Von der Frustration zur Veränderung

Das Logo von die neue Norm auf rotem Grund. Rechts davon steht: Die Neue Kolumne. Unten steht: Von Leon Amelung.
Lesezeit ca. 2 Minuten

In einem Gebäude der Universität, das 14 Stockwerke hat, gibt es nur zwei rollstuhlgerechte Toiletten. Eine davon ist im 13. Stock und die andere im Erdgeschoss. Die Toilette im Erdgeschoss ist aber nur Hochparterre zu erreichen. 

Es war ein mühsamer, beschwerlicher Weg: Ich musste mir bei den Pförtner*innen im EG einen Schlüssel für den Treppenlift abholen. Dann musste ich einmal um das Gebäude herumfahren und eine schwere manuelle Tür öffnen. Den Lift mit einer Fernbedienung herunterfahren, drauffahren, den Schlüssel reinstecken, hochfahren, eine weitere schwere manuelle Tür öffnen und in einen Flur fahren, in dem sich die Toilette befindet. 

Bei dem Lift gab es außerdem einen Makel. Die Rampe klappte nicht frontal heraus, sondern seitlich am Treppengeländer. Das heißt, ich musste mich seitlich am Geländer vorbeizwängen, um auf den Lift zu kommen. Das machte alles noch anstrengender. Auch den Schlüssel zu holen, um den Lift bedienen zu können, brauchte seine Zeit. 

Der Lift verfehlte offensichtlich seine Funktion. Jemand, der einen E-Rollstuhl benutzt, hätte keine Möglichkeit gehabt, auf diesen Lift zu fahren und die Toilette im EG zu benutzen. Ich begann, mich über diese Situation aufzuregen. Wer diesen Lift gebaut hatte, weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass man die Zielgruppe nicht in die Planung mit einbezogen hatte.

Es gibt Barrieren, die man nicht einfach so ändern kann. Wenn Seminarräume zu eng sind, dann sind sie zu eng. Da kann man dann nicht einfach einen Durchbruch machen. Einen neuen Treppenlift anzubauen sollte jedoch doch kein allzu großes Problem sein.

Ich wandte mich also an die Behindertenbeauftragte der Universität und erklärte ihr das Problem. Ich überzeugte sie davon, dass es doch praktischer wäre, wenn man den Treppenlift mit dem Euroschlüssel für behindertengerechte Toiletten bedienen könnte. Dann müsste man nicht immer zu den Pförtner*innen gehen, um den Schlüssel für den Lift zu holen. Denn das Pförtner*innenbüro war nicht immer besetzt. 

Dann begann ich zu recherchieren, welche Institution an der Uni für den Bereich Bauen zuständig war. Ich erfuhr, dass es ein Baudezernat an der Uni gibt. Ich schrieb auch dorthin eine Mail. Glücklicherweise lernte ich im inklusiven Sportkurs des Zentrums für Hochschulsport einen Mitarbeiter des Baudezernats kennen, der sich für mich einsetzte und das Problem auch nochmal beim Baudezernat seinen Kolleg*innen erläuterte. Er versicherte mir, dass meine Anregungen ernst genommen werden. 

Nach ein paar Monaten wurde tatsächlich ein neuer Lift eingebaut. Die Rampe klappt frontal aus und er lässt sich sogar mit dem Euroschlüssel bedienen. Ich habe das selbst getestet und war überrascht, dass ein Schloss, das zu einem Euroschlüssel passte, in einen Treppenlift eingebaut wurde.

Durch dieses Erfahrungen habe ich gelernt, dass man nicht alle Barrieren, die einem als Rollstuhlfahrer*in im Alltag begegnen, hinnehmen muss. Viele Barrieren sind veränderbar. Man muss nur wissen, wer dafür zuständig ist, sich bei diesen Leuten beschweren und manchmal ein bisschen Geduld haben. 

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Eine Antwort

  1. Absolute Zustimmung. Wenn der Entscheidende zum pragmatischen Typ gehört, kann da sogar ziemlich schnell was passieren. Hier gab es im Landkrei schon diverse Ortsbegehungen zur Barrierefreiheit. Je nach Hintergrund des Bürgermeisters war entweder ganz schnell eine Stelle entschärft – oder wurde zerredet und nichts geschah.

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