitdem sie dann auf den Rollstuhl angewiesen ist. Und es kommt natürlich dann auch vor, dass alles gar nicht so viel anders ist, sondern dass sie einfach ihre Räder dabeihat. Was einfach sehr süß ist zu sehen, dass man jetzt Freude hat. Und ich habe dann einfach so an Kinder gedacht, wo den Eltern das vielleicht passiert, dann kann man einfach so ein Buch lesen und miteinander dann ins Gespräch kommen, was sich jetzt verändert. Aber nur, dass es sich verändert und dass man einfach andere Sachen macht.
Jonas:
Aber ist das jetzt explizit ein Kinderbuch?
Judyta:
Genau – mit Illustrationen, mit ganz kurzen Texten und einfach auch die Erklärung dahinter. Dass ein Rollstuhl dann einen auch stärker macht, wenn man eine Erkrankung hat und nicht mehr so kann wie vorher, dann braucht man den auch. Und der erleichtert dann einfach das Leben. Die Barbie, die es gibt, auch im Rollstuhl, kommt auch vor. Dass sich die Tochter dann gefreut hat, dass es auch eine Spielfigur gibt, die genauso aussieht wie ihre Mutter. Wo ich so ein bisschen gestutzt habe war…
Jonas:
Ihr Mutter sieht aus wie Barbie?
Judyta:
Nein, aber die Barbie im Rollstuhl.
Wo ich so ein bisschen gestutzt habe war, als dann auch hier gesagt wird – das Buch ist auf Englisch, muss man dazu natürlich sagen – dass sie, dass die Tochter durch die Erkrankung beziehungsweise Behinderung der Mutter hilfsbereiter ist und sich mehr kümmert und geduldiger ist. Da sind so ein bisschen die Alarmglocken bei mir natürlich angegangen. Denn das hatten wir ja auch schon in einer Podcast-Folge, wo es um Eltern mit Behinderungen geht, dass man natürlich nicht möchte, dass die Kinder zurückstecken müssen und besonders irgendwie sozial sein müssen oder besonders viel Rücksicht nehmen müssen. Aber insgeheim oder insgesamt ist es auch sehr, sehr schön gelöst hier. Und das Buch endet mit dem Satz: „Wenn deine Mutter irgendwann auf Rädern unterwegs ist, dann sei nicht besorgt oder sei nicht sauer, weil ihr werdet zusammen sowieso weiterhin tolle Sachen erleben. Einfach ein schönes leichtes Buch. Was mich irgendwie berührt hat.
Jonas:
Aber nicht nur vom Cover? Also du warst erst mal angefixt durch den Titel des Buches. Und manchmal ist ja dann der Inhalt, der dahinter steckt…Na geht so…Aber du wurdest nicht enttäuscht.
Judyta:
Nein, genau. Insgesamt finde ich das sehr schön. Die Illustration des Rollstuhls ist natürlich so… ein bisschen erinnert sie an einen Krankenhaus-Rollstuhl. Hier mit den Armlehnen… also, es ist ein manueller Rollstuhl, aber er hat Armlehnen. Und da sagen wir ja manchmal, das sind diese typischen Krankenhaus-Rollstühle, die ja Leute haben, die so ein bisschen, weiß ich nicht, so zwei, drei Tage auf einen Rollstuhl angewiesen sind, der dann nicht richtig angepasst ist. Da sagen wir manchmal, es gibt ja eigentlich aktivere Rollschuhfahrer*innen oder halt eben elektrische Rollstühle, wie Anne einen nutzt. Das ist aber meckern auf sehr hohem Niveau.
Jonas:
Wo wir gerade über Barbies gesprochen haben, Anne, warst du eine, oder bist du eine Person gewesen, die A) mit Barbies gespielt hat oder B) sich empowered gefühlt hätte, wenn du mit Barbies gespielt hättest, die im Rollstuhl sitzen würden?
Anne:
Also ich habe mit Barbies gespielt, aber mit so kleineren Barbies, aber sie sollten für Teenager*innen sein, die konnte man A) besser bewegen und B) waren die kleiner als normale Barbies, weil mir die immer ein bisschen zu groß und zu schwer waren. Und für diese gab‘s aber natürlich keine Möbel, also kein Barbie-Haus und kein Barbie-Pferdchen und keine Barbie-Küche. Und du musstest einfach ganz viel selber bauen und musstest viel mehr Phantasie haben. Aber für mich war immer: umso kleiner und filigraner die Sachen waren, umso besser.
