Was ist toxische Positivität – und was ist so schlecht daran?

Das Logo von Die Neue Norm auf orangem Grund. Rechts davon steht: Die Neue Kolumne. Unten steht: Von Rea Strawhill.
Lesezeit ca. 2 Minuten

Wir alle kennen diese Sätze:

„Ist ja nicht so schlimm, nur positiv denken!“

„Andere haben es viel schlimmer, sei dankbar!“

„Steigere dich doch nicht so rein!“

Diese Sätze sind gut gemeint, aber danach fühlt man sich oft noch schlechter als vorher – nur warum?
Man kann es im Leben mit allem übertreiben, so auch mit der Positivität. Bei manchen führt diese Positivität so weit, dass sie nicht mehr echt und authentisch wirkt, sondern erzwungen. Und das kann manchmal ziemlich toxisch sein. Kein Mensch kann oder soll immer nur positiv und glücklich sein. Es wird immer wieder Phasen geben im Leben, in denen es einem nicht so gut geht – und das ist okay!

Wenn wir aber von uns oder von anderen erwarten, immer fröhlich zu sein, weil alle anderen Gefühle unerwünscht sind, dann führt das dazu, dass wir unsere eigentlichen Gefühle unterdrücken und nicht über sie sprechen – schließlich wollen wir ja nicht als Miesepeter dastehen. Aber das Schlechte an unterdrückten Gefühlen ist: Sie finden meistens einen Weg rauszukommen und oft genau zu einem Zeitpunkt oder in einer Form, in der wir sie gar nicht gebrauchen können. Unterdrückte Gefühle können langfristig einen ganz schönen Schaden anrichten!

Außerdem kann toxische Positivität uns den Eindruck geben, dass unsere Gefühle nicht berechtigt sind oder dass wir kein Recht dazu haben, uns „aufzuregen“. Dabei kann es sehr hilfreich sein, seine Gefühle auszudrücken und ihnen Raum zu geben. Oft geht es einem sofort viel besser, wenn mein seine Gedanken ausspricht, anstatt sie in sich hineinzufressen.

Leider wird es in unserer Gesellschaft schnell als negativ bewertet, wenn man offen über negative Gefühle spricht – dabei hat es nichts mit Jammern zu tun, wenn man ehrlich äußert, dass es einem nicht gut geht.

Besonders Menschen mit körperlichen oder psychischen Krankheiten erleben sehr häufig, dass die eigenen Schmerzen oder Befindlichkeiten als Jammern abgetan werden oder man so hingestellt wird, als würde man übertreiben. Das führt oft dazu, dass sich Betroffene jahrelang keine Hilfe holen und sie nicht die medizinische Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

Was können wir stattdessen tun?

Wir sollten es uns abgewöhnen, die Sorgen oder Schmerzen anderer Menschen kleinzureden. Auch wenn wir denken, dass es hilft, kann sich so etwas für die betroffene Person sehr schlecht anfühlen.

Anstatt zu sagen: „Ach, so schlimm ist das doch jetzt nicht“, können wir sagen:

„Ich verstehe was du meinst, das muss sehr schwierig sein.“

„Ich bin für dich da und ich unterstütze dich, wenn du mich brauchst.“

„Was kann ich für dich tun, um dich zu entlasten?“

„Ich bin da, um dir zuzuhören.“

Negativ bewertete Gefühle sollten normalisiert werden, denn sie gehören zum Leben dazu. Wir alle sollten uns bemühen, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich unsere Mitmenschen ernst genommen fühlen und in dem sie ihre Sorgen und Emotionen ehrlich ausdrücken können, ohne dafür verurteilt oder gar belächelt zu werden. Das ermöglicht uns, ein authentisches Leben zu führen –  ganz ohne unterdrückte Gefühle.

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