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Auf den Seiten 62,63 und 64 ist der Beitrag “So werden Stellenanzeigen inklusiver”.

So werden Stellenanzeigen inklusiver

Eine Frau sitzt im Rollstuhl und arbeitet an Computer. Sie zeigt ihrer Kollegin ohne Behinderung, die neben ihr sitzt, etwas auf dem Bildschirm.

Wir hören immer wieder, dass Unternehmen gern Menschen mit Behinderungen einstellen würden, sich aber niemand auf ihre Stellenanzeigen bewirbt. Das kann unter anderem daran liegen, dass Menschen mit Behinderungen sich durch die Stellenausschreibung nicht angesprochen fühlen. Wie es gelingen kann, sie für eine Stelle zu begeistern und zur Bewerbung zu ermutigen, erfährst du in diesem Artikel.

Wenn du Menschen mit Behinderungen für dein Team gewinnen willst, sollte deine Stellenanzeige folgende Botschaft durch und durch transportieren: “Du hast Fähigkeiten und Perspektiven, die wir brauchen. Wir wollen inklusiver werden und wissen, dass wir auf dem Gebiet noch einiges zu tun haben. Daher wollen wir von dir wissen: Was brauchst du, um dich bei uns stressfrei bewerben zu können? Was können wir tun, damit du bei uns erfolgreich und zufrieden arbeiten kannst?”. Wenn du mit dieser Haltung eine Stellenausschreibung verfasst, hast du schon den wichtigsten Tipp befolgt. Weitere Tipps haben wir hier für dich zusammengestellt.

1. Definiere das Anforderungsprofil der Stelle genau

Was braucht eine Person wirklich für den Job? Oft wird in Stellenausschreibungen floskelartig eine Vielzahl von Fähigkeiten aufgelistet, die für den konkreten Job nicht wichtig sind, die aber eine ganze Reihe von Bewerber*innen ausschließen oder abschrecken. Muss der/die Bewerber*in für diese Stelle wirklich kommunikativ, ein Teamplayer, krisenfest, mit Führerschein, belastbar usw. sein?

2. Gib Information über Barrierefreiheit an

Wenn eine Stellenbeschreibung Information enthält über Barrierefreiheit, angemessene Vorkehrungen und Flexibilität, ist das ein Signal an Bewerber*innen mit Behinderungen, dass das Unternehmen sie ernst nimmt. Das schafft Vertrauen, dass sie danach auch als Mitarbeitende geschätzt werden.

3. Gib Kontaktdaten an

Namen, Telefonnummer und E-Mail-Adresse von einer Person im Unternehmen angeben, der oder die Fragen zu Barrierefreiheit und Inklusion umfassend und einfühlsam beantworten kann. Dabei sollte die Kommunikation über mindestens zwei Sinne möglich sein, um unterschiedliche Barrieren auszuschließen.

4. Biete verschiedene Bewerbungswege an

Übermittlung der Bewerbung auf unterschiedliche Weisen ermöglichen: z.B. per E-Mail, Post, Fax und über die (barrierefreie) Website des Unternehmens. Moderne Wege per Video oder Telefon ermöglichen eine Bewerbung für z. B. Menschen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche.

5. Verwende Alternativen und Ergänzungen zu Standardformulierung

Standardformulierungen wie „Bei gleicher Eignung werden Menschen mit Schwerbehinderung bevorzugt berücksichtigt“ werden oft als reine Floskel wahrgenommen. Vielmehr sollte es um authentische Botschaften gehen:

  • Du bringst nicht alles mit? Keine Sorge, wir suchen nach Mitarbeitenden, die uns vor allem mit ihrer Persönlichkeit überzeugen und motiviert sind mit ihrem Team Vollgas zu geben!
  • Unter [email protected] können Sie sich an die Schwerbehindertenvertretung wenden, die Sie gerne im weiteren Bewerbungsprozess unterstützt.
  • Wir möchten die Vielfalt unseres Unternehmens weiter ausbauen und Menschen mit Behinderung entsprechend beruflich fördern.
  • Wir bieten flexible Arbeitszeiten von 6 bis 20 Uhr und die Möglichkeit des mobilen Arbeitens. Jeder Arbeitsplatz in unserem Unternehmen kann für einen Menschen mit Behinderung je nach Art seiner Beeinträchtigung geeignet sein.
  • Wir bieten einen schönen, barrierefreien Arbeitsplatz in unserem neuen Büro in Berlin-Mitte.
  • Wir haben uns vorgenommen, unsere Diversität zu stärken, und wollen schon bald auch eine*n Kolleg*in mit Behinderung in unserem Team begrüßen.

6. Und dann?

Mit der Ausschreibung allein ist es meist nicht getan. Wichtige weitere Fragen sind deshalb:

  • Veröffentlichst du die Stellenausschreibungen auf barrierefreien Jobportalen?
  • Gibt es im Auswahlprozess Ausschlusskriterien, die Menschen mit Behinderungen benachteiligen?
  • Ist der Interviewprozess barrierefrei?

Für den weiteren Bewerbungsprozess muss dabei stets im Vordergrund stehen: Wie kann diese Person die Arbeit machen? Braucht sie ein Hilfsmittel, angemessene Vorkehrungen oder die Möglichkeit einen Aspekt des Jobs auf eine andere Art und Weise zu machen?

Mehr Informationen zum Thema Inklusion auf dem Arbeitsmarkt findest du auf jobinklusive.org

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Silke Georgi

Silke Georgi ist Projektleiterin von JOBinklusive. Das Projekt arbeitet mit Unternehmen, Organisationen und Arbeitsuchenden zusammen mit dem Ziel, viel mehr Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu beschäftigten. Zusätzlich ist sie Teil des BarriereBrechen Projektteams der Sozialheld*innen. Sie studierte Politik an der Brandeis University in den USA und Jura in Berlin und ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Für den Verein „Give Something Back to Berlin“, der Alt- und Neuberliner*innen zusammen bringt, sitzt sie im Vorstand.

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