Jonas:
Ich finde es bei der Barbie im Rollstuhl immer so ein bisschen interessant, die Herangehensweise, weil es ja – glaube ich – eine Extrafigur ist, also du hast ja immer dann die eine Figur mit dem einen Accessoire – du kaufst es halt extra. Und wenn du jetzt ein Paket hättest, wo, sage ich mal, die Barbie-Schule, wo du dann viele verschiedene Babys hättest und davon ist eine im Rollstuhl, und es ist dann einfach dabei, wäre es, glaube ich, auch noch einmal von der Herangehensweise inklusiver und vielfältiger, als wenn man die Möglichkeit hätte, sich eine Barbie als Fußgängerin-Barbie zu kaufen und eine, die im Rollstuhl sitzt.
Anne:
Er ist halt die Frage, wie inklusiv sind denn Barbies überhaupt mit ihren Proportionen und Stereotypen, die sie widerspiegeln.
Judyta:
Da hat sich aber auch im Laufe der Zeit viel getan. Es gibt jetzt mehrere Formen, mehr Hautfarben, mehr Rollen. Also am schönsten wäre eigentlich so ein Baukasten, wo man irgendwie alles mit drin hat. Dass man nicht extra die Barbie im Rollstuhl kauft, sondern dass der Rollstuhl irgendwie dabei ist in diesem Baukasten.
Jonas:
Anne, was ist denn der Gegenstand, wo du sagen würdest, der macht dich glücklich, oder hat dich inspiriert? Und da bist du einfach froh, dass es den gibt.
Anne:
Glücklich machen mich, glaube ich, ganz viele Gegenstände…
Jonas:
…der Kühlschrank…
Anne:
Ja, der auch.
Judyta:
Dein Bett.
Anne:
Ja, mein Bett. Und mein Rollstuhl und der Laptop und so was. Aber ich habe seit Kurzem einen Roboterarm, er heißt auch Mandy, und Mandy ermöglicht mir ganz viele Dinge wieder selber zu tun. Also zum Beispiel, ein Glas vom Tisch zu nehmen, wenn ich mal eine Weile irgendwie alleine zuhause bin. Und ich habe eine Muskelerkrankung, das heißt, mein Radius ist sehr klein, und ich kann ziemlich wenig alleine tun. Ich brauche dafür Assistenz. Und jetzt geht das halt, mein Radius wird einfach wieder größer. Letztens habe ich den Tee umgekippt, da war meine Assistentin nicht zuhause. Dann habe ich mir selber den Lappen aus der Küche geholt, habe dann schon mal ein bisschen aufgewischt, die Tasse schon mal in den Geschirrspüler geräumt. So etwas war ja vorher alles nicht möglich. Oder früher habe ich ja auch ganz gerne gemalt, jetzt habe ich halt mit dem Roboterarm wieder angefangen, irgendwie mit Pinsel und Farbe zu malen. So Dinge, die irgendwie ja alltäglich sind und die nun wieder gehen.
Was ich noch völlig abfeiere ist Alexa – einfach selber den Fernseher anmachen zu können, Licht anzuschalten.
Judyta:
Alexa von Amazon meinst du, nicht wahr?
Anne:
Genau oder Echo, wo der Computer oder wie diese Sprachdinger alle heißen. Das ist für mich im Alltag einfach eine Erleichterung. Und was ich auch sehr abfeiere: ich muss jeden Morgen ein Medikament nehmen, das zieht man auf eine Spritze. Und mein Freund hat mit einem 3D-Drucker quasi so ein Maßding gedruckt, was einfach genau immer dieselbe Menge vorgibt und dadurch, dass ich ja Assistenz habe, ist es halt öfter mal jemand anderes. Und das ist einfach nur so ein kleines Plättchen mit zwei Schlitzen sozusagen, in die man das aufsteckt und dadurch ist es halt immer genau dieselbe Menge, und niemand kann irgendwie einen Fehler machen.
Judyta:
Aber es ist dann so, dass du dann einfach die Milliliter-Anzahl oder so angeben kannst?
Anne:
Das saugt sich quasi immer wieder rein, also weil ja Unterdruck in der Flasche entsteht. Also es ist ein bisschen komplizierter, das aufzuziehen. Und mit diesem Plättchen ist es aber einfach super einfach und es können halt manchmal auch so einfache Dinge einfach super einfach sein.
Jonas:
Aber ich finde das interessant, was du jetzt gesagt hast, mit Alexa oder generell mit Sprachsteuerung, dass ja auch ein sehr mainstreamiges Tool oder eine Hilfe geworden ist, wenn man sagt: Okay, Dinge, Gegenstände mit der Sprache zu steuern, ist vielleicht auf den ersten Blick erst einmal ein Hilfsmittel für Personen, die vielleicht nicht so mobil sind oder ihre Arme nicht gut bewegen können. Und das es aber jetzt auch ein Lifestyle-Produkt geworden ist, was auch, sage ich mal, Menschen ohne Behinderung nutzen, beziehungsweise auch hauptsächlich. Also man spricht ja auch teilweise von dem Curb-Cut-Effekt, wo es darum geht, dass es gewisse Hilfsmittel oder gewisse Erleichterungen für Menschen mit Behinderungen gibt oder für eine gewisse Gruppe gibt, die dann aber mehreren Leuten noch zu Gute kommt.
Anne:
Genau, das ist auf jeden Fall so. Also ich weiß, vor ein paar Jahren haben wir das mal überlegt anzubauen oder einzubauen in meine Wohnung und wollten es über so einen Hilfsmittelhersteller machen lassen und das wäre arschteuer gewesen…
Judyta:
Und wahrscheinlich auch sehr langwierig.
Anne:
Genau – und wahrscheinlich nicht mal so gute Technik und mittlerweile bestellst du es dir halt für relativ wenig Geld und stattest dich nach und nach noch mit den entsprechenden Glühbirnen oder Steckdosen aus. Und auf einmal funktioniert das dann alles. Das ist schon echt ziemlich cool.
Judyta:
Oder unsere besseren Hälften haben dann einfach mal eine Idee. Und ja, bei meinem Mann ist es der Kabelbinder, mit dem er alles am Rollstuhl festmacht, was dann irgendwann kaputt ist oder was nicht ganz hält.
Anne:
Kabelbinder und Gafferband sind immer mit im Urlaub dabei.
Jonas:
Judyta, was hast du aktuell gerade an deinem Rollstuhl festgemacht, was eigentlich nicht dran gehört? Was wurde aktuell gerade festgemacht, außer an die ganzen – da kommen wir ja vielleicht gleich noch zu – was du wirklich so dran befestigt hast?
Judyta:
Du spielst natürlich auf meinen Kaffeebecherhalter an.
Jonas:
Ja, ja, natürlich. Aber ich meine, wir haben auf der einen Seite auch so ein bisschen im Vorgespräch vom Podcast ja gesagt, dass wir Gegenstände benennen, die jetzt wirklich wichtig im Alltag sind. Also ich meine, jetzt zu sagen, so ein Buch, das ist ja nett, aber das ist jetzt ja nichts, womit du sagst, wenn ich das nicht habe, dann kann ich im Alltag mich jetzt nicht gut bewegen oder so. Also es ist ja einfach nur ein netter Bonus. Aber bei dem Kaffeebecher, wo ich gesagt habe, es ist ja auch ein Kaffeebecherhalter an deinem Rollstuhl. Das ist ja auch einfach ein Gimmick, aber es ist mehr für dich.
Judyta:
Es ist mehr, es ist Lebensqualität! Das habe ich jetzt gemerkt, als er weg war.
Jonas:
Da merkt man es eigentlich immer am meisten…
Judyta:
Genau. Ich bin geflogen, und mein Rollstuhl kam an, ohne den Kaffeebecherhalter und den Kaffeebecher. Den habe ich halt vorher leider nicht abgemacht. Und dann hatte ich den zwei Wochen nicht und musste so oft fragen im Büro: „Könnt ihr mir bitte ein Kaffee mitbringen“ oder ich habe ihn mir selber gemacht. Und dann habe ich schön die Kaffeetasse balanciert, mal mit der einen Hand, mal mit der anderen Hand bin ich Rollstuhl gefahren, das ist alles sehr, sehr nervig und habe echt gemerkt, wie dieser Kaffeebecherhalter mir einfach Lebensqualität schenkt. Ich übertreibe nicht und habe den mir natürlich jetzt noch einmal bestellt und habe auch gerade einen Kaffeebecher, der noch nicht perfekt ist, weil er eine Öffnung oben hat und da schwabbert natürlich alles raus, sobald man irgendwie gegen ein Hindernis kommt oder der Boden nicht komplett glatt ist. Also der Kaffeebecher muss auch noch wieder ankommen. Habe ich mir natürlich auch neu bestellt. Ja, auf jeden Fall, der Kaffeebecherhalter ist etwas, was auch im Internet bestellbar war, unter „Kaffeebecherhalter für Kinderwägen“, aber auch für Rollstühle. Also das war da auch in der Artikelbezeichnung drin. Und das fand ich auch ganz ganz schön, dass es auch wieder so ein bisschen mainstreamig ist, dass es nicht nur für Kinderwägen ist, sondern auch für Rollstühle. Und ja, also, das ist sehr lebenswichtig in meinem Alltag, den Kaffee zu haben, den Becher zu haben, die Halterung zu haben – wirklich ein Stück Selbstständigkeit, muss man so sagen.
Jonas:
Der Witz oder die Anekdote an der Geschichte ist ja, dass dein Kaffeebecher… Wir Drei waren das, die den Berliner Flughafen getestet haben auf Barrierefreiheit und waren in diesem Testbetrieb vor Ort und haben uns das angeguckt und als Dank oder als Präsent bekam man einen Kaffeebecher vom Flughafen, und das war der Kaffeebecher, der jetzt weg war, weil du ihn wieder… er ist quasi wieder zurück nach Hause. Er ist wieder am Flughafen geblieben.
Judyta:
Ob er am BER verschwunden ist, oder da, wo ich abgeflogen bin, das weiß ich natürlich nicht, aber wahrscheinlich Ja. Da wollten die Jungs vom BER den BER-Kaffeebecher wiederhaben.
Jonas:
Der gehört aber uns, da ist ja unser Name drauf.
Judyta:
Ja, und der war so perfekt und hatte so perfekt in diese Haltung reingepasst. Ich habe jetzt auf eBay natürlich einen anderen BER-Kaffeebecher erstanden, und ich weiß ja, dass wir den kostenlos bekommen haben. Und ich habe jetzt Geld dafür bezahlt. Nur so. Es gibt auch keinen Merchandise-Shop vom BER. Das habe ich auch gecheckt, also…
Anne:
Besser ist es, das wäre eine Geschäftsidee
Judyta:
Ja, aber das wäre doch voll die… also für mich….sie hätten eine Abnehmerin. Und, Jonas, man muss ja auch dazu sagen, dass du und Anne dabei wart. Also ihr habt auch noch so ein Becher dabei. Und ich habe ja versucht, dir den abzuluchsen, aber irgendwie…
Jonas:
Ja, du wolltest den Preis nicht bezahlen.
Judyta:
Den hast du mir gar nicht genannt. Du willst ihn einfach nicht hergeben.
Anne:
Jonas ist der eBay-Verkäufer…
Judyta:
Wenn du Barbara heißt, dann JA!
Jonas:
Liebe Flughafengesellschaft, wenn ihr diesen Podcast hört, schreibt uns einfach eine Mail an [email protected].
Judyta:
Und ein paar einfach ins Büro schicken, ein paar Becher, ja genau.
Anne:
Die Sozialheld*innen freuen sich.
Judyta:
Also ich kriege jetzt wieder den BER-Becher und freue mich sehr darauf.
Jonas:
Heißt also, das ist wirklich, wie du sagst, für dich Lebensqualität und eben mehr als nur so ein kleines Gimmick.
Judyta:
Ja, und ich fühle mich auch ein bisschen cool damit, muss ich ehrlich sagen, also so diesen Kaffeebecher da einfach zu haben und immer auch teilweise Rabatt zu bekommen bei den Kaffeeketten, wenn man ein Becher da hinstellt, der irgendwie wiederverwendbar ist, wenn man nicht den Pappbecher nimmt, den man ja dann wegschmeißt. Also ich tue auch noch was für die Umwelt und fühle mich cool.
Anne:
Ich habe so einen Sonnenschirmständer an meinem Rollstuhl, weil mein zweiter Vorname ist Sonnenbrand und ich brauche einen Sonnenschirm. Aber ich wollte das ganz lange nicht, weil mir das zu kinderwagenmäßig war. Und bei deinen Erzählungen musste ich grade an die hippen Berliner Mütter denken, mit ihren Kinderwägen, die dann den Latte Macchiato umherschieben.
Judyta:
Und hast du dich mittlerweile durchgerungen?
Anne:
Ja, mittlerweile finde ich es super. Es gibt Leute, die da sehr neidisch drauf sind, unter anderem Raúl, der aber mittlerweile auch einen von mir geschenkt bekommen hat.
Judyta:
Ich hab ihn noch nie gesehen mit einem Sonnenschirm.
Jonas:
Ist das dann so ein kleiner mit….ich weiß nicht… wieviel Durchmesser, der dann so an einem biegbaren Stab ist oder ist es ein Sonnenschirmhalter, wo man dann wirklich so den Sonnenschirm, den man so auf der Terrasse stehen hat, so einen Block…
Anne:
Dann passen wir ja durch keine Tür mehr, dann müssen wir Barrierefreiheit neu definieren.
Jonas:
Aber wenn du draußen unterwegs bist…
Anne:
Ja, so ein relativ kleiner. Es gibt auch andere für Regenschirme.
Jonas:
Oder es gibt halt diese relativ peinlichen, die man sich so als Stirnband auf den Kopf schnallt.
Judyta:
Wie Daniel Düsentrieb, oder was?
Jonas:
Zum Beispiel ja.
Anne:
Wie das Klischee von deutschen Tourist*innen.
Judyta:
Und Jonas, was ist es bei dir?
Jonas:
Ich habe euch einen Ton mitgebracht, denn ich mal eben kurz vorspielen würde.
Klopfgeräusche….
Judyta:
Ist das eine Uhr?
Jonas:
Das ist nicht mein Puls.
Anne:
Dein Herzschlag?
Jonas:
Das ist es nicht, nein.
Jonas:
Es ist die App „Greta and Starks“ , die einem für Audiodeskriptionen bei Filmen hilft. Man kann sich die App herunterladen, kostenlos und kann vorher die Audiodeskription des jeweiligen Films runterladen, geht dann mit seinem Smartphone ins Kino und hat Kopfhörer – im besten Fall natürlich nicht Noise Cancelling-Kopfhörer, sondern die normalen kleinen im Ohr und aktiviert diese App und die App hört zu und das war das Geräusch des Zuhörens bei der App. Ist dann so ähnlich wie zum Beispiel Shazam, wo die App zuhört und einem sagt, welches Lied gerade im Radio oder wo auch immer läuft. Und diese App hört zu und weiß, an welcher Stelle des Films man ist. Und dann hörst du die Audiodeskription über die Kopfhörer, während du den Ton des Films im Kino selber noch hörst, musst quasi bei beiden Sachen noch hinhören. Und diese App nutze ich, um ins Kino zu gehen.
Und es war für mich damals ein totales Aha-Erlebnis, Filme so zu erleben, weil ich früher sehr gerne ins Kino gegangen bin und dann meine Behinderung erworben habe. Und dann, glaube ich, drei, dreieinhalb, vier Jahren nicht mehr im Kino war. Und dann waren wir alle gemeinsam von den Sozialheld*innen bei der Family-and-Friends-Kino-Tour von dem Film „Die Goldfische“, den wir von unserem Projekt Leidmedien beraten haben – das Drehbuch – und waren dann eingeladen zu dieser Filmsichtung. Und da habe ich dann das erste Mal ausprobiert und war geflasht und war sehr begeistert davon, Filme wieder anders erleben zu können. Und das war so ein, ja, wie gesagt, so ein Aha-Erlebnis. Und seitdem ist diese App ein treuer Begleiter, wenn man mal ins Kino geht. Gut, in den letzten Wochen und Monaten war es halt nicht mehr so möglich durch die Corona Pandemie. Aber generell ist es einfach eine schöne Möglichkeit, wie man durch diese App Barrierefreiheit fürs Kino schafft und eben auch so barrierefrei, dass es eben in dem Sinne inklusiv ist, dass man jetzt nicht die Audiodeskription über die Kinolautsprecher hört, und es irgendwelche Bildbeschreibungen gibt für Leute, die sagen, okay, ich will das nicht hören, das stört mich eher, sondern du sitzt in einer Gruppe von Menschen mit und ohne Behinderung zusammen im Kino. Und die Personen, die es brauchen, haben halt die Autodeskription auf dem Ohr.
Judyta:
Weißt du, was ich so schön finde an dieser Erzählung, dass du das dann ausprobiert hast, weil wir ja auch irgendwie als Gruppe dahin gegangen sind. Und ich glaube, es ist oft so, dass man dann irgendwie davon profitiert und sich alleine zuhause nicht hinsetzen würde, irgendetwas suchen würde und sagen würde, ich habe dieses Problem, wie mache ich das denn jetzt? Und jetzt geht das ja nicht mehr so wie vorher. Und jetzt, da hattest du dann einfach den Anlass, du bist mitgekommen und hast einfach gedacht so, ja, wie mache ich es jetzt für mich und hast dadurch irgendwie überhaupt diesen Zugang zu dieser App bekommen. Oder?
Jonas:
Genau so. Es war natürlich auch die Tatsache gewesen, dass wir uns ja mit dem Thema jetzt auch beruflich noch mal mehr auseinandersetzen. Und ich einfach selber noch einmal mehr so den Zugang dafür gefunden habe. Und ja, es ist einfach noch mal ein anderer Anlass zu sagen, okay, wie kann man da für sich auch eine Lösung schaffen? Natürlich ist es ein Unterschied, ob man das jetzt sagt, wenn man jetzt zuhause einen DVD-Abend macht, da geht das natürlich auch. Also man könnte natürlich auch zu Hause die App zuhören lassen bei irgendwelchen Filmen, wenn auf der DVD jetzt nicht gerade die Audiodeskription noch mit hinterlegt ist und da würde man es eher seltener machen. Und ich glaube, das war der Anlass, dass wir da gemeinsam als Team hingegangen sind und ich ja auch gerne dabei sein wollte, das war ein guter Grund.
Anne:
Ich glaube, das ist total wichtig, dass Menschen mit Behinderung auch in so Gegenständen als Expert*innen in eigener Sache gesehen werden. So viele Leute kommen nicht auf die Idee, was uns vielleicht hilft und was irgendwie cool ist. Und wir wissen einfach am besten… der BER-Kaffeebecher mit Kinderwagen-Halterung ist halt top.
Jonas:
Aber gibt es denn trotz alledem…Ich meine, du hast dein….früher hieß sie, glaube ich, Amanda…
Anne:
Ja, am Anfang hieß sie Amanda. Das war aber ein bisschen kompliziert.
Jonas:
Dein Roboter Mandy Das ist ja explizit noch mal ein Hilfsmittel für dich. Wobei ich immer noch sehr mit meinem Blick zwar als Mensch mit Behinderung, aber als nicht betroffene Person im noch sehr, sehr faszinierend finde, wie du das Teil steuerst.
Anne:
Ich sollte das einmal vormachen….nicht, dass ich jetzt den Laptop vom Tisch…das ist also mein Rollstuhl und der fährt los….warte mal, ich glaube, ich muss jetzt…jetzt bleibt der stecken….
GERÄUSCHE
Judyta:
Ja, wir haben uns ja dadurch schon mal einen High-Five gegeben.
Anne:
Ja, einen High-Five und….Gläser vom Tisch nehmen, das ist halt schon mal was anderes, als immer alles gereicht zu bekommen. Geht auch, aber… Und das ist ein Hilfsmittel und auch ein anerkanntes Hilfsmittel – ist schon irgendwie teuer. Aber ja, da steckt auch viel Technik drin, und ich musste das tatsächlich auch bestimmt vier Wochen voll lernen. Also die erste Woche war es mega anstrengend, dieses Ding irgendwie zu steuern, weil das ja einfach in alle Richtungen beweglich ist.
Judyta:
Und wo hast du das gesehen? Also wie kamst du drauf?
Jonas.
Und vor allem, wie hast du es bekommen? Also, wenn wir jetzt so weit gehen, wie schwer es auch teilweise ist, Hilfsmittel irgendwie… wie lange… vor wieviel Jahren hast du das beantragt?
Anne:
Tatsächlich ging das super schnell.
Jonas:
Ach was!
Anne:
Ach was…tut mir leid, das sollten wir feiern. Ich habe das vor Jahren mal bei einer Person gesehen und fand das irgendwie so doof. Ich weiß nicht, die hat das irgendwie voll abgefeiert und alle standen dann so rum und sie hat das dann so vorgeführt. Und irgendwie war ich so… Boah…noch so ein Gerät, noch mehr irgendwie im Mittelpunkt stehen…
Judyta:
Weil es ist ja auch ein bisschen surrt und weil es auch ein bisschen dauert.
Anne:
Nein, ich glaube, das ist halt so ungewöhnlich für unseren Blick. Also ich falle ja eh schon überall auf, wenn ich als kleine Person mit meinem E-Rollstuhl irgendwo in einen Raum fahre. Aber wenn ich dann noch einen Roboterarm ausklappe und mir irgendwie zu trinken nehmen …uhhh…krass.
Judyta:
Cyborg-Anne.
Anne:
Genau, Cyborg-Anne.
Jonas:
Auf der einen Seite ist es quasi eine Kontaktmöglichkeit, dass Leute vielleicht gucken, aber dann auch in den Kontakt mit dir kommen. Auf der anderen Seite ist man mal wieder auf dem Präsentierteller.
Anne:
Genau, so ein bisschen beides. Und dann hat es ein paar Jahre in mir gearbeitet und ich habe auch mehr das Bedürfnis bekommen, unabhängiger zu sein, um einfach wieder mehr selbst machen zu können. Und dann hat eine Bekannte von mir – auch aus Berlin – den halt seit ein paar Jahren und die nutzt den auch relativ regelmäßig. Und ja, so im Winter war mir, glaube ich, ein bisschen langweilig, als wir alle so zuhause waren…
Judyta:
Und dann schreibt man halt mal einen Brief an die Krankenkasse.
Anne:
Genau. Und tatsächlich hat mich immer ein Arzt gefragt, ob ich nicht so einen Arm haben will und ich so „Ja, irgendwann mal…“ und der war ziemlich hartnäckig…
Jonas:
Hat der Anteile an der Firma?
Anne:
Ehrlich gesagt, ich glaube Ja.
Gelächter
Anne:
Ich glaube, die haben da irgend so eine Kooperation. Bin mir nicht so ganz sicher.
Judyta:
Eine sogenannte Klüngelei.
Anne:
Und dann hab ich irgendwann im Winter gemeint, Ja, jetzt können wir das ja machen, jetzt hab ich ein bisschen mehr Zeit – nichts zu tun – doch, ich hatte viel zu tun, aber irgendwie kann man ja mal so ein Projekt starten. Und dann war der Vertreter von dem Roboterarm bei mir. Wir haben das halt ausprobiert und der meinte, ich wäre total fit da drin. Konnte mir nach 10 Minuten selber was zu trinken nehmen, haben ein Video gemacht, haben das bei der Krankenkasse eingereicht und ein Vierteljahr später kam der Roboter zu mir – im Sommer.
Judyta:
Teilnehmer*innen dieses Podcast werden sich jetzt Gedanken machen, ob sie nicht doch noch das eine oder andere Projekt starten, noch einmal bei einer Krankenkasse anklopfen.
Jonas:
Ja, stimmt….mit deinem Rollstuhl….ich sprech das mit deinem Rollstuhl nicht an.
Gelächter…
Jonas:
Dass, was ich aber auch interessant finde, wir hatten natürlich auch vor diesem Podcast, obwohl, wie gesagt, Raúl leider heute nicht dabei sein kann, mit Raúl gesprochen und er fand zum Beispiel sehr, sehr cool, dass die Earpods von Apple, also, die kabellosen Kopfhörer, dass die jetzt ein Noise Canceling können, was ja nichts Besonderes ist, das können ja viele, aber auch inzwischen gesprochenes Wort verstärken können. Also es sind nicht nur Kopfhörer, sondern sind auch kleine moderne Hörgeräte und bringen das Hilfsmittel noch mal auf ein ganz anderes Level.
Judyta:
Weil es ja kein Hilfsmittel ist, es hat ja keine Hilfsmittelnummer. Haben vielleicht viele. Ja, müsste man jetzt hörbehinderte Menschen fragen, ob sie das so empfinden. Also falls ihr so etwas habt, schreibt uns gerne, ob ihr da Erfahrungen habt.
Jonas:
Dieser Weg generell vom Hilfsmittel zum Lifestyle-Objekt hatten wir ja, glaube ich, auch in der Folge bei „Hilfsmittel“ gemerkt. Okay, eine Brille ist das ja inzwischen auch in der Art und Weise, also, dass es viele verschiedene Modelle, Farben, Formen gibt. Es gibt Leute, die sich da einfach nur, weil dann vielleicht ihr Gesicht besser aussieht, da Fensterglas reinsetzen lassen und dann einfach nur aus diesem Grunde. Dass es da einfach noch mal um eine andere Herangehensweise an solche Produkte geht. Wir möchten aber auch, trotz alledem, wenn wir jetzt gerade auch von Inspirationen reden, von denen wir irgendwie vielleicht auch für uns das Gefühl haben Okay, es geht irgendwie voran. Also im Sinne von… dass Behinderung immer mehr im Mainstreaming-Fokus ist. Ich fand zum Beispiel …jetzt vor einiger Zeit, in den die Tagesthemen ein Kommentar – beziehungsweise es heißt ja nicht mehr Kommentar es ist ja quasi Meinung – dann von einer gehörlosen Journalistin vorgetragen wurde und dass einfach dann einer breiten Öffentlichkeit der Mensch mit Gebärdensprache konfrontiert wurde.
Judyta:
Genau, zum Tag der Gebärdensprache. Das fand ich auch irgendwie ein Statement, ein toller Platz, hatten sie in den Tagesthemen mainstreamig. Aber gleichzeitig – es gehen da auch so ein bisschen die Alarmglocken bei mir an, so, dass wir nicht Einzelheiten so feiern. Also dass das ja wirklich nicht normal ist, nicht selbstverständlich ist. Es gibt nicht immer den Kommentar in Gebärdensprache, sondern es gibt den dann einmal. Und dann ist der Spotlight drauf. Und am nächsten Tag ist es wieder die Lautsprache. Also da ist dann immer, ja, dieser Spotlight da drauf. Wo es dann immer so die eine Ausnahme ist. Und dann feiern sich alle dafür, dass wir jetzt so divers sind und wie kommen wir dann in den Mainstream rein? Und wie machen wir das halt auch nachhaltig? Das sind so Fragen, die ich mir stelle. Ich fand zum Beispiel auch, als bei der vergangenen Oscar-Verleihung, glaube ich, war es die Netflix-Dokumentation „CripCamp“ nominiert war. Also über die Behinderten-Rechtsbewegung von den USA oder aus den USA einfach für einen Oscar nominiert war, das fand ich dann auch ein bisschen so einen Gänsehaut-Moment, was irgendwie schön war. Die Doku hat natürlich leider nicht gewonnen. Es wäre dann noch so das I-Tüpfelchen. Aber ja, so ein paar Dinge, die sich einfach verändern in der Öffentlichkeit, wie auch bei Netflix oder auch bei anderen Streamingdiensten, mehr Vielfalt einfach irgendwie sichtbar ist, mehr Rollen vorkommen mit Schauspieler*innen mit Behinderung. Ich glaube, wir finden mehr statt. Trotzdem immer wieder die Einschränkungen, zum Beispiel in den ganzen Diversitätsdebatten, das Behinderung häufig hinten drüber fällt.
Anne:
Mein Hauptthema ist ja Inklusion und Arbeit an dem ich arbeite. Und da kommt Behinderung eigentlich bei diesen ganzen Diversitätsdimensionen so gar nicht drin vor. Und das ist auf jeden Fall ein Thema. Und gleichzeitig ist es wahrscheinlich der erste Schritt dahin…oder Roll…oder wie nennt man das?
Judyta:
Der erste Zentimeter, der gerollt wird.
Anne:
Da könnt ihr den nächsten Podcast darüber machen. Genau. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung glaube ich und wir müssen gucken, dass wir einfach da nicht dann in der Nische bleiben. Sondern da irgendwann mal rauskommen.
Judyta:
Und wir brauchen, glaube ich, Allies, also die Deutsch Alliierten – wobei ich da immer an Krieg denke. Aber die Menschen, die das mit machen…
Anne:
Verbündete.
Judyta:
Verbündete, genau. Danke! Dass die das auch hochhalten, weil alleine kriegen wir es nicht hin.
Jonas:
Und das ja auch – wenn man den Bogen noch mal zu den Hilfsmitteln spannt – ja auch Sachen sind, die ja auch anderen Menschen zu Gute kommen.
Judyta:
Genau, trinkt mehr Kaffee, lest mehr Bücher.
Jonas:
Welche Sachen wir empfehlen, das haben wir für euch in unseren Shownotes auf www.dieneuenorm.de zusammengestellt. Wenn ihr irgendwelche, ja, popkulturellen Gegenstände oder irgendwelche Hilfsmittel oder Erfahrungen, Erlebnisse zum Thema Behinderung und Inklusion gehabt hat, die euch berührt haben, inspiriert haben oder auch ein bisschen positiver in die Welt haben blicken lassen, dann schreibt uns gerne an [email protected] oder [email protected]. Gerne auch, wenn ihr noch weitere Themenideen habt, worüber wir in den nächsten Folgen mal sprechen möchten.
Das war die neue Norm, der Podcast. Vielen Dank, dass ihr dabei gewesen seid – Anne, auch für dich – war eine schöne Premiere.
Anne:
Ja, Danke. War schön, hier zu sein.
Jonas:
Wir können gerne einmal einen Podcast zum Thema Arbeit machen. Das ist ja, glaube ich, auch schnell abgehandelt.
Anne:
Total, da gibt es wenig zu erzählen.
Jonas:
Genau. Und wir freuen uns, wenn ihr beim nächsten Mal wieder mit dabei seid. Bis dahin.
Anne, Judyta, Jonas:
Tschüss